PLS-Logo |   Dokumentationen aus Medien — Teil 39

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    Stand:  16.12.2014   (23. Ed.)  –  File: PLS/Aus_Medien/AM_39.html



Die Presse hat noch nicht die (politische) Dimension des Gesamt-Konflikts um Lichterfelde-Süd erkannt und wohl auch deshalb bislang nur wenig berichtet — immerhin gibt’s doch schon einiges. Auf diesen Seiten werden ausgewählte Artikel und Texte zu den Planungs-Absichten bzw. -Ansinnen für Lichterfelde-Süd dokumentiert.

  Lichterfelde-Süd / Giesensdorf
Ständig benachteiligt!
Eine Abrechnung
 
Dabei gilt der allgemeine CopyRight-Hinweis. Archivort ist Houston (USA), wo das „fair use“-Prinzip gilt. Hier sind dokumentiert und manches auch in [Ed:...] kommentiert:

I n h a l t :       2014       [Artikel-Übersicht 2014]
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Das sind Berlins neue Senatoren

Michael Müller (SPD) stellt Senat auf.

Aus:
Berliner Zeitung, 20. November 2014, Seite xx (Berlin). [Original=xxx]

BERLIN. Mit der Vorstellung seiner beiden neuen Senatoren ist Berlins designiertem Regierungschef Müller ein Überraschungscoup gelungen. Der künftige Finanzsenator Kollatz-Ahnen aus Hessen ist ein ausgewiesener Finanzfachmann.

Der designierte Regierende Bürgermeister Berlins, Michael Müller (SPD), will einen ausgewiesenen Wirtschafts- und Finanzexperten in den Senat holen. Nach Informationen der Berliner Zeitung soll der Hesse Matthias Kollatz Nachfolger von Finanzsenator Ulrich Nußbaum (parteilos, für SPD) werden. Der ehemalige Vizepräsident der Europäischen Investitionsbank (EIB) ist ein profilierter SPD-Linker und war zuletzt als Minister in Hessen im Gespräch.

Als neuen Stadtentwicklungssenator will Müller den Bezirksbürgermeister von Lichtenberg, Andreas Geisel (SPD), berufen. Der Chef der Senatskanzlei, Björn Böhning, soll im Amt bleiben. Wie es am Donnerstagabend in Senatskreisen hieß, stehe Müllers Personalpaket bereits seit rund zwei Wochen fest. Bis zur offiziellen Bekanntgabe an diesem Freitag [21.11.2914] sollte es jedoch geheim bleiben.

Matthias Kollatz-Ahnen [Finanzen]

Kollatz, 57, hat Volkswirtschaft und Physik studiert und genießt einen guten Ruf. Als er im Wahlkampf 2013 vom hessischen SPD-Spitzenkandidaten Thorsten Schäfer-Gümbel in dessen Schattenkabinett berufen wurde, erhielt er auch Lob vom politischen Gegner. Er sollte im Falle eines Wahlsiegs Minister für Wirtschaft, Wohnungsbau und Finanzplatz werden.

Kollatz war auch in Hamburg gefragt, dort wollten ihn Teile der SPD zum Vorstandschef der neuen Investitions- und Förderbank machen. Bei der EIB war er mit der Bewältigung der EU-Finanzkrise befasst. Ab 2012 arbeitete er beim Wirtschaftsberatungskonzern Price Waterhouse Coopers.

Andreas Geisel [Stadtentwicklung und Umweltschutz]

Die Berufung von Andreas Geisel zum designierten Stadtentwicklungssenator ist ebenfalls überraschend. Lange war erwartet worden, dass Müller seinen bisherigen Wohnungsbau-Staatssekretär [Prof. Dr.-Ing.] Engelbert Lütke-Daldrup zum Nachfolger ernennen will. Aber offenbar hat Müller sich entschieden, einen SPD-Politiker mit DDR-Biografie in den Senat aufrücken zu lassen – Geisel kommt aus Lichtenberg [Ed: zudem bewirkte er das "
Wunder von Lichtenberg", über das unlängst die FAZ berichtete].

Als Bezirksbürgermeister leitet der Ökonom zurzeit die Bereiche Wirtschaft, Personal und Finanzen. Der 48-Jährige gilt als selbstbewusst. Er scheute sich nicht, die Sparpolitik des Senats in den Bezirken zu kritisieren. Lütke-Daldrup und Müllers Verkehrs-Staatssekretär Christian Gaebler sollen in ihren jetzigen Ämtern bleiben, hieß es.

Müller soll am 11. Dezember vom Abgeordnetenhaus zum Nachfolger von Senatschef Klaus Wowereit (SPD) gewählt werden. Der amtierende Stadtentwicklungssenator hatte sich in einer SPD-Urwahl klar gegen Parteichef Jan Stöß und Fraktionschef Raed Saleh durchgesetzt. Von der CDU ist nicht zu erwarten, dass sie Müller im Parlament durchfallen lässt.



L E S E R   F R A G E N

Stadträtin Christa Markl-Vieto antwortet

Christa Markl-Vieto (Grüne) ist Bezirksstadträtin für Jugend, Gesundheit, Umwelt und Tiefbau im Bezirk Steglitz-Zehlendorf.

Auszug aus:
Der Tagesspiegel, Berlin, 20. November 2014, 12.36 Uhr MEZ (nur online im Zehlendorf-Blog publiziert). Insgesamt wurden 10 Fragen gestellt. [Kompletter Artikel]

STEGLITZ-ZEHLENDORF (Tsp). Christa Markl-Vieto, Grünen-Stadträtin, schimpft in unserem dritten Interview mit dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf über die Senatspolitik und beantwortet Leser-Fragen etwa zu Radwegen, dem Reaktor am Helmholtz-Zentrum und fehlenden Toiletten am Schlachtensee.

Christa Markl-Vieto hat einen Teil ihrer Kindheit in München verbracht, machte das Abitur aber in Berlin. An der Freien Universität Berlin in Dahlem studierte sie Erziehungswissenschaften, Soziologie und Psychologie. Viele Jahre war sie Leiterin im Bereich der Qualitätssicherung für die Ärztekammer Berlin. Seit 1989 bringt sich Christa Markl-Vieto als Grünen-Politikerin hier im Bezirk ein, sie war unter anderem Fraktionsvorsitzende der BVV von Steglitz-Zehlendorf.

Heidelinde und Ullrich Klawiter fragen, wann die seit mehr als 10 Jahren geplante Sanierung der Hildburghauser Straße in Lichterfelde beginnt? Der Zustand der Straße sei derart schlecht, dass sie den Namen „Straße“ nicht mehr verdiene.

Im Frühjahr 2015 geht es los! Der Grund für erneute Verzögerungen waren wieder einmal bürokratische Hürden. Wir mussten die Umleitung, die während der zweijährigen Bauzeit über den Lichterfelder Ring führen soll, mit der Verkehrslenkungsbehörde (VLB) abstimmen. Dabei haben wir ein halbes Jahr gewartet, um einen Termin bei der VLB zu bekommen. Und warum die Planungen vorher so lange dauerten, ist bekannt. Das lag an dem Straßenausbaugesetz, das 2012 vom Senat abgeschafft wurde. Für die Anwohner ist das gut, weil sie sich nicht mehr finanziell am Ausbau beteiligen müssen. Nach dieser Gesetzesänderung wollten der Senat und die Berliner Wasserwerke jedoch die Sanierung noch einmal neu prüfen. Und das hat wiederum viel Zeit gekostet.

(...)

Der Zehlendorf-Blog fragt, warum der Bezirk einen Teil der Gelder aus dem Schlaglochprogramm des Senates verfallen lässt, während der Sanierungsrückstau bei den Straßen in Steglitz-Zehlendorf immer größer wird?

Diese Programme des Senates sind eigentlich eine Mogelpackung! Das Geld nützt uns nämlich gar nichts, wenn wir kein Personal haben, das die Planung für die Bauvorhaben macht. Erst zieht der Senat uns das Personal ab und dann kommt er mit solchen Programmen um die Ecke. Das ist der Wahnsinn! Uns fehlt nicht das Geld, uns fehlen die kompetenten Mitarbeiter, die die Sanierungen planen. Und dann heißt es wieder in der Presse, dass der Bezirk das Geld aus diesen Programmen nicht nutzt. Ja, wie denn bitte?

(...)

Der Zehlendorf-Blog fragt, was Sie von den Plänen halten, dass jetzt mehr Wohneinheiten als bisher gedacht auf dem ehemaligen Militärgelände „Parks Range“ in Lichterfelde-Süd gebaut werden sollen? Es existiert ein Gutachten (im Auftrag des Bezirkes), in dem bestätigt wird, dass ein Großteil des Geländes schützenswerte Landschaft ist.

Christa Markl-Vieto: Ich finde die jetzigen Pläne – 2,500 Wohneinheiten am Rand des Grundstückes – verträglich. Das Gutachten war nur eine erste Empfehlung. Darin steht, dass 27 von insgesamt 111 Hektar bebaut werden könnten. Es gab aber auch weitere Flächen, die laut dem Gutachten nur in geringem Maß schützenswert sind, und wo also weitere Häuser entstehen könnten. Nach derzeitigem Stand sollen 39 Hektar bebaut werden, 72 Hektar bleiben grün. Das ist für mich vertretbar. Berlin braucht dringend Wohnungen und die Bebauung wird dort auch positive Effekte für die Infrastruktur bringen. Es ist bekannt, dass der Kiez nicht wirklich gut ausgestattet ist in Sachen Infrastruktur. Es sind neue Kitas, Spielplätze, Gemeinschaftseinrichtungen und Einkaufmöglichkeiten geplant. Die Mieten werden bezahlbar sein. Ich sehe das Projekt auch als Chance für die Thermometersiedlung.

(...)



N A T U R -   U N D   F R E I F L L Ä C H E N   S C H Ü T Z E N !

NABU strikt gegen die Bebauung der Elisabeth-Aue

Aus:
Berlin-Online, 28. November 2014, xx.xx Uhr MEZ (Stadtentwicklung). [Original]

BERLIN (NABU). Vor rund 15 Jahren war das Land Berlin schon einmal auf der Suche nach zusammenhängenden Flächen, um Wohnungsbau im großen Stil zu betreiben. Nun wird die Elisabeth-Aue im Berliner Norden wieder aus der Schublade gezogen.

Der Naturschutzbund Berlin (NABU) Berlin fordert in einer Pressemitteilung, die offene Landschaft zu erhalten. Die Elisabeth-Aue im Bezirk Pankow geriet erstmalig in den 1990er Jahren mit knapp 1 Quadratkilometer [100 ha] ins Visier der StadtplanerInnen. Eine Bebauung konnte damals nach zähem Ringen verhindert werden. Seitdem spricht der Stadtentwicklungsplan "Wohnen" von einer nachrangigen Fläche für Wohnbebauung, die frühestens nach 2025 bei Bedarf zu betrachten sei.

"Stadtentwicklung nach Berliner Art"

Bis 2025 hat es Laut NABU jedoch nicht gedauert: "Man sorgte dafür, dass 2 städtische Wohnungsbaugesellschaften wieder mit Zielvorgaben von 5.000 Wohneinheiten die Flächen verplanen. Schließlich geht es hier um Grundstücke, auf die das Land Berlin noch Zugriff hat, im Gegensatz zu vielen anderen Flächen, die im Zuge des Schuldenabbaus zuvor gewinnbringend verkauft wurden." Der Naturschutzbund spricht von zusätzlichen Umweltbelastungen durch den Bau von Infrastruktur, die vor Ort noch nicht vorhanden sei.

Mehr Kreativität bei der Stadtentwicklung

Die Fläche stellt einen Biotopverbund zwischen Tegeler Fließtal und dem Schutzgebiet Lietzengrabenniederung dar. Der Verein fordert für die Elisabeth-Aue ein unabhängiges, landschaftsplanerisches Gutachten und mahnt die verbindliche Geltung des bestehenden Biotopverbundplans und dem gerade erst neu aufgestellten Stadtentwicklungsplan "Wohnen" an. "Es ist schlicht und ergreifend falsch und wider besseren Wissens seitens der Senatsverwaltung, dieser Fläche eine Ökosystemleistung abzusprechen", wendet Anja Sorges, Geschäftsführerin des NABU Berlin ein. "Wir fordern, dass die Freifläche als Klimaschneise, Biotopverbund und landwirtschaftlich genutzter Offenland-Baustein für den Strukturreichtum des grünen Berlins erhalten und im Flächennutzungsplan festgeschrieben wird."

Natürlich bräuchte Berlin mehr und vor allem bezahlbaren Wohnraum, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Aus der Diskussion um Tempelhof hätte man in der Verwaltung nichts gelernt, ärgert sich Sorges. "Bürgerwille und ein kürzlich verlorenes Volksbegehren scheinen nicht auszureichen, um zu einem angemessenen Umgang mit den Berliner Freiflächen zu führen."



A U S B I L D U N G S M A R K T   F Ü R   E I N W A N D E R E R

Migranten auf dem Arbeitsmarkt diskriminiert

Zuwanderer sind heute im Durchschnitt so gut gebildet wie nie zuvor – und trotzdem benachteiligt Ihre Ausbildungschancen und Arbeitsmarktlage waren jetzt Thema des Integrationsgipfels im Kanzleramt.

Aus:
Der Tagesspiegel, Berlin, 2. Dezember 2014, Seite 4 (Politik). Dokumentiert ist hier die Online-Fassung des Artikels. In der Print-Ausgabe lautet der Titel: „Deutsche sind gleicher als andere“. [Original]

BERLIN (Tsp). Bundeskanzlerin Angela Merkel hat auf dem Integrationsgipfel am Montag [1.12.2014] mehr Anstrengungen bei der beruflichen Integration von jungen Migranten angemahnt: Ausbildung sei ein zentrales Thema der Integration. „Wir werden langsam besser, aber das Tempo könnte noch gesteigert werden“, sagte die Kanzlerin. Dabei müssten sich die jungen Leute selbst engagieren, es gehe aber auch darum „Wie nimmt die Gesellschaft sie auf?“ Zu oft scheiterten sie bereits am Namen, der in der Bewerbung stehe, oder am „anderen Aussehen“ „Es gibt, das ist der Befund, noch Diskriminierung“, sagte Merkel.

Lösungen präsentierte das Treffen am Montag nicht. Der DGB-Vorsitzende Rainer Hoffmann kündigte aber für das kommende Jahr ein Programm an, über das junge Menschen mit Migrationshintergrund über die komplette Ausbildungsdauer hinweg Unterstützung bekommen sollen. Für diese „assistierte Ausbildung“ sollten 10.000 Plätze geschaffen werden. Das Geld dafür komme je zur Hälfte von der Bundesagentur für Arbeit und vom Bund, einschließlich Mitteln aus dem Europäischen Sozialfonds.

Erstmals ein einziges Gipfelthema

Das Spitzentreffen zur Integration im Kanzleramt gibt es bereits seit 8 Jahren. Kanzlerin Merkel hatte das Amt der Beauftragen für Migration, Flüchtlinge und Integration gleich zu Beginn ihrer Amtszeit 2005 ins Kanzleramt geholt; ein Jahr später rief die damalige Beauftragte Maria Böhmer zum ersten Mal Migranten-Organisationen und Vertreter von Wissenschaft, Politik und Wirtschaft ins Kanzleramt, um über die Lage zu debattieren. Der gestrige 7. Integrationsgipfel – der erste unter Leitung der neuen Beauftragten Aydan Özoguz, war erstmals einem einzigen Thema gewidmet, der Situation von Migranten [Einwanderern] auf dem Ausbildungsmarkt.

In ihrem eigenen Lagebericht hatte Özoguz im Oktober bereits
eine triste Bilanz gezogen: „Trotz der Verbesserungen bei den schulischen Abschlüssen der Jugendlichen mit Migrationshintergrund, ist eine bessere Beteiligung am Ausbildungsmarkt bislang nicht erkennbar“ hieß es im Kapitel „Berufliche Bildung“. 2013 waren 35 % der jungen Migranten ohne abgeschlossene Berufsausbildung, bei den 25 bis 35-Jährigen immer noch 29 %. Bei den jungen Leuten ohne Migrationshintergrund. liegt der Anteil bei jeweils 9 %. „Hier liegt aus Sicht der Beauftragten eine der großen Herausforderungen der kommenden Jahre“ hieß es in Özoguz' Bericht.

Deutschland nach USA attraktivstes Einwanderungsland

Und die Herausforderung wird aktuell immer größer: Kurz vor Beginn des Gipfels im Kanzleramt veröffentlichte am Montag die OECD ihre aktuellen Wanderungszahlen: Demnach war im Kreis der 34 höchstentwickelten Industriestaaten, die in der Organisation zusammengeschlossen sind, Deutschland im letzten Jahr mit 465.000 Einwanderern das
attraktivste Einwanderungsland nach den USA. Für 2014 rechnet die OECD mit einer noch stärkeren Zunahme. Und die Mehrzahl der Neuen ist berufstätig.

Entsprechend sehen Experten die deutsche Debatte noch zu ausschließlich mit den Einwanderern der letzten Jahrzehnte und ihren Nachkommen beschäftigt. „Die neuen Zuwanderer sind eine sehr große Gruppe, die man nicht unterschätzen darf“, sagt Herbert Brücker, Migrationsexperte des Nürnberger „Instituts für Arbeits- und Berufsforschung“, dem Tagesspiegel. Zwei Drittel der Menschen mit Migrationshintergrund, die aktuell in Deutschland leben, seien auch im Ausland geboren. Und sie seien wesentlich verantwortlich für die Verbesserung der Daten: „Wer heute kommt, ist deutlich besser qualifiziert, hat häufiger einen Hochschulabschluss als die hiesige Bevölkerung – wenn auch oft ebenfalls keine abgeschlossene Berufsausbildung.“

Um diesen neuen Migranten zu helfen, sei anderes nötig als für den Nachwuchs der älteren Migrantenfamilien: „Ihre Abschlüsse müssen rascher anerkannt werden und sie brauchen gezielte Förderung, um sich in Deutschland zurechtzufinden. Und sie brauchen eine bessere Arbeitsvermittlung.“ All das, sagt Brücker, gebe es „leider bisher nur in Ansätzen“.

Bildungssystem fördert noch immer Ungleichheit

Für die Nachfahren der Gastarbeitergeneration plädiert Brücker dafür, die bereits erkannten Lösungen stärker zu machen: „Der Schlüssel ist und bleibt das Bildungssystem, das immer noch selektiv ist und Ungleichheiten verfestigt.“ Das müsse mit Kitas und Kindergärten anfangen. Und es gelte auch, Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt abzubauen.

An Diskriminierung in Schule und Ausbildung hatte der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland im Vorfeld des Gipfels harte Kritik formuliert: Dass es gerade unter den Deutschtürken, der größten Migrantengruppe in Deutschland, so
viele gescheiterte Bildungskarrieren gebe, sei „kein ethnisches, sondern ein soziales Problem“, sagte Safter Cinar im Gespräch mit „Spiegel online“. „Die Bildungspolitik der vergangenen Jahrzehnte hat an dieser Stelle versagt.“



U M F R A G E   Z U R   P A R K S   R A N G E

Bürgerbegehren gegen Bebauung

Anwohner der Parks Range wollen verträglichen Wohnungsbau.

Aus:
Berliner Woche (Ausgabe Steglitz-Süd) – Nr. 49/2014, 3. Dezember 2014, Seite 3 (Lokales). Titel und Untertitel wurden der Print-Fassung entnommen. In der Online-Fassung des Artikels lauten diese: "Umfrage zur Parks Range – Anwohner lehnen eine massive Bebauung mit 2.500 Wohnungen ab". [Original]

LICHTERFELDE (KM). Im Zusammenhang mit der geplanten Bebauung der Parks Range hat das Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde Süd (ALL) eine Fragebogenaktion durchgeführt.

12 Fragen befassten sich mit der städtebaulichen Entwicklung des rund 100 Hektar großen Grundstücks am Stadtrand. Außerdem wurde die Bereitschaft zu einem Bürgerbegehren erfragt. Das Gelände südlich von Réaumurstraße und Landweg zwischen Bahntrasse, Osdorfer Straße und Stadtgrenze soll städtebaulich entwickelt werden. Die Groth-Gruppe als Grundstückseigentümer plant hier rund 2.500 Wohnungen zu errichten.

Für das ALL eindeutig zu viel. Die Fragebogen-Aktion ergab, dass auch viele Bürger gegen eine so massive Bebauung sind. Verteilt wurden die Fragebögen direkt an die Teilnehmer eines Plenums des Aktionsbündnisses. Von 70 Personen, die den Bogen erhalten hatten, gingen 50 an Gerhard Niebergall vom ALL als Initiator zurück. "Davon haben 47 Absender, zum Teil Paare, ausdrücklich erklärt, ein Bürgerbegehren aktiv unterstützen zu wollen", sagt Niebergall. Weitere 6 Bürger hätten ihre Unterstützung telefonisch signalisiert.

Die Auswertung der Fragen ergab, dass Einigkeit darüber herrschte, die Lichterfelder Weide- und Waldlandschaft dauerhaft zu erhalten und für die Naherholung zu öffnen. 40 Bürger forderten eine unabhängige Verkehrsanalyse, bevor der Umfang der Bebauung festgesetzt wird. 32 Teilnehmer sprachen sich dafür aus, dass das Grundstück neben der Thermometersiedlung überhaupt nicht bebaut wird. 29 davon konnten sich aber auf einer maximal 16 Hektar großen Fläche Wohnungsbau vorstellen, der aber mit geringen Natureingriffen verbunden wäre.

14 Teilnehmer erklärten eine Bebauung von 27 Hektar bei Beachtung des Naturschutzes für vertretbar. Kein Problem mit der geplanten Bebauung auf rund 39 Hektar haben sieben Bürger.

Für eine Begrenzung der Anzahl der neuen Wohnungen auf 1.500 anstatt 2.500 Wohnungen sprachen sich 34 Personen aus. Vorausgesetzt, die verkehrlichen und sonstigen Rahmenbedingungen stimmten.

Auch mit der Miethöhe wurde sich befasst. 28 Teilnehmer der Fragebogen-Aktion stimmten für eine Obergrenze der Kaltmiete von höchstens 6,50 Euro pro Quadratmeter für mindestens die Hälfte der zu errichtenden Wohnungen. 33 Personen fordern einen Lärmschutz für die Bewohner westlich der Bahnanlagen.

Von den 50 Teilnehmern der Fragebogen-Aktion hätten bisher nur 3 einen engeren Kontakt zum Aktionsbündnis gehabt, so Niebergall. Etwa drei Viertel der Teilnehmer wohnen in der Thermometersiedlung und in der Siedlung an der Scheelestraße.

Kontakt zum Aktionsbündnis auf http://pruefstein-lichterfelde-sued.de/. [Ed: Hier gibt es auch die komplette Auswertung der Umfrage als PDF].



S T A D T E N T W I C K L U N G   2 0 1 4

So hebelt der Berliner Senat Bürgerbegehren aus

In Berlin regt sich vielerorts Widerstand gegen Wohnungsbauprojekte – wie bei den Buckower Feldern in Neukölln. Nun will der Senat das Vorhaben dem Bezirk entziehen und schafft damit Hürden für Proteste..

Aus:
Berliner Morgenpost, 3. Dezember 2014, Seite xx (Berlin). [Original]

BERLIN (BM). Die Senatskoalition von SPD und CDU will die Planung für das mittelgroße Wohnungsbauvorhaben auf den Buckower Feldern [Ed: rund 15 ha] im Süden Neuköllns an sich ziehen. Darauf haben sich die Spitzen des Bündnisses, der designierte Regierende Bürgermeister und Noch-Stadtentwicklungssenator Michael Müller (SPD) und Innensenator Frank Henkel (CDU) nach längeren Diskussionen geeinigt. Kommenden Dienstag [9.12.2014] soll die Übernahme der Felder als "Gebiet von außergewöhnlicher städtischer Bedeutung" im Senat beschlossen werden.

Hinter dem ungewöhnlichen Eingriff in bezirkliche Kompetenzen für die Bebauungsplanung vor Ort steckt eine neue Strategie des Senats im Umgang mit Bürgerprotesten. Das räumen Koalitions- und Behördenvertreter hinter vorgehaltener Hand ein. Es gehe darum, nach dem Nein der Bürger in Charlottenburg-Wilmersdorf zum Bauprojekt auf der Kleingartenfläche Oeynhausen in Schmargendorf weitere Bürgerentscheide gegen Wohnungsbauvorhaben zu verhindern, heißt es aus der Koalition. Für solche Volksabstimmungen sind auf der bezirklichen Ebene die Hürden niedriger als auf Landesebene.

Widerstand gegen große Wohnungsbauvorhaben regt sich nicht nur in Buckow, sondern vielerorts in der Stadt, unter anderem in Lichterfelde-Süd, in Siemensstadt oder an der Bautzener Straße in Schöneberg. Der künftige Regierende Bürgermeister Michael Müller steht aber unter Druck, möglichst schnell preisgünstige Wohnungen errichten zu lassen, um die durch den anhaltenden Zuzug nach Berlin wachsende Nachfrage zu befriedigen.

Bezirk kritisiert die Senatspläne

Zu den Buckower Feldern hat die Bürgerinitiative nach den Worten ihrer Sprecherin Sabine Gerth bereits 5.900 Unterschriften gesammelt. Sie braucht etwa 7.000, um ein offizielles Bürgerbegehren zu starten, und dann gegebenenfalls einen Bürgerentscheid. "Wenn der Senat das Verfahren übernimmt, werden wir ausgehebelt", sagt Gerth.

In der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln wird der Senatsvorstoß am kommenden Mittwoch [10.12.2014] Thema sein. Die Grünen im Bezirk kritisierten die Senatspläne. Mit einem Verfahrenstrick wolle sich der Senat unliebsame Proteste vom Hals schaffen. Der Geschäftsführer des Umweltverbandes BUND Berlin, Tilmann Heuser, sagte, der Senat müsse endlich anfangen, mit den Menschen in eine Diskussion zu gehen. [
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S T A D T E N T W I C K L U N G   2 0 1 4

Der Kampf ums Feld

Nach Bürgerprotesten wird eine geplante Bebauung der Äcker in Buckow zur Senatssache / [Ed: Das könnte auch in Lichterfelde-Süd passieren].

Aus:
Berliner Morgenpost, 3. Dezember 2014, Seite xx (Berlin). [Original]

BERLIN (BM). Wenn sich der Senat mit einem Wohnungsbauprojekt am äußersten Rand der Stadt beschäftigen und wochenlang nach einem Kompromiss suchen muss, geht es nicht nur um die Frage, ob auf den Buckower Feldern 100 Wohnungen mehr oder weniger entstehen sollen. Dass sich nun der designierte Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und Innensenator Frank Henkel (CDU) einschalten mussten und das Thema auf ihre Liste mit Streitthemen nahmen, hatte zwei Gründe: Zum einen musste man die zwei Neuköllner CDU-Abgeordneten Robbin Juhnke und Michael Freiberg ins Boot bekommen, die sich lange gegen eine zu große Dimension der Planungen auf den Äckern im Süden Neuköllns gewehrt hatten.

Noch wichtiger aber ist der Strategiewechsel, der mit der Übernahme dieser Planungen durch das Haus des Noch-Stadtentwicklungssenators verbunden ist: Der Senat, also die Landesebene und nicht die einzelnen Bezirke, soll in die Lage versetzt werden, die ambitionierten Neubaupläne Michael Müllers auch umzusetzen, mit denen der Sozialdemokrat 2016 im Wahlkampf punkten will.

Seit Jahren wird über die Bebauung der Felder im Südosten der Stadt diskutiert. Die Anwohner waren kompromissbereit, wandten sich aber dagegen, dass aus einem ersten prämierten Entwurf mit etwas mehr als 300 Wohnungen zwischenzeitlich mehr als 600 geworden waren. Jetzt sieht der Kompromiss nach den Worten des CDU-Abgeordneten Freiberg den Bau von 450 bis 480 Wohnungen vor. Die baupolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Iris Spranger, sagte, wenn es nach ihr ginge, könnten auf den Feldern [rund 15 ha] auch bis zu 1.000 Wohnungen entstehen.

Dass der Senat nun zuständig sein will und beabsichtigt, die Äcker von Rudow zum Gebiet außergewöhnlicher stadtpolitischer Bedeutung zu erklären, liegt an der hohen Priorität, die der Wohnungsbau in der Koalition genießt – und an Menschen wie Helmut Speyer. Der Rudower wendet sich mit einer Bürgerinitiative gegen das Bauvorhaben in seiner Nachbarschaft. Dabei ist den Bürgern klar, dass sie eine Bebauung wohl nicht verhindern können. Schließlich liegen auch jenseits der Stadtgrenze auf Brandenburger Seite Felder.

Zudem soll die Fläche an die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land gehen, die dort auch preisgünstige Wohnungen errichten soll. Aber die Dimension des Projektes und auch der Umgang der Politik bringt die Menschen im bürgerlichen Randbezirk in Rage. Denn obwohl sie seit Wochen Unterschriften für ein Bürgerbegehren sammeln, um die Pläne per Bürgerentscheid zu kippen, will der Senat das Projekt nun an sich ziehen und damit eine bezirksweite Abstimmung vereiteln. "Wir ärgern uns als Bürger, dass die Demokratie auf diese Weise ausgehebelt wird", sagte Speyer.

Auch in Lichterfelde-Süd

Acht Kilometer weiter westlich steht Helmut Schmidt vor einem ähnlichen Konflikt. Er kämpft in Lichterfelde-Süd gegen die Bebauungspläne der Groth Gruppe auf dem Gelände der früher von den US-Truppen genutzten Parks-Range. Auch Schmidt und seine Mitstreiter sind nicht gegen jegliche Bebauung. "Aber was geplant ist, ist überdimensioniert", sagte Schmidt. Der Investor möchte auf 39 der 100 Hektar bis zu 2700 Wohnungen errichten.

"Wir erwägen, dagegen ein Bürgerbegehren zu starten", sagt der Aktivist. Bisher hat der Senat die Fläche nicht an sich gezogen, obwohl das Projekt viel größer wäre als auf den Buckower Feldern. Getreu der Logik des Buckower Falls könnte sich das jedoch ändern, wenn die Bürger wirklich anfangen, Unterstützerunterschriften zu sammeln.

Tilmann Heuser hält das Agieren der Koalition für einen schweren Fehler. Stadtentwicklungssenator Michael Müller hat den Geschäftsführer des Umweltverbandes BUND nach dem verlorenen Volksentscheid zur Bebauung des Tempelhofer Feldes als Koordinator für Bürgerbeteiligung angeheuert. Solche Manöver kosteten die Politik weiteres Vertrauen, warnte Heuser. "Sie schaffen es, Vorhaben zu skandalisieren. So baut sich weiterer Widerstand auf." [Ed: und das nächste Volksgesetz mit Volksentscheid wird unausweichlich]. [
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S T A D T E N T W I C K L U N G   2 0 1 4

Senat übernimmt die Buckower Feldhoheit

Bausenator Michael Müller (SPD) bremst Bürgerbegehren aus. Kritiker sagen: Er hat nichts aus dem Volksentscheid Tempelhof [und der Demo] gelernt / [Ed: Bürger verstehen das als Signal, mit dem Formulieren neuer Volksgesetze zu beginnen, um landesweite Volksbegehren auf den Weg zu bringen].

Aus: Der Tagesspiegel, Berlin, 4. Dezember 2014, Seite 8 (Berlin). Begleitet wird dieser Artikel von einem großen Foto, auf dem Bausenator Michael Müller (SPD) vor dem Schriftzug „Tempelhofer Freiheit“ abgebildet ist. Die Bildunterschrift lautet: „Freiheit ist das Einzige, was zählt. Das weiß Marius Müller-Westernhagen auf jeden Fall – aber weiß es auch Noch-Bausenator Micheal Müller im Hinblick auf das Thema Bürgerbeteiligung?“ [Original]

BERLIN (Tsp). Die Buckower Felder am Rande Berlins werden landwirtschaftlich genutzt. Dass diese von „außergewöhnlicher städtischer Bedeutung“ sein könnten, war den Bauern bisher nicht bewusst. Denn hier sollen 500 günstige Mietwohnungen gebaut werden. Die 15 Hektar gehören dem Land. Federführend ist die Wohnungsbaugesellschaft Stadt und Land. Doch es hat sich Widerstand formiert. Ein Bürgerbegehren soll das Vorhaben stoppen.

Ein Konflikt mit offenem Ausgang, würde der Senat nicht unvermutet eine Trumpfkarte ausspielen: Der künftige Regierende Bürgermeister und Noch-Bausenator Michael Müller (SPD) und Innensenator Frank Henkel (CDU) einigten sich darauf, die Felderbebauung als gesamtstädtisch bedeutsam zu erklären und damit die Planungen an sich zu ziehen.

Der entsprechende Senatsbeschluss ist für nächste Woche vorgesehen. Das Bürgerbegehren wäre damit wertlos. Nur mit einem Volksentscheid auf Landesebene könnte das Vorhaben noch gestoppt werden – was wohl kaum Erfolg hätte.

Die Grünen im Bezirk reagieren empört. Der Senat versuche, mit „Taschenspielertricks die direkte Demokratie auszuhebeln“, wettert Jochen Biedermann. Die Fraktionschefin der Grünen im Abgeordnetenhaus, Antje Kapek, wirft Müller Unehrlichkeit vor. „Öffentlich bekennt sich Müller zur Bürgerbeteiligung, praktisch macht er genau das Gegenteil.“ Grüne und Piraten befürchten, Müller mache die Buckower Felder zum Präzedenzfall für strittige Bauvorhaben. In Lichterfelde-Süd sind bis zu 2.500 Wohnungen geplant, auch hier protestiert eine Bürgerinitiative und sammelt Unterschriften. Ähnliches gilt für die Elisabethaue in Pankow.

Die Erinnerung ans Tempelhofer Feld

Müller hatte sich nach der Niederlage auf dem Tempelhofer Feld mehrfach dazu bekannt, neue Formen von Bürgerbeteiligung zu finden, um die Akzeptanz von Planungen zu verbessern. Für die weitere Entwicklung des Feldes setzte er einen erklärten Gegner der Baupläne als neutralen Koordinator ein, den BUND-Geschäftsführer Tilmann Heuser. Der arbeitet an einem modellhaften Verfahren zur Einbeziehung der Bürger.

„Da ist der Lerneffekt aus dem Tempelhofer Feld wohl noch nicht vorhanden“, sagt Heuser. Schon das Bürgerbegehren selbst sei ein „Indikator, dass es kein Vertrauen gibt, an einem offenen Dialog beteiligt zu werden. Das erweckt den Eindruck, da wird von oben durchregiert“.

Die CDU-Fraktion steht hinter dem Senatsbeschluss, aber „nur mit Bauchschmerzen“, wie der wohnungspolitische Sprecher Matthias Brauner sagt. Mitten im Verfahren die Regeln zu ändern, sei problematisch, findet auch sein Fraktionskollege Stefan Evers. „Es kann nicht sein, dass dem Bürgerengagement der Boden entzogen wird.“ Neuköllns Stadtrat Thomas Blesing (SPD) wies Darstellungen zurück, die Initiative für die Übernahme der Planungen sei vom Bezirk ausgegangen. „Das ist keine Frage von Personalkapazitäten.“ Allerdings könne er den Schritt nachvollziehen. „Das Bürgerbegehren zielt auf Nullbebauung, das ist schwer hinnehmbar.“

Auch in der Debatte um die Olympiabewerbung werfen Grüne, Piraten und Linke der rot-schwarzen Koalition vor, die Bürgerbeteiligung auszubremsen. Ein für Donnerstag geplantes Gespräch aller Fraktionsvorsitzenden über eine Verfassungsänderung sei kurzfristig abgesagt worden. CDU und SPD hätten kein Interesse an einer „verbindlichen Volksbefragung“, die in der geltenden Verfassung nicht vorgesehen ist, erklärten die Oppositionsfraktionen. Die CDU dementierte die Absage. Es habe noch keinen verbindlichen Gesprächstermin gegeben. [
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D I R E K T E   D E M O K R A T I E    I N   B E R L I N

Müller wird Feldherr

Michael Müller will die Zuständigkeit für ein Bauprojekt auf die Landesebene ziehen – damit wären 6.000 Bürgerunterschriften wertlos.

Aus:
taz, Berlin, 4. Dezember 2014, Seite xx (Berlin). [Original=!150743.HTM]

BERLIN (taz). Der designierte Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) will ein Bürgerbegehren in Neukölln aushebeln. In Buckow sollen auf einem Feld direkt an der Grenze zu Brandenburg mehrere hundert Wohnungen gebaut werden. Anwohner sammeln derzeit Unterschriften gegen das Projekt. Müller will nun im Senat beantragen, dass die Zuständigkeit für das Bauprojekt von der Bezirksebene auf die Landesebene übergeht. Das bestätigte seine Sprecherin Petra Rohland am Donnerstag. Wenn der Senat dem Antrag zustimmt, wäre kein Bürgerbegehren auf Bezirksebene mehr möglich. Dann wäre nur noch eine landesweite Volksabstimmung denkbar wie zuvor beim Tempelhofer Feld. Dafür müssten die Anwohner aber erheblich mehr Unterschriften sammeln.

Bei der letzten Parlamentssitzung sagte Müller, es gebe ein „erhebliches Interesse an Wohnungsbau gerade in Neukölln, wo wir einen erheblichen Nachholbedarf haben“. Auf dem Areal auf den Buckower Feldern könnten mindestens 450 Wohnungen gebaut werden. „Alle hier im Parlament sind immer dafür, dass es möglichst viel und möglichst schnell Wohnungsbau in dieser Stadt gibt – solange es abstrakt bleibt. Aber wenn es konkret wird, wenn wir über eine Fläche und ein Vorhaben reden, sind alle dagegen. Und das geht nicht!“ Müllers Ziel ist, dass jedes Jahr 10.000 Wohnungen neu gebaut werden. Dieses zusätzliche Angebot auf dem Wohnungsmarkt soll den steigenden Mieten entgegenwirken.

Müller sagte, es gebe schon länger „eine Grundsatzdebatte, ob es nicht sinnvoll ist, dass bei größeren Bauvorhaben ab 200, 250 Wohnungen die Landesebene zuständig sein soll“. Der Senat kann die Zuständigkeit an sich ziehen, wenn es nach seiner Ansicht von „dringendem gesamtstädtischem Interesse“ ist.

Sabine Werth von der Bürgerinitiative sagt, sie sei „empört darüber, was hier hinter unserem Rücken passiert“. Es sei „ein Armutszeugnis, wenn die Politiker mit uns nicht klarkommen und zu solchen Methoden greifen“. Der Vorgang sei „ein Angriff auf unsere demokratischen Rechte“.

Oliver Wiedmann, Vorstandssprecher von Mehr Demokratie, kritisiert: „Offenbar will der Senat Wohnungsbauprojekte künftig mit der Brechstange statt mithilfe von Bürgerdialogen durchsetzen.“ Bei fast der Hälfte aller bisherigen Bürgerbegehren sei es um Bauprojekte gegangen.

Jochen Biedermann von der Neuköllner Grünen-Fraktion kommentiert: Dies gebe „den Menschen das Signal, all ihre Bemühungen sind am Ende wertlos“. Die knapp 6.000 von der Initiative gesammelten Unterschriften würden mit einem Schlag wertlos, kritisiert seine Fraktion. „Die Botschaft, die SPD und CDU damit aussenden, ist verheerend: Bürgerschaftliches Engagement nehmen wir nur dann ernst, wenn es unseren eigenen Interessen nicht zuwiderläuft.“ [mehr]

[Statement des Netzwerks Soziale Stadtentwicklung]



W O H N U N G S N E U B A U

Berlin baut auf

Neue Studie der IBB: Bis 2017 werden 55.000 Wohnungen in Berlin fertig.

Aus:
Der Tagesspiegel, Berlin, 6. Dezember 2014, Seite 1 + 9 (Wirtschaft). Dokumentiert ist hier der Text der Online-Fassung mit Zwischentiteln. Dort lautet der Titel: „Berlin steht vor einem historischen Bauboom“. [Original]

BERLIN (Tsp). Zeichen der Hoffnung für Wohnungssuchende in Berlin: In den kommenden 3 Jahren werden in der Hauptstadt rund 55.000 neue Wohnungen fertig gestellt. Diese Prognose gibt die Investitionsbank Berlin (IBB) in einer aktuellen Studie. Grundlage der Schätzung sind mehr als 100.000 Baugenehmigungen im Zeitraum 2015 bis 2017.

Allein in den ersten 9 Monaten des laufenden Jahres wurden laut Statistikamt insgesamt 14.466 Wohnungen genehmigt, 5.500 mehr als im Vorjahreszeitraum. Darunter waren 12.530 Anträge für Neubauten – ein Plus von mehr als 76 %. Der Rest entfällt zum Beispiel auf Dachgeschossausbauten. Die IBB rechnet für 2014 mit insgesamt rund 20.000 Genehmigungen. Für 2015 bis 2017 sagt sie eine weitere Steigerung auf bis zu jährlich 35.500 Baugenehmigungen voraus.

Damit würde die aktuelle Bauphase in Berlin sogar den „Aufbau-Ost“ der neunziger Jahre übertreffen. 1995 etwa wurden lediglich knapp 30.000 Baugenehmigungen erteilt, 70 % davon in den ehemaligen Ost-Bezirken.

Bauboom wird mit Verzögerung einsetzen

Gründe für diesen Bauboom gibt es dabei nach Auffassung der IBB mehrere, einer der wichtigsten: die kontinuierliche Zuwanderung. „Der Markt hat reagiert“, sagte Claus Pretzell, Autor der Studie, mit Blick auf die große Nachfrage nach Wohnraum. Der Nettozuwanderungssaldo Berlins beträgt derzeit etwa 40.000 Personen pro Jahr und dieser Trend wird sich nach Überzeugung der IBB auch weiter fortsetzen. Hinzu kommt, dass die anhaltende Unsicherheit über die weitere finanzwirtschaftliche Entwicklung im Euro-Raum nach wie vor die Flucht in Sachwerte begünstigt und somit die Nachfrage nach Wohnungen als Kapitalanlage verstärkt.

Der Bauboom wird laut IBB allerdings mit Verzögerung einsetzen. Denn: Zwischen Genehmigung und Bau einer Wohnung vergehen in der Regel mehrere Jahre. Einige Projekte würden auch gar nicht umgesetzt. „Im Schnitt der letzten Jahre betrug die Fertigstellungsquote in Berlin knapp 70 %“, schreibt die IBB. Von den 2014 zu erwartenden 8.200 Baufertigstellungen seien 7.200 in den Jahren 2012 und 2013 genehmigt worden, weitere 1.000 vor 2012.

Berlin hat noch reichlich Potenzial

Sorgen, dass es künftig in der Hauptstadt unerträglich eng zugehen wird, muss man sich laut IBB-Bericht aber wohl nicht machen: Im Unterschied zu vielen anderen deutschen Städten habe Berlin noch reichlich Flächenpotenzial für den Wohnungsneubau. „Von einer Übertreibung kann daher nicht gesprochen werden“, schreiben daher die Banker in ihrem Bericht.



W A H R E   W O H N K O S T E N

Münchner [und Berliner] geben jeden 4. Euro für Miete aus

Die Münchener müssen von ihrem Einkommen so viel für ihre Miete ausgeben wie in keiner anderen Stadt in Deutschland. Das geht aus Daten des Immobilienverbandes Deutschland hervor.

Aus:
WirtschaftsWoche, 6. Dezember 2014, Seite xx (Immobilien). Man beachte lt. InfoRadio Berlin: Alle Prozent-Angaben basieren auf der Netto-Kaltmiete und dem Netto-Einkommen eines Haushalts. Sämtliche Heizungs- und Energie-Kosten der Wohnungen sind dabei nicht berücksichtigt. [Original]

DÜSSELDORF (WiWo). Nach einer Erhebung des Immobilienverbandes Deutschland, die der WirtschaftsWoche vorliegt, beansprucht die Miete [Ed: Kaltmiete] in München im Schnitt 23,7 % des Haushaltsnettoeinkommens [Ed: Netto-Einkommen]. Auch absolut liegt München mit Quadratmeterpreisen von 12 Euro für eine Drei-Zimmer-Wohnung mit 70 Quadratmetern Fläche bundesweit an der Spitze der Großstädte.

Interessant: Schon auf Rang 2 des Rankings folgt das vermeintlich günstige Berlin. Dort sind zwar die Mieten mit 7,45 Euro pro Quadratmeter ausgesprochen niedrig, das gilt aber auch für die Haushaltseinkommen. Deshalb erreicht die Miete in Berlin einen Anteil von 22,9 % der Einkommen und liegt damit fast auf Münchner Niveau. Hinter Berlin folgen Stuttgart (22,3 % Mietanteil am Einkommen), Hamburg und Dresden (je 21,4 %), Köln (21,3 %), Hannover (21,2 %), Bremen (20,8 %), Leipzig (20,4 %) und Frankfurt am Main (20,2 %).

Am günstigsten leben die Mieter in Dortmund. Dort beansprucht die Mieter lediglich 17,6 % des Einkommens. Das liegt insbesondere an den niedrigen Quadratmeterpreisen von nur 5,70 Euro. Die Einkommen der Dortmunder liegen aber im Schnitt über denen in Berlin. Vergleichsweise günstig ist das Wohnen außerdem in den Großstädten Wiesbaden (18,3 %), Magdeburg (18,8 %), Essen (19,1 %) und Düsseldorf (19,8 %).



D E R   S E N A T   U N D   D I E   S T A D T

Berlins lästige Bürger

Mehr Dialog mit den Bürgern, bessere Kommunikation, Volksbefragungen – alles sollte nach der Abstimmung über das Tempelhofer Feld anders werden. So lautete das Versprechen des Senats. Doch der Bürger bleibt bei wichtigen Entscheidungen immer noch außen vor. Ein Kommentar.

Aus:
Der Tagesspiegel, Berlin, 7. Dezember 2014 (2. Advent), Seite 1 (Leitartikel) von LORENZ MAROLDT. [Original]

S ind Sie für Olympia oder dafür – ja oder ja? Falls ja, dann nennen Sie uns bitte hier Ihre besten Gründe, und falls ja, dann auch. Das ist, Stand heute, typisch für die aktuelle Art der Berliner Bürgerbeteiligung, zu besichtigen auf einer neuen Senats-Website.

Alles sollte anders werden, so lautete das Versprechen, nachdem die Koalition mit Karacho vom Tempelhofer Feld gejagt worden war: Mehr Dialog mit den Bürgern, bessere Kommunikation, Senatsinitiative, Volksbefragungen, Verfassungsänderungen.

Dem ersten Trotz nach der Niederlage folgte die Erklärung in Demut: Wir haben verstanden, wir haben gelernt. Aber was?

Am südlichen Stadtrand will der Senat 500 günstige Mietwohnungen auf die Buckower Felder bauen, dagegen regt sich Widerstand, ein Bürgerbegehren beginnt. Was macht der Senat? Er will den Acker in der nächsten Woche mit dem Prädikat "Außergewöhnliche gesamtstädtische Bedeutung" adeln, darauf haben sich Michael Müller und Frank Henkel geeinigt.

Damit ist dem Bezirk die Zuständigkeit entzogen, das Bürgerbegehren ist wertlos, ein Dialog erübrigt sich. Mitten durch Berlin will der Senat die A 100 verlängern bis nach Friedrichshain. Proteste dagegen werden ignoriert. Die von der Koalition angekündigten Gespräche mit der Opposition über eine Verfassungsänderung zu Volksbefragungen wurden abgesagt. Und so weiter und so fort.

Für diesen Zustand gibt es drei Gründe: Erstens die politische Diffusion im Zuge der fast viermonatigen Abschiedstournee von Klaus Wowereit, der Selbstfindung der SPD und der gefälligen Zuwarterei der CDU. Zweitens die politische Ratlosigkeit, zwischen den Erfordernissen einer dynamischen Stadtentwicklung und der verbreiteten "Not in my backyard"-Mentalität einen Berliner Weg zu finden. Drittens die Unfähigkeit zur Kommunikation beziehungsweise die Verweigerung derselben im Gestus der Überheblichkeit.

Krass: Das Beispiel Olympia

Am Beispiel Olympia zeigt sich das besonders krass. Abgesehen von einigen privatwirtschaftlichen Initiativen findet das Thema bisher weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, die halbherzig platzierten Onlinebefragungen sind nicht mehr als ein fadenscheiniges Alibi, ein Konzept ist ebenso wenig erkennbar wie ein Engagement, das neben pflichtschuldig vorgetragenen Fakten auch aufs Gefühl zielt.

Wie die Leute im Februar, wenn Berlin am wintergrauslichsten ist und der Ärger über städtische Organisationsunfähigkeit traditionell am größten, auf fröhlichste Olympia-Hurra- Stimmung getrimmt werden sollen, auf dass sie mit großer Mehrheit Ja und Ja stimmen, bleibt das Geheimnis der Senatskanzlei. Die gilt inzwischen bei denen, die Olympia wirklich wollen, sowieso als Totalausfall: Zu wenig Köpfe, zu wenig Ideen, zu wenig Emotionen, stattdessen trügerische Selbstgewissheit – das IOC funktioniert dann eben doch etwas anders als die Sozialistische Internationale.

Wenn sie es ernst meinen würden mit der Bürgerbeteiligung, dann müssten sie kämpfen, die Senatolympioniken, und andere Fragen stellen, zum Beispiel diese: Sind Sie gegen Olympia oder dagegen – nein oder nein? Falls nein, dann nennen Sie uns bitte hier ihre schlimmsten Gründe. Wir werden alles dafür tun, darauf einzugehen, um Sie zu überzeugen. Aber das wäre ja ungleich mühsamer.



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    © 2014-2015  – Karl-Heinz Dittberner (khd) – Berlin   —   Last Update: 18.01.2015 20:07 Uhr