Bedeutung der ehemaligen Militärfläche Parks Range in
Lichterfelde Süd für die biologische Vielfalt im Land Berlin und für naturbetonte
Freizeit und Erholung und Empfehlungen zur ihrer weiteren Entwicklung
Einleitung
Im Zusammenhang mit einem möglichen Bebauungsvorhaben und einer damit
verbundenen städtebaulichen Neuordnung des etwa 100 ha großen Areals soll
mit dieser Stellungnahme ein fachlicher Beitrag zur Bedeutung und
Entwicklung der Fläche aus naturschutzfachlicher Sicht formuliert werden.
Sie knüpft an den Beschluss des
Sachverständigenbeirates für Naturschutz und Landschaftspflege zum ehemaligen
Militärgelände in Lichterfelde Süd vom 23.09.2010 an.
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Die am Rande der Stadt im Bezirk Steglitz-Zehlendorf gelegene Fläche wurde mehrere Jahrzehnte
bis 1994 von den Alliierten Streitkräften zu militärischen Übungszwecken genutzt.
Nach Aufgabe der militärischen Nutzung blieb die Fläche für die Öffentlichkeit
unzugänglich, und größere Teilflächen wurden mit Pferden beweidet. Auf
ungenutzten Teilflächen haben sich Vorwälder entwickelt.
Bereits zum Anfang der 1980er Jahre lagen erste Erkenntnisse über den
besonderen Wert der Parks Range als Lebensraum für seltene Amphibien- und
Vogelarten vor.
In der Vergangenheit gab es Bebauungsabsichten, die nicht umgesetzt worden
sind, aber zu einer Änderung des Flächennutzungsplanes geführt haben. In
diesem Rahmen wurden auch Biotopkartierungen und Bestandserhebungen zur
Flora und Fauna durchgeführt, mit denen der besondere naturschutzfachliche
Wert der ehemaligen Militärfläche genauer dokumentiert wurde.
Das Ziel dieser Stellungnahme besteht darin, die herausragende Bedeutung
der Fläche für Naturschutz und naturbetonte Erholung zusammenfassend
einzuschätzen und daraus Empfehlungen für die verantwortlichen Behörden
abzuleiten.
Naturschutzfachliche Grundlagen
Nach der Einstellung der militärischen Nutzung wurden verschiedene Biotopkartierungen und
Bestandsaufnahmen der Farn- und Blütenpflanzen und ausgewählter Tiergruppen
durchgeführt, die den besonderen Wert der Fläche für den Erhalt der Biologischen
Vielfalt dokumentieren. Zuletzt wurde 2010 im Auftrag der Vivico Real Estate GmbH vom
Planungsbüro Becker, Giseke, Mohren, Richard eine naturschutzfachlich- landschaftsplanerische
Untersuchung/Bestandsanalyse durchgeführt. Dabei wurde auch eine Aktualisierung der
Biotopkartierung und eine Erfassung ausgewählter Tiergruppen (Fledermäuse, Avifauna,
Amphibien, Reptilien, Heuschrecken und Grillen) beauftragt. Auf der Grundlage dieser
Bestandserhebungen wurde eine zusammenfassende landschaftsökologische Bewertung
durchgeführt.
[Ed: Fazit dieses BGMR-Gutachtens von 2010 mit Kritik daran]
Unter Berücksichtigung dieser Ergebnisse, den Ergebnissen des Tages der
Artenvielfalt, der aktuellen Bestandsaufnahme der Zielarten des
Florenschutzes, den Einschätzungen verschiedener Experten und anhand
dokumentierter Nachweise seltener und gefährdeter Tier- und Pflanzenarten
durch die Reitgemeinschaft Holderhof, soll im Folgenden der besondere Wert
der Fläche zusammenfassend verdeutlicht werden.
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Lichterfelde-Süd Allein schon die in Gelb angelegten Flächen sind ein bedeutsamer
Lebensraum für zahlreiche geschützte FFH-Arten und Rote-Liste- Arten (u.a. Pflanzen, Schmetterlinge, Bienen und
Wespen, Käfer, Kröten, Eidechsen, Vögel, Fledermäuse).
[Komplette Bewertungskarte]
[Bebaubarkeit laut CA-Immo]
Auszug aus: Naturschutzfachliche Bewertungskarte des Landesbeauftragten für Naturschutz
und Landschaftspflege vom 26.7.2012.
(Repro: 15.9.2012 khd) |
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Ergebnisse des Tages der Artenvielfalt
Am 15.6. und 16.6. 2012 fand auf dem Areal ein sogenannter Geo Tag der
Artenvielfalt statt. Innerhalb von 24 Stunden konnten von 20 Expertinnen
und Experten auf dem Gelände über 861 verschiedene Arten aus 16
verschiedenen Organismengruppen nachgewiesen werden. Eine Auswertung der
Ergebnisse hat ergeben, dass davon mehr als 100 Arten in den Roten Listen
der Länder Berlin und Brandenburg verzeichnet sind. Etwa 50 Arten gelten
bundesweit als gefährdet. Sowohl die Ergebnisse als auch die fachliche
Einschätzungen der beteiligten Experten unterstreichen die herausragende
Bedeutung der Fläche für den Erhalt der Biologischen Vielfalt im Land
Berlin.
Hinweis zu den gesetzlich besonders geschützten Biotopen
Die Biotopkartierung hat einen relativ geringen Anteil von etwa 10 % an
gesetzlich geschützten Biotopen an der Gesamtfläche ergeben (Becker et al.
2010). Obwohl die Weideflächen zahlreiche Arten der Frischwiesen und
Trockenrasen enthalten, konnten sie im Rahmen der Biotopkartierung zum
überwiegenden Teil nur den Frischweiden bzw. den ruderalen
Halbtrockenrasen zugeordnet werden, die keinem besonderen gesetzlichen
Schutz unterliegen. Dennoch sind diese Biotope naturschutzfachlich
aufgrund ihres Blütenreichtums, des hohen Anteils an gefährdeten Pflanzen-
und Tierarten und der Größe der Weideflächen als sehr hochwertig
einzustufen (vgl. beil.
naturschutzfachliche Bewertungskarte).
Farn- und Blütenpflanzen
Bei verschiedenen Untersuchungen wurden seit den 1980er Jahren bisher über
540 verschiedene Farn- und Blütenpflanzenarten auf der Fläche in
Lichterfelde Süd nachgewiesen. Am Tag der Artenvielfalt konnten 387
verschiedene Farn- und Blütenpflanzen ermittelt werden. Die tatsächliche
aktuelle Artenzahl liegt wahrscheinlich bei etwa 450 bis 500 Arten. Dies
entspricht etwa einem Drittel aller im Land Berlin etablierten wild
wachsenden Farn- und Blütenpflanzenarten. Der Anteil der Arten der Roten
Liste sowie der Anteil der Arten der Vorwarnliste liegt bei etwa 10 %.
Bedeutung für den Florenschutz in Berlin
Derzeit kommen auf dem Gelände 10 verschiedene Zielarten des Florenschutzes vor, die teils
größere Bestände bilden. Die aktuellen Daten wurden von der Koordinierungsstelle
Florenschutz zur Verfügung gestellt. Sieben verschiedene Arten konnten beim Tag der
Artenvielfalt bestätigt werden. Außerdem wurden noch weitere Bestände von Zielarten
des Florenschutzes entdeckt. Diese Erkenntnisse sind in die naturschutzfachliche Bewertungskarte
eingeflossen.
Besonders bemerkenswert ist das Vorkommen zahlreicher in Berlin vom Aussterben
bedrohter Pflanzenarten wie z. B. Sardischer Hahnenfuß (Ranunculus sarduus),
Golddistel (Carlina vulgaris), Acker-Leimkraut (Silene noctiflora),
Mäuseschwänzchen (Myosurus minimus), Acker-Filzkraut (Filago
arvensis) und Deutsches Filzkraut (Filago germanica). Letztere Art galt nach der
Roten Liste Berlins (Prasse et al. 2001) als verschollen. Aktuell konnten insgesamt 31
verschiedene Rote-Liste-Arten und 13 Arten der Vorwarnliste bestätigt werden.
Eine Reihe von attraktiv blühenden, teils gefährdeten Wiesen- und Trockenrasenarten sind
durch ein gezieltes Beweidungsmanagement gefördert worden. Hierzu zählen u. a. die
folgenden Pflanzenarten: Wiesen-Margerite (Leucanthemum ircutianum), Kriechende
Hauhechel (Ononis repens), Roter Zahntrost (Odontites vulgaris),
Moschus-Malve (Malva moschata), Echtes Tausendgüldenkraut (Centaureum
erytraea) und Heide-Nelke (Dianthus deltoides).
Als Fazit ist festzustellen, dass die Fläche aufgrund ihres Artenreichtums, des hohen Anteils
an Rote-Liste-Arten und durch das Vorkommen von 10 Zielarten des Florenschutzes eine
überdurchschnittlich hohe Bedeutung für den Erhalt der floristischen Vielfalt im Land
Berlin besitzt. Diese aktuellen Erkenntnisse zum Florenschutz ergänzen die Untersuchung von
Becker et al. (2010).
Auch am Beispiel der Brutvögel wird der hohe Stellenwert des Geländes deutlich. In
jedem Jahr brüten auf dem Gelände etwa 50 verschiedene Vogelarten. Becker et al. (2010)
nennen 51 verschiedene Brutvogelarten, davon 3 Arten, die auf der Roten Liste Berlin und 5 Arten die
auf der Vorwarnliste geführt werden.
Am Tag der Artenvielfalt konnten 44 Vogelarten nachgewiesen werden. Darunter sind
naturschutzfachlich besonders bemerkenswerte Arten wie z. B., Heidelerche (gefährdet),
Wendehals (stark gefährdet), Pirol (gefährdet), Braunkehlchen
(gefährdet) und Neuntöter, der als typische Vogelart struktur- und artenreicher
Offenlandschaften einzustufen ist. Die 2012 erfassten Reviere der vorstehend genannten
Brutvogelarten wurden in der naturschutzfachlichen Bewertungskarte eingetragen. Bemerkenswert sind
die zahlreichen Brutvorkommen des Neuntöters, der auf den mit Einzelgehölzen und
Gebüschen durchsetzten Weideflächen optimale Bruthabitate und ein reiches Nahrungsangebot
vorfindet. Nach Einschätzung von Ornithologen handelt es sich um ein Vogelbrutgebiet von
regionaler Bedeutung.
Mindestens 3 verschiedene Fledermausarten, die gemäß der der
FFH-Richtlinie (Anhang IV) besonders geschützt sind (Abendsegler,
Zwergfledermaus und Braunes Langohr) nutzen das Gelände als Nahrungsgäste (Becker et al.
2010).
Seit den 1980er Jahren wurden im Rahmen mehrerer Untersuchungen insgesamt
11 verschiedene
Amphibien- und Reptilienarten dieser teils nach der
FFH-Richtlinie der EU besonders geschützten Wirbeltierarten erfasst. Becker
et al. (2010) konnten 5 Amphibienarten und eine Reptilienart nachweisen. Unter
Berücksichtigung der aktuellen Kartierungen von Becker et al. (2010) sowie der
längjährigen Beobachtungen der Reitgemeinschaft kommen derzeit wahrscheinlich 7
verschiedene Amphibien- und 3 Reptilienarten auf dem Gelände vor. Besonders hervorzuheben sind
aktuelle Vorkommen der gemäß der
FFH-Richtlinie der EU besonders geschützten Arten wie der
Wechselkröte, der
Knoblauchkröte und des
Moorfrosches. Insbesondere
die Wechselkröte nutzt den größten Teil des Geländes, insbesondere die offenen
und halboffenen Flächen, als Sommerlebensraum. Mehrere Laichgewässer, die
Größe und Unzerschnittenheit der Fläche sind eine wichtige Voraussetzungen für
das Überleben dieser Amphibienarten.
Die nach der
FFH-Richtlinie besonders geschützte
Zauneidechse kommt nahezu
flächendeckend vor. Dabei ist das Mosaik aus halboffenen Flächen, Freiflächen und
besonnten Lichtungen eine wesentliche Voraussetzung für die weite Verbreitung. Bemerkenswert
sind auch einzelne Beobachtungen von
Ringelnattern, zuletzt im Jahr 2012 (A. Loba mündl.
Mitt.). Aufgrund des relativen Artenreichtums, der Größe und Unzerschnittenheit ist das
Gelände von überregionaler Bedeutung für diese Tiergruppen.
Am Beispiel der
Schmetterlinge spiegelt sich der Blüten- und Strukturreichtum der
Weideflächen wieder. Bisher wurden 38 verschiedene Tagfalterarten nachgewiesen. Das ist eine
vergleichsweise hohe Anzahl für Berlin. Während am Tag der Artenvielfalt bei
ungünstigen Witterungsbedingungen nur 14 Tagfalterarten beobachtet wurden, konnten bei der
stichprobenhaften Erfassung der nachtaktiven Schmetterlingsarten 36 verschiedene Arten ermittelt
werden. Nach Experteneinschätzung ist davon auszugehen, dass das Gelände für
Schmetterlingsarten ein Lebensraum von überregionaler Bedeutung ist. Hervorzuheben ist das
Vorkommen des
Großen Feuerfalters, einer Art des Anhanges 2 der europäischen
FFH-Richtlinie .
Er profitiert vom relativ häufigen Vorkommen seiner Nahrungspflanzen, des
Stumpfblättrigen Sauerampfers (
Rumex obtusifolius) und des Krausen Sauerampfers
(
Rumes crispus), die auf einzelnen Flächen häufiger auftreten, da diese
Pflanzenartenarten durch die Nutzung der Pferde- und Trampelkoppeln gezielt gefördert
werden.
Den besonderen Wert des Areals für licht- und wärmeliebende
Insektenarten kann auch
am Beispiel der nachgewiesenen Heuschrecken und Grillen verdeutlicht werden. Mit bisher 25 Arten
kommen hier mehr als die Hälfte der im Land Berlin aktuell nachgewiesenen Arten vor. Von
Becker et al. (2010) wurden 20 Heuschreckenarten festgestellt, darunter zwei Arten der Roten Liste
Berlins und vier Arten der Vorwarnliste. Besonders bemerkenswert ist das Vorkommen der
Italienischen Schönschrecke, die nach der Berliner Roten Liste als ausgestorben galt, sich aber
inzwischen an mehreren Stellen im Berliner Stadtgebiet wieder etablieren konnte. Am Tag der
Artenvielfalt konnten trotz ungünstiger Erfassungsbedingungen 11 verschiedene Arten registriert
werden.
Insgesamt wurden am Tag der Artenvielfalt innerhalb weniger Stunden 90
Bienen- und
Wespenarten im Untersuchungsgebiet festgestellt. 66 Arten wurden bereits in der
Erstuntersuchung im Jahr 2000 für das Gebiet angeführt (Saure 2012, schriftl. Mitt.).
Die übrigen 24 Arten wurden erst danach oder sogar erstmalig am Tag der Artenvielfalt im Gebiet
festgestellt.
Unter den 90 Arten befinden sich 16 Arten der Roten Liste Berlins, davon 4 vom Aussterben bedrohte
und 4 stark gefährdete Arten. 3 Arten waren zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Roten
Listen noch nicht für Berlin bekannt bzw. wurden noch nicht als eigenständige Arten
angesehen. Insgesamt zeichnet sich das Untersuchungsgebiet durch bemerkenswerte und artenreiche
Stechimmen-Bestände aus. Der interessanteste Fund am Tag der Artenvielfalt war die
Faltenwespe
Ancistrocerus renimaculata, die bisher für Berlin ausschließlich aus dem Botanischen
Garten in Dahlem bekannt war (letzter Fund 1994, vgl. Saure 2005).
Wirbellose Organismengruppen wie Schmetterlinge, Bienen und Wespen, Blatt- und Rüsselkäfer
profitieren in besonderem Maße von den struktur- und blütenreichen
Weideflächen.
Bedeutung für den Biotopverbund
Das Gelände hat aufgrund seiner Größe sowie mit einer direkten Anbindung an den
ehemaligen Mauerstreifen und an eine Bahntrasse gute Voraussetzungen für den Biotopverbund.
Aktuell sind eine Reihe von Zielarten des Biotopverbundes nachgewiesen. Hierzu zählen:
Feldhase, Zauneidechse, Knoblauchkröte, Moorfrosch,
Blauflüglige Ödlandschrecke, Schwalbenschwanz, Glänzende
Binsenjungfer und Sechsfleck-Widderchen.
Bedeutung der Fläche für den Erhalt der Biodiversität im Land Berlin
Die Gründe für die besondere Biologische Vielfalt des Areals liegen nicht
nur an der militärischen Vornutzung und an der Größe und
Unzerschnittenheit der Fläche, sondern vor allem im gezielten
Weidemanagement, mit dem die Biotop- und Strukturvielfalt erhalten und
entwickelt werden konnte.
Hervorzuheben ist das Vorkommen zahlreicher Arten gemäß der
FFH-Richtlinie europaweit besonders geschützter Arten, der hohe Anteil an
Rote-Liste-Arten und bundesweit besonders geschützter Arten bei mehreren Organismengruppen
sowie das konzentrierte Vorkommen von Zielarten des Florenschutzes und des Biotopverbundes.
Im Bezirk Steglitz-Zehlendorf aber auch im angrenzenden Land Brandenburg findet sich zwischen der
Berliner Stadtgrenze und dem Autobahnring keine vergleichbare Fläche ähnlicher
Größe mit einem ähnlich bemerkenswerten Biotop- und Artenspektrum.
Erfolgreiche Landschaftspflege durch ein gezieltes Beweidungsmanagement
In Folge der ehemaligen militärischen Nutzung ist durch ein gezieltes
Beweidungsmanagement eine für Berlin einmalige, reich strukturierte
Landschaft erhalten und entwickelt worden, in der überdurchschnittlich
viele gefährdete licht- und wärmeliebende Arten der blütenreichen
Trockenrasen und ruderalen Halbtrockenrasen sowie der Frischweiden und
Frischwiesen vorkommen. Dadurch konnten hier zahlreiche Pflanzen und
Tierarten überleben, die in der angrenzenden intensiv genutzten
Agrarlandschaft oder in den bebauten Bereichen Berlins bereits
verschwunden sind.
Die so entstandene landschaftlich attraktive Weidelandschaft ist als ein
bundesweit selten gewordenes Relikt der Kulturlandschaft einzustufen.
Aufgrund der hohen naturschutzfachlichen Bedeutung solcher Weidelandschaften sind in Deutschland in
den vergangenen Jahren verschiedene Beweidungsprojekte mit finanzieller Unterstützung des
Bundesamtes für Naturschutz durchgeführt worden, die als sogenannte Erprobungs- und
Entwicklungsvorhaben die Auswirkungen der Beweidung mit unterschiedlichen Weidetieren untersucht
haben. Die bisher bekannten Ergebnisse belegen neben einem positiven Einfluss von Weidetieren auf
die Entwicklung der Biologischen Vielfalt auch positive Auswirkungen für Erholung und
Tourismus. Auf der ehemaligen Militärfläche in Lichterfelde Süd liegen aus
naturschutzfachlicher Sicht nach 12 Jahren Beweidungsmanagement mit Pferden bereits eindrucksvolle
Ergebnisse vor. Durch ein gezieltes Weidemanagement mit Pferden ist eine für den Erhalt der
biologischen Vielfalt besonders bedeutsame Fläche entwickelt worden.
Naturschutzfachliche Bewertungskarte
Für die beiliegende naturschutzfachliche Bewertungskarte wurden die
aktuellen Erkenntnisse über die Verbreitung der folgenden besonders
naturschutzrelevanten Arten bzw. Organismengruppen ausgewertet und
räumliche Schwerpunkte identifiziert:
- Vorkommen von Vogelarten der Roten Liste.
- Nahrungs- und Reproduktionsraum der FFH-Art Wechselkröte.
- Nahrungs- und Reproduktionsraum der FFH-Art Zauneidechse.
- Schwerpunktlebensräume der FFH-Art Großer Feuerfalter.
- Lebensraum von Rote-Liste-Arten verschiedener wirbelloser
Organismengruppen (u. a. Schmetterlinge, Bienen und Wespen, Blatt- und
Rüsselkäfer).
- Vorkommen von Zielarten des Florenschutzes.
Zu den vorstehend genannten Themen wurden einzelne Bewertungskarten
erstellt, die bei Bedarf zur Verfügung gestellt werden können.
Empfehlungen an den Bezirk Steglitz-Zehlendorf und
an die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt
1. Die ehemalige Militärfläche Parks Range in Lichterfelde Süd ist aus
Gründen des Arten- und Biotopschutzes eine einmalige Fläche im Bezirk Steglitz-Zehlendorf.
Die bisherige Nutzung als Weidelandschaft hat zu herausragenden Biotopstrukturen und zu einem sehr
attraktiven Landschaftsbild geführt. Daher kann die Fläche auch zukünftig in
erheblichem Maß für nachhaltige, naturbetone Freizeit- und Erholungsaktivitäten
genutzt werden.
2. Um diese hervorragenden Qualitäten zu erhalten, sollte ein möglichst großer Teil
des ehemaligen Militärgeländes unter Landschaftsschutz gestellt werden.
3. Darüber hinaus wäre ein Konzept erstrebenwert, das aufzeigt, (a) wie die
Qualitäten des Geländes durch ein Weidemanagement erhalten werden können und (b) wie
es für die ruhige Erholung und als Grüner Lernort für Kinder und Erwachsene
erschlossen werden kann.
Hier könnte u. a. das Thema biologische Vielfalt anschaulich vermittelt und erlebt
werden. Da die bisherige Nutzung und Landschaftspflege durch die Reitgemeinschaft Holderhof aus
naturschutzfachlicher Sicht sehr erfolgreich war, liegt es nahe hieran anzuknüpfen.
Darüber hinaus wäre auch eine Nutzung des Geländes für Einzelprojekte wie
pädagogisch betreute Jugendgruppen oder Seniorensportgruppen möglich.
4. Zur Unterstützung der empfohlenen Abgrenzung und Ausweisung eines
Landschaftsschutzgebiete wird auf die der Stellungnahme beiliegende
naturschutzfachliche Bewertungskarte verwiesen.
Prof. Dr. Ingo Kowarik
Wichtige Links dazu:
[
In Lichterfelde-Süd lebende FFH-Arten] (PLS-Portal)
[
FFH-Richtlinie von 1992] (Geltendes EU-Recht)
[
Vogelschutz-Richtlinie von 1979] (Geltendes EU-Recht)
[
FFH-Arten in Deutschland] (khd-research.net)