PLS-Logo |   Dies & Das zur Stadtplanung — Teil 3.1
  (Natur & Erholung 1)

khd
    Stand:  5.9.2014   (210. Ed.)  –  File: PLS/Ex/PLS_Dies-Das_03.html



Diese Seite ist Teil des Bürger-Portals zur Stadt(ver)planung in Lichterfelde-Süd. Giesensdorf – wie Lichterfelde-Süd früher hieß – ist seit jeher das Stiefkind der (Bezirks-) Politiker. Manche von ihnen wissen noch nicht mal, wo „Giesensdorf“ überhaupt liegt — und entscheiden dennoch über gravierende Bauleitplanungen in dieser Gegend. Man schob und schiebt dort gerne etwas hin, was man in den feineren Wohnquartieren des Bezirks nicht so gerne sieht. [Ständig benachteiligt!]

  Lichterfelde-Süd / Giesensdorf
Ständig benachteiligt!
Eine Abrechnung
 
Auf den „Dies & Das“-Seiten sind Anfragen, Fakten, Schriftwechsel sowie aufschlußreiche Begebenheiten dokumentiert. Der Schwerpunkt dieses 3. Teils ist die Ökologie (Flora, Fauna, Biotope und Landschaftsplanung).

Die Texte, Daten und Fakten stammen aus verschiedenen Quellen, die jeweils angegeben sind. Dabei gilt der allgemeine CopyRight-Hinweis. Archivort ist Houston (USA), wo das „fair use“-Prinzip gilt. Sämtliche Links wurden redaktionell hinzugefügt. Hier sind dokumentiert und manches auch in [Ed:...] kommentiert:

I n h a l t :       [1. Teil]   [2. Teil]   [3. Teil]  
khd-Page


Landschaftsplanung vor Bauleitplanung!

Landschaftsplanung vor Bauleitplanung
^   Immer wenn ein Bebauungsplan ansteht und es offensichtlich ist — wie in Lichterfelde-Süd, daß damit eine erhebliche Naturzerstörung einhergehen würde, muß ein gesetzliches Landschaftsplanverfahren vorgeschaltet werden, um die Belange und Ansprüche der Allgemeinheit sorgfältig abklären zu können.   (Grafik: 2010 – khd-research)

      Das in den 1970er-Jahren vom Bund und Land neu entwickelte Landschaftsplanungsrecht dient der Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen von Menschen, Tieren und Pflanzen. Deshalb dürfen im Landschaftsplanverfahren noch keinerlei Kompromisse in Hinsicht auf irgendwelche Ansprüche der Flächennutzung gemacht werden.

      Sollte sich im Landschaftsplanverfahren herausstellen, daß Teile des Gebiets unter (Natur-) Schutz gestellt werden müssen, dann muß der Bezirk unverzüglich die entsprechenden Rechtsverordnungen erarbeiten, die der Senat erlassen muß. Außerdem muß der Senat ggfs. das Artenschutzprogramm, das Landschaftsprogramm und den Flächennutzungsplan den neuen Erkenntnissen anpassen, bevor mit einem konkreten Bebauungsplanverfahren — der begehrten Baurechtschaffung — begonnen wird. [
Berliner Naturschutzgesetz von 2008]

      Im Bezirk Steglitz-Zehlendorf scheint dieses Wissen verlorengegangen zu sein. Sogar in Bayern weiß man das, wie das Beispiel Aschaffenburg zeigt. Auch in der benachbarten Stadt Teltow weiß man vom Wert einer soliden Landschaftsplanung.

[Was ist ein Landschaftsplan?]



C O M P I L I E R - V E R S U C H
Flora und Fauna in Lichterfelde-Süd
Was ist bislang an wichtigen Arten sicher bekannt?  1)
• = Geschützte Art nach BArtSchV  12) | * = Steht in ROTER LISTE  4)
# = Eine Zielart des Berliner Florenschutzes.
Bei den mit einem ? markierten Arten besteht noch eine gewisse Unsicherheit.
   F l o r a   (Pflanzenwelt)    F a u n a   (Tierwelt)
Nr. P f l a n z e n Art Anm.
1. Acker-Leimkraut #       
2. Ahorn B    
3. Akazie B    
4. Bärentraube K    
5. Berberitze G    
6. Birke B    
7. Blauer Natternkopf Blu    
8. Blaustern      
9. Ehrenpreis      
10. Eibe G    
11. Eiche B    
12. Eisenhut •   Blu    
13. Erle B    
14. Espe (Zitter-Pappel) B   8
15. Farne (div. Arten) •        
16. Feld-Ahorn G    
17. Filzkraut (2 Arten) # * K   10
18. Fingerhut Blu    
19. Flockenblume Blu    
20. Frauenflachs (Echtes Leinkraut) ? K   5
21. Frühlings-Küchenschelle • ? K   5
22. Frühlings-Safran Blu    
23. Gelber Lein K    
24. Gipskraut K    
25. Glockenblume Blu    
26. Golddistel # *      
27. Grasnelke Blu    
28. Greiskraut K    
29. Hahnenfuß (2 Arten) • # *     13
30. Holunder G    
31. Hunds-Rose (Heckenrose) Blu    
32. Kiefer B    
33. Kleine Eberwurz #       
34. Königsfarn F    
35. Korb-Weide B    
36. Krokus •   Blu    
37. Kronen-Nachtkerze • Blu    
38. Kuckucksblume * Blu   6
39. Leberblümchen Blu    
40. Leimkraut * K    
41. Lein      
42. Löffelkraut •   K    
43. Märzbecher Blu    
44. Mäuseschwänzchen # *      
45. Mittlerer Weißdorn #       
46. Moltebeere      
47. Nachtkerze Blu    
48. Narzissen Blu    
49. Nelken (div. Arten) • Blu    
50. Niedrige Schwarzwurzel • ?     5
51. Nordisches Labkraut ? K   5
52. Platterbse      
53. Primel •   Blu    
54. Robinie G    
55. Sand-Strohblume Blu    
56. Schafgarbe K    
57. Scharfkantiges Lauch • ?     5
58. Schlangenäuglein #       
59. Schwalbenwurz ? K   5
60. Schwarz-Pappel # * B    
61. Schwertlilie Blu    
62. Silberdistel      
63. Sonnenröschen Blu    
64. Straußenfarn F    
65. Tannenwendel #       
66. Tausendgüldenkraut K    
67. Tulpen Blu    
68. Ulmen (div. Arten) B    
69. Veilchen Blu    
70. Weide (div. Arten) B    
71. Weißdorn G    
72. Wiesen-Schaumkraut * Blu    
73. Wiesen-Schwertlilie Blu    
74. Wilde Möhre      
75. Wilder Wein      
76. Zwergmispel      
 
  N a c h z u t r a g e n :
0.          
0.          
0.          
Nr. T i e r e Art Anm.
1. Aurora-Falter Sch    
2. Bachstelze V    
3. Baumpieper V    
4. Beißschrecke H    
5. Blauflügelige Ödlandschrecke H    
6. Brachpieper V    
7. Braunkehlchen * V   7
8. Buchfink V    
9. Dachs ? S   5
10. Dorngrasmücke V    
11. Erdkröte A    
12. Eule V    
13. Fasan V    
14. Feld-Hase S   7
15. Feld-Lerche V    
16. Feld-Sperling V    
17. Feuerfalter Sch    
18. Fledermaus (mind. 3 Arten) • S    
19. Fuchs S   *  7
20. Girlitz V    
21. Goldammer V    
22. Goldkäfer • * K    
23. Grasfrosch A    
24. Grauspecht V    
25. Grünspecht V    
26. Haubenlerche • * V   7
27. Heide-Lerche • * V    
28. Heide-Schrecke H    
29. Igel S    
30. Kiebitz V    
31. Kieferntangar V    
32. Knoblauchkröte • * A    
33. Körnerbock • * K   5
34. Kreuzkröte • * A    
35. Kuckuck V   7
36. Mäuse-Bussard V    
37. Moorfrosch A    
38. Nachtigall V   7
39. Neuntöter V    
40. Pirol * V    
41. Rebhuhn V    
42. Ringelnatter R   11
43. Rotkehlchen V    
44. Sandlaufkäfer • * K    
45. Scharlachlibelle • * L    
46. Schönschrecke H    
47. Schwalbe V   2
48. Schwalbenschwanz Sch    
49. Sechsfleck-Widderchen Sch    
50. Sperbergrasmücke V    
51. Sumpfrohrsänger V    
52. Teich-Frosch A    
53. Teich-Molch A    
54. Turmfalke V   3
55. Wechselkröte A    
56. Weißling Sch    
57. Wendehals • * V    
58. Wiedehopf V    
59. Wildbiene I    
60. Wildschwein S    
61. Zauneidechse • * R   79
62. Zaunkönig V    
63. Zilpzalp V    
64. Zwergeidechse R   9
65. Zwerglibelle • * L    
 
  N a c h z u t r a g e n :
0.          
0.          
0.          
Hinweis:
Das FUGMANN/JANOTTA-Gutachten enthält im Anhang umfangreiche Arten-Listen,
die aber mit Sicherheit auch noch nicht vollständig sein werden.
Tier-Arten:   A = Amphibien, I = Insekten, H = Heuschrecken, K = Käfer, L = Libellen, R = Reptilien, S = Säugetiere, Sch = Schmetterlinge, V = Vögel.

Pflanzen-Arten:   B = Bäume, Blu = Blumen, F = Farne, G = Gehölze, K = Kräuter.
Allein die Vegetations-Liste der zwischen 1982 und 1984 im Nordteil festgestellten Pflanzen umfaßt 562 Arten.

Farb-Marken:   ROT = Vermutlich hier augestorben, GRÜN = 2012 beobachtet, xxx = xxxxxx.

Anmerkung:   Übrigens, beim Anfertigen dieser Tabelle zeigte sich erneut, wie wertvoll die tolle Arbeit der Wikipedianer für die Wissensvernetzung ist.

Fußnoten:
  1) Die hier gelisteten Arten sind ganz sicher unvollstàndig. So sollen hier u. a. über 35 Vogelarten und 66 Arten an Laufkàfern noch heimisch sein.
  2) Diese Zugvögel nisten auf Balkonen der angrenzenden Hochhäuser. Die Insekten-Vielfalt im Planungsgebiet liefert ihnen reichlich Nahrung.
  3) Ein Turmfalken-Pärchen hatte das Dach des höchsten Hochauses zum Bau eines Horsts auserkoren.
  4) Die Markierung der Rote-Liste-Arten ist noch nicht vollständig erledigt.
  5) Beobachtung von 1983/84. Durchgestrichenes wurde 2012 nicht mehr angetroffen.
  6) „Kuckucksblume“ ist die volkstümliche Bezeichnung fürs „Wiesen-Schaumkraut“ (Cardamine pratensis).
  7) Im Sommer 2012 beobachtet (siehe auch Marken).
  8) Die Espe hat eine enorme Bedeutung für die Entwicklung einer vielfältigen Schmetterlings-Population.
  9) Wurde mehrfach auch im Bereich des Gewerbegebiets am Landweg beobachtet.
10) Acker-Filzkraut (Filago arvensis) + Deutsches Filzkraut (Filago germanica).

11) Im Aug. 2014 wurde erneut eine Ringelnatter (Natrix natrix) beobachtet.
12) Abgleich mit der akt. Fassung der BArtSchV (Stand: 21.1.2013) im Sep. 2014 erfolgt.
13) Rauer Hahnenfuß (Ranunculus sardous) + Sardischer Hahnenfuß (Ranunculus sarduus).
14) xxx.



F R Ü H E R   W U S S T E N   G R Ü N E ,   W A S   S A C H E   I S T

Die ökologische Bedeutung von Lichterfelde-Süd

Aus: Steglitz zum Mitmachen – Die Fraktion der Alternativen Liste im Abgeordnetenhaus informiert, 15. September 1984, Seite 5 (AL-Sonder-Info Nr. 2). Dieser Artikel ist noch heute (2012) in seinen Kern-Aussagen korrekt. Natürlich haben diese ‚Alt-GRÜNEN‘ in diesem Sonder-Info auch sorgfältig die Quellen angegeben, aus denen sie ihr Wissen schöpften. Das sind vor allem die unter
Nr. 2 bis Nr. 8 in der Tabelle der erfolgten Untersuchungen angegebenen Studien.


LICHTERFELDE-SÜD (wop). Bereits die bisher durchgeführten wissenschaftlichen Untersuchungen im Landschaftsraum Lichterfelde-Süd lassen dessen ökologische Bedeutung erkennen.

Lichterfelde-Süd liegt auf der Teltower Hochfläche am Südufer des Bäke-Fließtales (heute: Teltowkanal). In dem aufgrund seines fruchtbaren Mergelbodens früher landwirtschaftlich genutzten Planungsgebiet haben sich bestimmte wertvolle Pflanzengesellschaften relativ ungestört entwickelt und erhalten können. Sie sind die Lebensgrundlage für die dort heimische Tierwelt.

Pflanzen:
      Flächenhaftes Naturdenkmal -- 1984
^   Diese Teilfläche (13) wurde 1984 von allen Experten als besonders schützenswert beurteilt und sollte deshalb im XII-L2 ein eingezäuntes Naturschutzgebiet werden („Flächenhaftes Naturdenkmal“).   (Grafik: 2011 – khd-research)
Südlich des Gewerbegebiets [am Landweg] wurden insgesamt 190 verschiedene Pflanzenarten gezählt. Davon sind 19 Arten in Berlin bereits sehr selten oder gefährdet (Rote Liste), und die Hälfte gilt nach der Bundes-Artenschutzverordnung von 1980 als „besonders schutzwürdig“. Ein Teil dieser Fläche ist besonders wertvoll, da hier ein Feuchtgebiet mit vielfältigen Vegetationstypen und ein wildwachsender Halbtrockenrasen vorkommen. Von den 270 auf dem Bahngelände vorgefundenen Pflanzenarten sind 13 % in Berlin selten oder gefährdet. [Ed-2012: Ingesamt wurden 1982–1984 562 Pflanzenarten festgestellt — und das nur im Nordteil des heutigen Planungsgebietes (also ohne den „Parks Range“)].

Von den im Planungsgebiet vorzufindenden Pflanzen sind nur rund 25 % neu eingebürgerte Pflanzen. Das sind Pflanzen, die erst seit dem 16. Jahrhundert in Mitteleuropa heimisch geworden sind. Damit ist der Anteil geringer als auf dem vergleichbaren Schöneberger Südgelände. Das spricht für eine sehr naturnahe, vom Menschen bisher wenig gestörte Vegetationsentfaltung in Lichterfelde-Süd.

Gehölze:
Allein im Gewerbegebiet am Landweg wurden 44 verschiedene Baum- und Großstrauch-Arten festgestellt. Hier sind überwiegend standortgerechte Arten (z. B. Berberitze, Feld-Ahorn, Weißdorn, Hundsrose, Holunder) vorhanden. Dadurch hat dieses Gebiet, das zusätzlich durch heckenartige Vegetationselemente gegliedert ist, als Lebensraum für Brutvögel eine große Bedeutung. Südlich des Feuchtgebiets ist die Hälfte der Fläche mit Gehölzen bestanden, die bereits Vor-Waldcharakter haben.

      Braunkehlchen
^   Braunkehlchen (Saxicola rubetra).   (Foto: xxx – wikipedia)
Ebenfalls ist das Bahngelände [der Anhalter Bahn] auf dem Wege zur Wiederbewaldung. Der größte Teil des Gehölzbestandes im gesamten Planungsgebiet ist ökologisch wertvoll.

Vögel:
Lichterfelde-Süd ist noch ein Vogelparadies. Die Bewaldung, die Vegetation von Hecken, Hochstauden und die Pferdekoppeln sind gute Voraussetzungen für ein hervorragendes Vogelrevier. Noch über 35 Vogelarten finden hier am Stadtrand ideale Lebensbedingungen. Darunter sind auch in Berlin selten gewordene Arten (z. B. Feldlerche, Braunkehlchen, Fasan, Bachstelze, Dorngrasmücke, Kuckuck, Nachtigall).

Beobachtet wurde, daß im Planungsgebiet noch 20 Vogelarten brüten. Eine ähnlich hohe Artenvielfalt findet man nur noch im Botanischen Garten [Unter den Eichen] und in alten Villenvierteln. Die Steglitzer Innenstadt ist dagegen schon auf 8 Arten verarmt.

Säugetiere:
      Kreuzkröte
^   Kreuzkröte (Bufo calamita), gut zu erkennen am gelben Strich. Sie soll angeblich in Lichterfelde- Süd ausgestorben sein, gibt’s aber 2011 noch in Pankow...   (Foto: xxx – wikipedia)
Eine Untersuchung steht noch aus.

Insekten:
Im Gebiet ist eine überdurchschnittlich hohe Artenvielfalt an Käfern (z. B. Laufkäfer: 66 Arten) — auch seltene — anzutreffen.

Nicht untersucht worden sind die Artenvielfalt von Libellen, Spinnen und Schmetterlingen. Aufgrund ähnlicher Biotopansprüche kann aber davon ausgegangen werden, daß die Artenvielfalt [bei diesen Arten und] an Insekten allgemein hoch ist.

Lurche und Kriechtiere:
Das Fehlen von Straßen sowie das Feuchtgebiet haben dazu geführt, daß einige seltene Froschlurch-Arten [wie Kreuzkröte und Wechselkröte] hier ideale Laichbedingungen vorfinden.


Ein Fazit aus Sicht von 2012

LICHTERFELDE-SÜD – 31. Mai 2012 (khd/pep). Festgehalten werden muß zunächst, daß dieses ‚grüne‘ Wissen ums Planungsgebiet in Lichterfelde-Süd der VdeR aka VIVICO eindeutig bekannt war. Und mal eine ordentliche Aktenablage vorausgesetzt, müssen diese wichtigen Erkenntnisse zur ökologischen Bedeutung von Lichterfelde-Süd auch der heutigen Grundstückseigentümerin „CA Immo“ bekannt sein.

Wie konnte es da überhaupt passieren, daß man diese wissenschaftlich fundierten Erkenntnisse nicht würdigte und um 2009/10 damit begann, dort einen großen naturzerstörenden
18-Loch-Golfplatz zu planen? Zwar will man heute bei der CA nichts mehr von den Golf-Plänen wissen, aber wie heißt es in einem alten deutschen Sprichwort so treffend: „Wer einmal Falsches plant, dem glaubt man nicht, auch wenn er dann . . .“.

So ist das Mißtrauen der Anwohner sehr groß, zumal viele von ihnen bereits seit 2004 hautnah erleben durften, was von Aussagen und Verprechungen eines Finanzinvestors zu halten ist: Nichts! (2004 wurde die GSW samt südlichem Hochhausteil der Thermometer- Siedlung vom Berliner Senat an die US-Heuschrecke „Cerberus“ verkauft). Die „CA Immo“ hätte also mit einer ganz besonderen vertrauensbildenden Maßnahme im Gepäck zum Dialog mit den Bürgern am 19. April 2012 anreisen müssen. Aber das geschah nicht.

Auch wenn die auf dieser Seite dargelegten ökologischen Fakten (noch vorwiegend) den Status in den 1980er-Jahren beschreiben, muß angesichts der Ungestörtheit davon ausgegangen werden, daß die Natur dort in rund 30 Jahren noch artenreicher und damit wertvoller geworden ist.

Außerdem ist zu beachten, daß in obigen Erkenntnissen kaum die Flora und Fauna des Truppenübungsplatzes („Parks Range“) vorkommt, da dieser damals noch in Betrieb war und außerhalb jeglicher Planungsabsichten lag. Es soll zwar neuere ökologische Untersuchungen zum gesamten Gebiet geben, aber der/die Auftraggeber hat/haben deren Ergebnisse bislang nicht veröffentlicht, obwohl wir heute dafür das Internet (und das PDF-Format) haben.
[Das Fazit des BGMR-Naturschutz-Gutachtens von 2010 mit Kritik]

Viele Immobilien-Unternehmen heften sich heute zur Image-Aufpolierung den aus der Forstwirtschaft stammenden Begriff der „Nachhaltigkeit“ plakativ an die Brust — so auch die „CA Immo“. Aber alleine schon die Tatsache des Zeichnens dieser Golfplatzpläne für Lichterfelde-Süd hat klar bewiesen, daß die „CA Immo“ nichts von ökologischer Nachhaltigkeit verstanden hat. Und das sollte sich nun in nur wenigen Monaten grundlegend geändert haben?

Die „CA Immo“ muß auch noch schleunigst lernen, daß Lichterfelde-Süd im „Außenraum“ (Außenbereich) Berlins liegt, wo mit ‚gewachsener‘ Natur ganz besonders nachhaltig umgegangen werden muß — auch im bestehenden Gewerbegebiet am Landweg. Aber auch im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf scheint sich das noch nicht so recht rumgesprochen zu haben, sonst hätten die längst mit einem sorgfältigen Landschaftsplanverfahren für Lichterfelde-Süd begonnen.
[Bewertung von Lichterfelde-Süd durch den Naturschutzbeauftragten vom Juli 2012]



Biotope in Lichterfelde-Süd


LICHTERFELDE-SÜD – 3. Juni 2012 (khd/pep). Will man eine ordentliche Stadtplanung durchführen, reicht es nicht aus, nur auf die in einem Gebiet lebenden Tier- und Pflanzen-Arten zu schauen. Es kommt auch noch auf den Kontext an, in dem diese Arten existieren und sich oft auch gegenseitig bedingen. Es müssen also auch die vorhandenen Biotope und deren Verbund sehr sorgfältig untersucht werden.

Durch die Untersuchungen von Anfang der 1980er-Jahre des nördlichen Teils des heutigen Planungsgebiets ist bereits bekannt, daß dieses wg. der vorhandenen Biotope nur sehr eingeschränkt baulich nutzbar ist. So stellte der Landschaftsarchitekt
Martin Seebauer im September 1984 in einem Gutachten fest: „Wie die Bestandsaufnahme und die ökologischen Untersuchungen zeigen, fordert die differenzierte ökologische Struktur des Gebietes auch eine differenzierte Nutzung, die im Bebauungsplan- Entwurf, der eine formale Flächenaufteilung vorsieht, in keiner Weise Rücksicht findet.“

Biotop-Verbunde in Lichterfelde-Süd
Was ist bislang an wichtigen Biotopen sicher bekannt?
PG = Planungsgebiet Lichterfelde-Süd | LSG = Landschaftsschutzgebiet
Nr. Lage B i o t o p   (Teilgebiet) Bemerkungen Anm.
1. Südl. PG LSG „Diedersdorfer Heide und Großbeerener Graben“ im Land Brandenburg seit dem 7.4.1998 mit dem „Osdorfer Wäldchen“. [Karte]   Verordnung: 791-8am. Dieses rund 5.500 ha große LSG reicht in Lichterfelde-Süd bis an die Berliner Landesgrenze („Mauerweg“). 5
2. Östl. PG Dauerkleingarten-Kolonie und Park „An der Rodelbahn“.   Getrennt durch Osdorfer Straße.  
3. PG: NO Durchgrüntes kleinteiliges Gewerbegebiet am Landweg.   Dieses ist derzeit ein Paradies für Brutvögel, was erhalten bleiben sollte. 1
4. PG: N Pferdehaltung durch den „Holderhof“ an der Réaumurstraße 17–19.   Wertvolle Landschaftspflege durch Pferdebeweidung.  
5. PG: SW Reste der Ruderal-Vegetation des Bahngeländes.   Beim Wiederaufbau der Anhalter Bahn wurde die Natur dort nicht komplett vernichtet.  
6. PG: SW Kleiner naturnaher Kiefernwald südlich des alten Teltow-Osdorfer-Weges.   Das ist ein Wald von 12,4 ha! Etwas unklar ist derzeit, wem der Wald gehört. 6
7. PG: NW Historischer Stangenpfuhlgraben wie in der Karte von 1899 oder der Karte von 1906 dargestellt.   Dieser kleine Bach hat seinen Ursprung im Planungsgebiet, ist aber in dessen Nordteil verrohrt, was der Korrektur bedarf.  
8. PG: NW Industrie-Steppe (Nahezu-Ödland) in der Nähe des S-Bahnhofs Lichterfelde-Süd.   Standort der früheren Umweltfrevler Fa. Gottschol-Stamet, Fa. Kienbaum und Fa. Sosta. Gibt’s hier Altlasten?  
9. PG: Mitte Feuchtbiotop mit Flutmulden, die (sehr) seltenen Amphibienarten idealen Lebensraum bieten.   Keine Frage: Hier ist voller Naturschutz angesagt. 2
7
10. PG: Mitte Gelände mit Trockenrasen auf dem „Parks Range“.   Mit wertvoller Tier- und Pflanzenwelt.  
11. PG: Mitte Gelände der früheren US-Geisterstadt „Doughboy City“.   Nach dem US-Truppenabzug von 1994 wurde diese Nahkampf- Übungsstadt abgerissen und planiert. Gibt’s hier noch Altlasten? 4
12. PG: Mitte Gelände der früheren Motor-Cross- Rennen nordöstlich der „Geisterstadt“.   Hier fanden in den 1970er-Jahren erhebliche Erdbewegungen statt, so daß sich hier eine besondere Vegetation ausgebildet haben könnte.  
13. PG: Mitte Halboffene Weidelandschaft im nördlichen Teil von „Parks Range“.   Es gibt die klare Empfehlung des Naturschutzbeirats von 2010: Landschaftsschutzgebiet (LSG).  
14. PG: Mitte Pfuhle bzw. Teiche im Zentrum des Planungsgebiets.   Offensichtlich bilden sich diese in Abhängigkeit vom anfallenden Niederschlag.  
15. PG: SO Ex-Appellplatz der U.S.-Army an der Osdorfer Straße.   Diese Fläche ist bodenversiegelt.  
16. PG: S Alter Teltow-Osdorfer-Weg.   Öffentliches Straßenland.  
17. Nördl. PG Stangenpfuhlgraben in der Thermometer-Siedlung.   Dieser um 1970 beim Bau der Siedlung steril angelegte Bachlauf wurde später renaturiert.  
18. Nördl. PG Sportgelände auf dem Dreieck zwischen Réaumurstraße und Landweg.   Fast vollständig bodenversiegelt. Kunststoffrasen auf dem Sportplatz.  
0.   Was fehlt noch?      
  1) Der bezirkliche L-Plan-Entwurf XII-L2 hat hier bereits 1984 wesentliches empfohlen.
  2) 1983/84 wurden hier (bis 1982 Übungplatz) noch 6 verschiedene wertvolle Amphibienarten angetroffen.
  3) Mitte: Das liegt auf dem Ex-Truppenübungplatz „Parks Range“.
  4) Es gibt Berichte, daß dort Tunnel oder Kanäle im Boden verblieben sind.
  5) Dieses große LSG stellt auch raumordnerisch sicher, daß sich Berlin hier nicht mit einer (Wohn-)Bebauung ausdehnen kann.
  6) Die „CA Immo“ mochte diesen Wald nicht und hat ihn 2009 (?) an den Bund (Bundeseisenbahnvermögen – Dienstelle Ost) zurückverkauft.
  7) Diese Fläche wurde bereits in den 1980er-Jahren mit „ehemaliger Truppenübungsplatz“ bezeichnet (z. B. bei SEEBAUER) — neuerdings als „ETÜP“.

Keine bzw. kaum Rücksicht auf diese vorhandenen Biotope nahm auch die in der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre von der Steglitzer Firma HABERENT Grundstücke GmbH mit viel Geld und Einfluß vorangetriebene
Wohnbebauungs- Planung für das gesamte VIVICO-Gelände in Lichterfelde-Süd. Auch wenn das damals am ‚Größenwahn‘ scheiterte, darf sich in Lichterfelde-Süd eine solche Stadtverplanung nicht wiederholen.

Diese Aufstellung vorhandener Biotope im Berliner Außenraum in Lichterfelde-Süd macht deutlich, daß die Gesamtsituation sehr sorgfältig durch unabhängige Experten geprüft und neutral bewertet werden muß. Das ist nie und nimmer durch „Workshops mit der Verwaltung“ oder etwa durch einen „Masterplan“ zu erreichen. Denn kein Politiker und kein Immobilien-Händler hat das Wissen, um das angemessen beurteilen zu können.

Der Gesetzgeber hat ausdrücklich für solche komplexen Stadtplanungen, die massiv in vorhandene wertvolle Natur eingreifen wollen, das — inzwischen bewährte — Instrument des Landschaftsplanverfahrens geschaffen. Nur damit ist es möglich, sehr genau auf die Details eines Planungsgebiets zu schauen, um zu einem wegweisenden Ergebnis für eine Bauleitplanung zu kommen. Und das kann auch heißen, daß man im Lichterfelder Außenraum überhaupt nicht bauen kann.



B E Z I R K S G U T A C H T E N

Konzept für das Landschaftsschutzgebiet (LSG)
in Lichterfelde-Süd

Ergebnis der Studie des Büros Fugmann & Janotta vom Dezember 2012.

Aus: F&J-Gutachten, Dezember 2013 (Zusammenfassung). [Original beim Bezirksamt]  [Gespiegelt]  (10,3 MByte PDF).


Aufgabenstellung

Für das ehemalige Militärübungsgelände der „Parks Range“ und angrenzender Flächen im Bezirk Steglitz- Zehlendorf (ca. 110 ha) ist vom zuständigen Bezirksamt eine weitgehende Offenhaltung und teilweise Unterschutzstellung vorgesehen.

Bereits in den 90er Jahren war hier eine Bebauung beabsichtigt, die jedoch nicht realisiert wurde. Auch aktuell existieren Planungen zu einer städtebaulichen Entwicklung des Gebietes. Vor diesem Hintergrund eröffnet sich jedoch eine Konfliktsituation, da sich das Gelände seit seiner Nutzungsaufgabe durch die alliierten Streitkräfte im Jahr 1994 zu einer reichhaltigen und aus naturschutzfachlicher Sicht bedeutsamen Kulturlandschaft entwickelt hat.

Daran hat die extensive Beweidungsnutzung, die seit rund 20 Jahren auf dem Gelände durchgeführt wird, wesentlichen Anteil. Besonders im städtischen Kontext ist das Untersuchungsgebiet aufgrund seiner Größe und Unzerschnittenheit sowie seiner Artenvielfalt für den Naturschutz als sehr wertvoll einzustufen.

Aus diesem Grund fasste der Bezirk Steglitz-Zehlendorf den Entschluss, eine Untersuchung mit dem Ziel zu beauftragen, große Teile des Gebietes als Schutzgebiet auszuweisen und von Bereichen abzugrenzen, in denen eine bauliche Nutzung denkbar ist.

Aufgabe dieser Naturschutz- und Landschaftsentwicklungsstudie soll es sein, eine den Erfordernissen entsprechende räumliche Abgrenzung der schutzbedürftigen Bereiche von möglichen Bauflächen zu erarbeiten.

Der räumliche Abgrenzungsvorschlag dieser Studie soll durch einen Bezirksamtsbeschluss als Leitlinie für weitergehende Planungsprozesse festgelegt werden. Im Ergebnis liefert die Studie auch die Begründung für das Erfordernis des Unterschutzstellungsverfahrens.

Das Ergebnis

LSG-Konzept von Fugmann & Janotta vom Dez. 2012
^   LSG-Konzept von Fugmann & Janotta vom Dez. 2012. Nur die Flächen in Grau seien bebaubar, heißt es in dem Gutachten, das das Bezirksamt Steglitz- Zehlendorf im Sommer 2012 in Auftrag gegeben hat. [Bewertungs-Karte]   (Repro: 8.2.2013 – khd)

Abgrenzung der Schutzgebietsfläche (Legenden-Wdh. wg. der Suchmaschinen):
  • Landschaftsschutzgebiet (LSG).
  • Nicht bebaubare Fläche.
  • Für intensive Erholungsnutzung.
  • Bedingt bebaubare Fläche. [11 ha]
  • Bebaubare Fläche. [16 ha]
  • Biotoptypen-Abgrenzung.

[HABERENT-Planung von 1998]

[Landschaftsprogramm 2004]

[Bebaubarkeit lt. CA-IMMO 2012]

[00.12.2012:
Studie "Schutzgebietskonzept Lichterfelde-Süd"]  (10,3 MB hier gespiegelt)
[29.01.2013: Vorlage für die BVV + Zusammenfassung dieser Studie]  (1,4 MByte PDF)

Verzeichnis der Karten im Anhang der Studie

Alle Karten werden in hoher Auflösung präsentiert, so daß per Vergrößerung alle Beschriftungen problemlos gelesen werden können. [Zu den Original-Karten]



Dies & Das zu Lichterfelde-Süd:
[1: Politik]  [2: Bauleitplanung]  [3: Natur & Erholung]
[4: Bauen & Wohnen]  [5: Arbeitsplätze]  [6: Verkehr]  [7: Sozialraum]
[8: Chronik]  [9: Juristerei]  [10: Umwelt & Klima]


—  Powered by khd-research.net  —
(Toronto/Houston)





Rubriken auf »pruefstein-lichterfelde-sued.de«
  • Startseite | Wegweiser
  • Das Planungsgebiet | Teil 2
  • Landschaftsplan XII-L2
  • Thermometer-Siedlung
  • Panorama Lichterfelde-Süd
  • FORUM – AKTUELL | POSTEN
  • 2012 | 2013 | 2014 | 2015
  • Alle Gutachten
  • Kritik am FNP
  • Prüfsteine (Liste)
  • Dokus: <2010 | 2010 | 2011
  • Dokus: 2012 | 2013 | 2014
  • BI „ALL“ | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6
  • CA Immo | Groth-Gruppe
  • Dies&Das | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7
  • Foto-Galerien
  • Foto-Verzeichnis
  • Karten-Verzeichnis
  • Artikel-Verzeichnis
  • References (Link-Liste)
  • Zur Site-map von »pruefstein-lichterfelde-sued.de«

      Fortsetzung

    © 2008-2014  – Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 24.10.2014 09.39 Uhr