PLS-Logo |   Dokumentationen aus Medien — Teil 3

khd
    Stand:  15.12.2012   (84. Ed.)  –  File: PLS/Aus_Medien/AM_03.html



Die Presse hat noch nicht die (politische) Dimension des Gesamt-Konflikts um Lichterfelde-Süd erkannt und wohl auch deshalb bislang nur wenig berichtet — immerhin gibt’s doch schon einiges. Auf diesen Seiten werden ausgewählte Artikel und Texte zu den Planungs-Absichten bzw. -Ansinnen für Lichterfelde-Süd dokumentiert.

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Dabei gilt der allgemeine CopyRight-Hinweis. Archivort ist Houston (USA), wo das „fair use“-Prinzip gilt. Hier sind dokumentiert und manches auch in [Ed:...] kommentiert:

I n h a l t :       2011       [Artikel-Übersicht 2011]
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L O B B Y - P L A N U N G   S T A T T   S T A D T - P L A N U N G ?

137 Fußballfelder großes neues Viertel

[Ed: Skandalöse Pläne für Lichterfelde-Süd / Spekulant will alles ganz groß zubauen / Geplant ist sogar ein Golfplatz, was hier unerwähnt bleibt / Kommentar dazu].

Aus: Immobilien-Zeitung – Nr. 2/2011, 13. Januar 2011, Seite 26 (Projekte). [Original]

BERLIN-LICHTERFELDE (iz). Der frühe Vogel fängt den Wurm. Weil die Vivico, Frankfurt am Main, glaubt, dass Wohnungen in Berlin in den kommenden Jahren knapp werden, macht sich das Unternehmen jetzt an die Entwicklung einer 69 ha [Hektar] großen Fläche im Berliner Stadtteil Lichterfelde [Ed: südlich der Thermometer- Siedlung]. Der Flächennutzungsplan auf dem Areal im Südwesten der Stadt gibt Wohnbauten, Gewerbe und Freizeitansiedlungen her. Das geht nicht ohne Gegenwehr [Ed: zumal es noch nicht einmal eine wirklich wissenschaftlich begründete Raumordnungsplanung im Länderverbund von Berlin und Brandenburg für die Teltower Hochfläche gibt].

Knapp 69 ha, das entspricht der Größe von 137 Fußballfeldern, rechnet Vivico-Sprecher Wilhelm Brandt flugs aus. Und die Entwicklung einer Fläche dieser Größe ist eine Herausforderung, assistiert ihm sein Berliner Niederlassungsleiter Henrik Thomsen. "Aber derlei Vorhaben umzusetzen", erklären die beiden Herren freundlich, "ist nun einmal unser Job."

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Lichterfelde-Süd

 
Und das kam so: Um der hochverschuldeten Deutschen Bahn für die Investition in Infrastruktur und zur Schuldentilgung Luft zu verschaffen, lagerte der Bund als Eigentümer bald nach der deutsch-deutschen Vereinigung alle Liegenschaften aus, die für den originären Transportauftrag nicht nötig waren. So entstand 1996 die Eisenbahnimmobilien Management GmbH (EIM) mit 3.000 ehemaligen Bahnflächen im Portfolio. Auftrag der EIM war es, die Grundstücke und Immobilien innerhalb von 15 Jahren zu verkaufen [Ed: hm, und warum hat das Land Berlin in dieser Zeit nicht die für die Thermometer-Siedlung so dringend benötigten Naherholungsflächen gekauft oder gegen andere landeseigene Grundstücke eingetauscht? Sie wußten das doch ag. der Landschaftsplanung!].

Maue Erträge bei überforderten Märkten

Schnell zeigte sich aber, dass die angestrebten Erträge nicht zu erzielen waren. Zudem hätte der Verkauf größerer Flächen die Aufnahmefähigkeit der lokalen Märkte überfordert. So wurde 2001 die
Vivico Real Estate gegründet. Die im Dezember 2007 vom Bund für 1,03 Mrd. Euro an die österreichische CA Immo Group verkaufte Gesellschaft soll ihre Liegenschaften (allein in Berlin sind das 123 Grundstücke und Immobilien mit 1,9 Mio. m2 Grundstücksfläche und 2 Mio. m2 Mietfläche) nicht einfach nur verkaufen, sondern wie ein ganz normaler Projektentwickler agieren. So sind bundesweit derzeit 50.000 m2 Bruttogrundfläche in der Realisierung und 200.000 m2 in der Planung.

Und so kam Henrik Thomsen auch an die 69 ha große Brache im Südwesten Berlins – bestens angebunden an die Berliner Stadtbahn und umgeben von Schulen, Läden und Geschäften [Ed: von wegen...]. "Erste Gespräche haben wir mit dem Bezirk Steglitz-Zehlendorf geführt", sagt Thomsen. Geplant sind Wohnungen, Nahversorger und Freizeitmöglichkeiten. "Genaueres wissen wir noch nicht", sagt er weiter, "aber stellen Sie sich einen leeren Tisch vor. Den wollen wir gemeinsam mit allen Beteiligten decken", wirbt er mit warmen Worten um Zustimmung für seine Pläne. Stuttgart 21 sitzt dem Entwickler im Nacken. "Ja", sagt er nachdenklich, "was da passiert ist, müssen wir zur Kenntnis nehmen." Zur Errichtung des künftigen Quartiers spricht Thomsen mit Bauträgern dieser Stadt, aber auch mit Baugruppen [Ed: aber nicht mit den wirklich Betroffenen – den derzeitigen Anwohnern].

Ohne Gegenwind ließ und lässt sich kein neues Quartier formen

Doch ohne Gegenwind ging und geht das nicht. Proteste gab es schon lange, bevor die Baden-Württemberger gegen ihren unterirdischen Bahnhof auf die Straße gingen.

Das 137 Fußballfelder große Gebiet liegt zwischen Stadtgrenze, Osdorfer Straße, Landweg/Reamurstraße und Fernbahntrasse. Einst plante hier die Reichsbahn den Verkehrsknotenpunkt "Welthauptstadt Germania" [Ed: nee, hier sollte die betriebliche Infrastruktur für den viel weiter nördlich geplanten großen Süd-Bahnhof auf dem Areal am Priesterweg entstehen]. Tatsächlich diente das Areal [auch] als Kriegsgefangenenlager. Nach 1945 nutzte die Berlin-Brigade der Amerikaner das Gebiet als Übungsplatz für ihre Panzer und trainierte in der "Doughboy City" den Häuserkampf.

Der Berliner Senat wollte diese Fläche Ende der 1970er Jahre als Industriegebiet ausweisen. Nach massiven Protesten der Anwohner lenkte der Senat 1984 ein. Statt Industrie standen nun nur noch kleinteiliges, nichtstörendes Gewerbe und viel Freiraum für die Natur und die Naherholung der Bürger auf der Agenda. Das Bezirksamt begann damals, für Flächen außerhalb des US-Übungsplatzes einen Landschaftsplan zu entwickeln [Ed: den berühmten Plan „
XII-L2“].

Die Wende und der Abzug der Amerikaner (die im Übrigen, laut Thomsen, das Gelände munitionsfrei übergaben) ließen neue Träume sprießen: Nun sollte hier ein neuer Stadtteil "autofreies Wohnen" für zuziehende Bundesbedienstete aus dem Boden wachsen. Weil diese Neuberliner aber nicht an den Stadtrand ziehen und auch nicht neue Nachbarn des sozialen Brennpunkts Thermometersiedlung werden wollten, sondern lieber in urbanere, innerstädtische Quartiere zogen, scheiterten diese Pläne.

Gar nicht bauen oder höchstens am Rand fordern SPD und Linke [Ed: und was meint die CDU?]

Doch neue Wohnquartiere in Lichterfelde entstanden bereits auf dem McNair/Telefunken-Gelände und im Schweizer Viertel. Und aktuell plant der Bauriese Hochtief auf einem 5.585 m2 großen Grundstück unter dem Namen „Wohnen am Bäkepark“ Doppelhaushälften, Reihenhäuser sowie zwei Mehrfamilienhäuser mit Eigentumswohnungen. Drei Berliner Architekturbüros (Axthelm, Becher – Rottkamp und Eichner – Bastian) wetteifern um die Gestaltung der Anlage. Sie werden ihre Entwürfe noch im Januar dem Stadtplanungsamt präsentieren, welches bei der Auslobung des Siegerentwurfs ein Wörtchen mitzureden hat. Der Vertriebsstart für die Häuser und Wohnungen ist für den März dieses Jahres geplant.

Derweil möchte die SPD auf dem Vivico-Areal Naherholungsflächen schaffen und hält höchstens eine Randbebauung des Gebietes südlich Reamurstraße/Landweg für vertretbar und auch für ausreichend. Nach all den Jahren des Stillstands hat sich die Natur das Gelände zurückerobert. Und die Linken wollen, dass das so bleibt. Sie fordern den Kellner Thomsen dazu auf, den ungedeckten Tisch auch in Zukunft leer zu lassen und komplett in ein Naherholungsgebiet umzuwandeln.



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Panoramablick aufs Planungsgebiet in Lichterfelde-Süd

Das Planungsgebiet südlich der Thermometer-Siedlung im Juli 2004
^   Blick auf das Planungsgebiet südlich der Thermometer-Siedlung in Lichterfelde-Süd.
Und geht es nach dem Willen der VIVICO, soll das hier alles lukratives Bauland werden. Der sich hier seit 2010 anbahnende Großkonflikt ist eine Folge der von einer ‚Großen Koalition‘ in den 1990er-Jahren betriebenen Privatisierung der Deutschen Bahn. Das gesamte Gelände gehörte einst der Deutschen Reichsbahn, zu West-Berliner Zeiten der VdeR (beim Berliner Finanzsenator) und fiel daher nach der Wiedervereinigung an die Deutsche Bahn, die es im Rahmen des ‚Schönwerdens‘ (Sparens!) für den geplanten Börsengang (im Immobilien- Großpaket versteckt) an Geldgierige ohne soziale Verantwortung verkaufte.
[mehr]   (Foto: 29.7.2004 – khd)



Der khd-Kommentar:

Prüfstein Lichterfelde-Süd

BERLIN-LICHTERFELDE – 16.1.2011 (khd). Diese VIVICO- Spekulanten wollen also Lichterfelde- Süd in regelrechter Heuschrecken- Manier erobern, um über die Immobilien-Fonds der CA Immo Group einen Riesenreibach zu machen. Hier soll mal wieder Geld die Welt regieren. Aber angesichts der Vorgeschichte der Stadtrandbebauung im Süden Lichterfeldes (mit ihren vielen Fehlplanungen) wird aus solchem unsozialen Ansinnen nichts werden. Ja – man glaubt es kaum – sogar einen Golfplatz planen diese VIVICO-Leute in Lichterfelde-Süd.

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Das ins Auge gefaßte ‚Baugebiet‘ (Foto von 2004) ist angesichts der Vor-Planungen und Ergebnisse der jeweiligen Bürgerbeteiligungen (XII-252 + XII-L2) extrem planungsbefangen. Bereits die wissenschaftliche Begutachtung des Areals im Landschaftsplan- Verfahren XII-L2 hatte neben den Natur-Belangen u. a. das wichtige Ergebnis, daß für die benachteiligte Thermometer-Siedlung sehr dringend Naherholungsflächen sowie Flächen für Freizeitaktivitäten von Kindern und Jugendlichen benötigt werden — und daran hat sich bis heute (2011) nichts geändert. Alle (Kommunal-)Politiker wissen das [seit 1988].

An anderer Stelle wurde bereits auf das Gutachten von Prof. Schäfer von der Technischen Universität Berlin hingewiesen. Darin stellt der Planungsrechts- Experte im Juni 2002 fest: „Da die VIVICO bisher Stadtplanung ausschließlich nach höchstmöglichem Verwertungsinteresse betrieb (extrem hohe Ausnutzung der Gelände für die Bebauung), sich aber um die kommunalen Belange nicht kümmerte, besteht nun die Möglichkeit, den kommunalen Interessen zum Durchbruch zu verhelfen.“ Genauso unverantwortlich handelt VIVICO [Ed-2012: bzw. die CA-IMMO] auch in Lichterfelde-Süd. Es kommt also darauf an, jetzt in Lichterfelde-Süd die bereits seit Jahrzehnten – und sogar von allen politischen Parteien – erkannten kommunalen Belange endlich und nachhaltig durchzusetzen.

Spätestens die obersten Gerichte werden den skandalösen VIVICO-Plänen Einhalt gebieten. Deshalb wird es schlauer sein, von vornherein eine sehr moderate, eine sanfte Entwicklung des Gebiets zum Nutzen der Allgemeinheit anzustreben. Aber zunächst müssen die Behörden ihre Schularbeiten machen und eine solide Raumordnungsplanung für das Verflechtungsgebiet mit dem Land Brandenburg vorlegen und das Landschaftsplan- Verfahren XII-L2 reaktivieren — mit erneuter Begutachtung und Bürgerbeteiligung. Und evtl. ergibt sich daraus, daß auch noch der Berliner Flächennutzungsplan geändert werden muß, bevor überhaupt an konkrete Bebauungspläne gedacht werden kann. [Kritik am FNP]

Im übrigen sind die vielen Fragen zum Vivico-Gelände von 2000 bis heute nicht von der Politik beantwortet. Vielleicht schaffen es ja (Bezirks-) Politiker nun im bevorstehenden Wahlkampf. Oder wollen sie nicht wiedergewählt werden? Es ist auffällig, daß sich bislang weder die GRÜNEN noch die CDU öffentlich zum VIVICO- Ansinnen geäußert haben. Jedenfalls verliefen alle Internet- Recherchen dazu negativ. Peinlich ist das besonders für die GRÜNEN, denn diese haben in Sachen Lichterfelde-Süd ein sehr großes Erbe zu verteidigen. Sie hatten sich (noch als AL) im Oktober 1982 in einem damals viel beachteten und wegweisenden Sonder-Info eigentlich festgelegt, was aus Lichterfelde-Süd werden soll. Und im September 1984 brachten sie zur Landschaftsplanung sogar eine noch umfangreichere informative Sonder-Zeitung heraus, die sogar nachgedruckt werden mußte. Vielleicht bereiten ja die GRÜNEN derzeit ein weiteres Sonder-Info vor, aus dem wir auch erfahren, was in den letzten 12 Monaten hinter den Kulissen in Sachen VIVICO ablief . . .

Wie hieß es schon 1982: „Lichterfelde-Süd ist der Prüfstein für eine menschenwürdige Stadtentwicklungs- und Umweltpolitik in Berlin!“ Und das gilt noch heute, 30 Jahre nach den großen Erfolgen der „Mietergruppe Thermometer-Siedlung“ und der „Umweltschutzinitiative Lichterfelde-Süd“ (ULS). Neue Initiativen werden nun an deren hervorragende Arbeit anknüpfen.

[00.07.1973: Was wird aus Lichterfelde-Süd?]  (FORUM LICHTERFELDE-SÜD)
[15.09.1984: Zur Landschaftsplanung in Lichterfelde-Süd]  (ALTERNATIVE LISTE)
[00.11.1984: Vom Bebauungsplan zum "Begrünungsplan"]  (GRÜNSTIFT)
[00.10.2000: Die verrückte HABERENT-Verplanung]  (khd-research)
[10.07.2010: Was wird da in Lichterfelde-Süd geplant?]  (khd-research)
[23.09.2010: Beschluß zur Natur in Lichterfelde-Süd]  (Landesbeauftragter Naturschutz)
[00.11.2010: Gemeinsam für einen Landschaftspark Lichterfelde-Süd!]  (BI Teltower Platte)
[01.03.2011: Sind die GRÜNEN endlich aufgewacht?]  (khd-research)



Aktionsbündnis Lichterfelde-Süd gebildet

  Nächstes Treffen des Aktionsbündnisses:
Informations- und Erfahrungsaustausch
am Mittwoch, den 9. Februar 2011
um 19.00 Uhr
in der Palma-Cocktailbar
(frühere Pizzeria),
Celsiusstraße Ecke Fahrenheitstraße
(Thermometer-Siedlung).
 
Basiert auf:
Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde- Süd, 4. Februar 2011 (Pressse- Mitteilung). Das Aktionsbündnis ist per E-Mail erreichbar unter: helmut.max.schmidt (at) web.de (das " (at) " durch "@" ersetzen!).

BERLIN-LICHTERFELDE (khd). Um die menschen- und naturfeindlichen Bebauungs- Pläne der Vivico Real Estate für Lichterfelde- Süd zu verhindern, hat sich jetzt ein großes Aktionsbündnis aus verschiedenen Gruppierungen gebildet. Es ist stadtbekannt, daß die als Bahn-Tochter gegründete Vivico GmbH kaum etwas von Qualitäts- Stadtplanung versteht. Das zeigen allein schon die früheren Pläne für Lichterfelde- Süd.

Außerdem gehört dieser Immobilien-Verwerter seit dem im Dezember 2007 erfolgten Verkauf durch den Bund zu einem Konzern der Finanzbranche, der nicht als ein Hort der Seriosität gilt. So wird gesagt, daß im Konzernverbund auch Geld des lybischen Diktators und Menschenschlächters Gadhafi steckt. Und über die UniCredit-Bank (Rom) dürfte auch noch reichlich Geld der Mafia in diesem ‚Verein‘ sein Unwesen treiben.

[Mitteilungen des Aktionsbündnisses]



Park statt Golfplatz

Aktionsbündnis will ehemalige Geisterstadt der Öffentlichkeit zugänglich machen
[Ed: gemeint ist natürlich der frühere US-Übungsplatz „Parks Range“, denn diese Geisterstadt zum Üben des Häuserkampfes gibt es gar nicht mehr].

Auszug aus:
Berliner Woche – Nr. 7/2011, 16. Februar 2011, Seite 1 (Steglitz-Süd).

LICHTERFELDE (KM). Auf dem Gelände an der Réaumurstraße hat sich ein einzigartiges Biotop entwickelt. Bald könnten hier aber Golfbälle rollen. (...)

VIVICO-Planung für einen Golfplatz in Lichterfelde-Süd von 2010
^   Planung der VIVICO Real Estate (CA Immo Group, Wien) für einen 18-Loch-Golfplatz in Lichterfelde-Süd von 2010. Bezirks-Bürgermeister Kopp (CDU) steht diesem massiv naturzerstörenden Plan offensichtlich „wohlwollend“ gegenüber. Die einst von der Politik (auch von der CDU) zugesagten Naherholungsflächen mit Park für die benachbarte Thermometer-Siedlung (ThS) sind hier nicht mehr vorgesehen. Durch Klicken auf die Grafik wird eine Vergrößerung in einem Extra-Fenster angezeigt.   (Grafik: 2010 – kgd)


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Während die
Vivico von einem Golfplatz nichts wissen will [Ed-18.6.2011: obwohl sie die hier nun dokumentierte Planskizze in Auftrag gab], kann sich Bürgermeister Norbert Kopp (CDU) noch gut an Gespräche im vergangenen Jahr erinnern. „Die Vivico hat sehr konkrete Pläne für einen Golfplatz vorgestellt“, sagt Kopp. Das hätte man im Bezirk „wohlwollend zur Kenntnis genommen“, weil dabei sowohl wirtschaftliche Interessen als auch die Natur zu ihrem Recht kämem. Eine komplette Bebauuung hingegen lehne der Bezirk ab [Ed: aber jeder Golfplatz ist eine Bebauung, noch dazu eine besonders naturschädliche — CDU-Kopp hat keine Ahnung!]. (...)

[10.07.2010: Was wird da in Lichterfelde-Süd geplant?]  (khd-research)
[07.11.2010: Gemeinsam für einen Landschaftspark Lichterfelde-Süd!]  (BI Teltower Platte)
[11.02.2011: Erster Schritt zum Landschaftsschutzgebiet]  (khd-research)
[23.05.2011: Senats-Antwort auf Anfrage zum Landschaftspark Lichterfelde-Süd]  (Abgeordnetenhaus von Berlin – Ds. 16-15415)



G R Ü N E

Sind die GRÜNEN endlich aufgewacht?

LICHTERFELDE/STEGLITZ – 1.3.2011 (
khd). Seit Juli 2010 – also seit 8 Monaten – recherchiere ich regelmäßig, was die relevanten Parteien zum Thema „Lichterfelde-Süd“ aktuell zu sagen haben. Während die SPD-Lichterfelde [PDF gespiegelt] und DIELINKEN ab etwa Ende 2010 erste Statements zur erneuten Verplanung der Stadtrand-Siedlungen im Internet publizierten, war dazu im Internet bei CDU, FDP und GRÜNEN absolut nichts zu finden [Ed: ich weiß, wie man korrekt wiss. recherchiert]. Bei CDU + FDP ist so etwas nicht ungewöhnlich, machen doch diese Parteien lieber Politik in Hinterzimmern.

    „Parks Range“ in
Lichterfelde-Süd öffnen

Aus: Berlin-Politik – BVV Steglitz-Z., Ds. 1723/III.
Antrag der GRÜNEN vom 7.12.2010

Die BVV hat in ihrer 46. Sitzung am 16.02.2011 beschlossen (Az. 1131):

Das Bezirksamt wird ersucht zu prüfen, ob und unter welchen Bedingungen das ehemalige Militärgelände in Lichterfelde-Süd „Parks Range“ nach § 35 Naturschutzgesetz Berlin der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden kann.

[Ed-8.3.2011: Das ist immerhin ein erster hoffnungs- voller Anfang. Aber warum teilen die GRÜNEN diesen kleinen Erfolg nicht prominent auf ihrer Homepage mit? Sie werden ja wohl wissen, daß die „Berlin-Politik“ nicht den weltweiten Suchmaschinen zugänglich ist. Dem ersten Schritt müssen nun weitere energische Schritte (Anfragen und Anträge) folgen].
Daß aber angesichts der
riesigen Vorgeschichte, noch dazu verbunden mit großen Erfolgen der AL in der BVV Steglitz in den 1980er-Jahren [Ed: alles in Presse-Archiven nachlesbar!], die AL-Nachfolger nichts mehr zu der aktuellen Herausforderung durch einen höchst windigen Immobilien-Konzern, der in Lichterfelde-Süd eine menschen- und natur-feindliche Planung vorantreibt, öffentlich zu sagen haben, verblüffte dann doch — nicht nur mich, auch viele potentielle GRÜNEN-Wähler („Was ist nur aus den Grünen geworden?“). Schon im Wahlprogramm 2006 [PDF gespiegelt] kam ja bei den GRÜNEN „Lichterfelde-Süd“ nicht mehr vor, obwohl dort viele Probleme noch immer unter den Nägeln brennen. Das könnte an dem 2006 im Bezirk Steglitz-Z. — ohne Not — gestarteten Kuschelkurs mit der CDU [PDF gespiegelt] liegen, der Kritisches zu CDU-Ansinnen kaum noch zuließ [Ed: Fakt ist z. B., daß die Steglitzer Treitschkestraße immer noch Treitschkestraße heißt, und daß ein Norbert Kopp (CDU) 2006 Bürgermeister werden konnte!].

Seit einigen Tagen gibt es nun – in der Bewerbung des Wahlkreis-Kandidaten Ronald Wenke versteckt – einen ersten klitzekleinen Hinweis der GRÜNEN. Darin heißt es unter dem Datum vom 11.2.2011: „In Steglitz-Zehlendorf und Lichterfelde können wir noch besser werden. Sei es bei der zukünftigen Gestaltung der Parks Range oder beim sozialen Zusammenhalt der Thermometersiedlung.“ Ob dieser Allgemeinplatz vom Typ Politiker-Sprechblase aber ausreicht, in Berlin die Oberhand zu gewinnen, ist eher unwahrscheinlich.

Denn es ist völlig klar, Lichterfelde-Süd wird der Prüfstein für eine menschenwürdige Stadtentwicklungs- und Umweltpolitik in Berlin sein — auch im Wahlkampf 2011 und danach. Mal sehen, was die GRÜNEN und deren Spitzenkandidatin Renate Künast nun ganz konkret dazu zu sagen haben [Ed-30.12.2011: NICHTS! Wollten sie doch nach der Wahl in Berlin mit der CDU als Juniorpartner regieren, und nun tut’s die SPD — auch weil die PIRATEN den GRÜNEN zu viele (Protest-) Stimmen abgenommen haben] [2012: GRÜNE ohne Rückgrat!].



L U X U S I M M O B I L I E N

CA Immo benennt Vivico um

Der einheitliche Markenauftritt auch in Deutschland bildet den Abschluss der stufenweisen Integration.

Aus:
Die Presse, Wien, 20. Juni 2011, 13.15 Uhr MESZ (Immobilien). [Original]

WIEN (APA/red). Die deutsche Tochtergesellschaft der CA Immo, Vivico Real Estate, wird künftig unter der Marke "CA_Immo" auftreten, teilte die börsenotierte Firma mit: "Der konzernweit einheitliche Markenauftritt bildet nun den Abschluss der stufenweisen Integration", wegen des starken Wachstums "ist es nur konsequent, auch in dem für uns wichtigen deutschen Markt als CA Immo aufzutreten", so CA Immo-Chef Bruno Ettenauer.

CA Immo hatte die riesige Vivico zum Jahreswechsel 2007/2008 um rund 1 Mrd. Euro erworben, Ursprünglich zählte Vivico – damals noch unter dem Namen Eisenbahnimmobilien Management GmbH (EIM) - zu einem Sondervermögen der Bundesrepublik Deutschland. Die Gesellschaft wurde im Jahr 1996 im Rahmen der Bahnreform gegründet, um rund 3.000 ehemalige Bahnliegenschaften zu verkaufen.

Heute beschäftigt die CA Immo Gruppe in Deutschland über die Tochtergesellschaften Vivico und die auf Baumanagement spezialisierte omniCon rund 170 Mitarbeiter. Sie entwickelt Quartiere wie die Europacity in Berlin, den Arnulfpark in München oder das Europaviertel in Frankfurt [Ed: und eben auch Lichterfelde-Süd in Berlin].



      Karte des Areals

Aktionstag in Lichterfelde-Süd

Ex-Truppenübungsgelände „Parks Range“ kann
am 14. August 2011 ab 11 Uhr besichtigt werden.

Aus:
khd-Blog – Nr. 750, Berlin/Houston, 7. August 2011, 00.00 Uhr MESZ (News).

BERLIN-LICHTERFELDE – 5. August 2011 (khd). Auf dem ehemaligen US-Truppen- Übungsplatz an der Mauer und südlich der Thermometer-Siedlung hat sich die Natur seit dem Abzug der Amerikaner ungestört entwickeln können. Die Bewohner in den Hochäusern bietet sich bereits ein prächtiges Bild. Aber vor Ort dort, auf dem früheren Gelände des „Parks Range“ sich alles einmal ganz genau anzusehen, das war bislang nicht möglich. Das gesamte Gelände ist eingezäunt. Aber am Sonntag, den 14. August 2011 ab 11 Uhr werden sich an der Osdorfer Straße die Tore erstmals für die Bürger öffnen – auch in Erinnerung an den Mauerbau vor 50 Jahren. [Das Programm]

Dazu lädt das „Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde Süd“ ein. Es wird sach- und fachkundige Führungen durch das große Areal geben. Dabei wird es um dort noch vorhandene seltene Pflanzen, Bäume, Gehölze und Blüten sowie um Tiere wie Vögel, Wildbienen, Kröten, Schmetterlinge und anderes mehr gehen. Das Aktionsbündnis setzt sich seit 2010 dafür ein, daß auf diesem für Berlin so einmaligen Gelände ein naturnaher Landschaftspark eingerichtet wird, der allen offensteht.

  Aktionsbündnis Landschaftspark
Lichterfelde Süd:
»Wer wir sind — Was wir wollen«
(Kurzfassung vom Juni 2011)
 
Bis 2007 gehörte das gesamte Gelände dem Bund, der aber nicht den Wert der Natur erkannte oder erkennen wollte. Das Land Berlin hat zudem dem Bund vermutlich auch nicht gesagt, daß dort in Lichterfelde-Süd seit 1970 noch städtische Naherholungsflächen für die Anwohner fehlen, die nur auf diesem Areal entstehen können. Der Bund verkaufte alles im Paket mit anderen Immobilien an einen privaten Investor – die österreichisch-italienische „CA Immo Group“. Und diese will nun demnächst dort bauen. Für die Pläne eines großen Golfplatzes mit 18 Löchern mit Wohnbebauung am Rande wurde schon reichlich Geld ausgegeben.

Mehr zuem Thema Lichterfelde-Süd:
[10.07.2010: Was wird da in Lichterfelde-Süd geplant?]  (khd-research)
[07.11.2010: Gemeinsam für einen Landschaftspark Lichterfelde-Süd!]  (khd-research)
[16.01.2011: Prüfstein Lichterfelde-Süd]  (khd-research)



Blütenmeer auf dem ehemaligen Todesstreifen

Aus:
Net-Tribune, 10. August 2011, xx.xx Uhr MESZ (Science). [Original]

BERLIN. Dort, wo früher der Todesstreifen zwischen Berlin-Lichterfelde und Teltow verlief, stehen heute Kirschbäume. Bei einer Radtour entlang des ehemaligen Mauerstreifens erinnert knapp 50 Jahre nach dem Bau der Berliner Mauer kaum noch etwas daran, dass hier einst Grenzschützer patrouillierten. Radler und Spaziergänger genießen die vielfältige Natur zwischen Wald- und Wiesenflächen. Naturschützer sprechen von einer einmaligen Artenvielfalt.

Hannelore von Büren-Rieder ist Biologin. In ihrer Freizeit engagiert sie sich im Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde Süd. Das Bündnis will möglichst viel von der einmaligen Natur hier am Grenzstreifen für die Öffentlichkeit zugänglich machen. "Das Grüne Band mit seinen Trockenrasen-, Wald- und Weideflächen ist eigentlich typisch für die Region", erläutert von Büren-Rieder. Diese Vielfalt sei in der Zwischenzeit aber etwas Besonderes, sagt sie mit Blick auf die großen agrarindustriellen Monokulturen in Brandenburg. "Zusätzlich gibt es hier einige Arten, die hochgradig bedroht sind."

30 Jahre lang blieb der Mauerstreifen nahezu unberührt, weshalb bestimmte Arten hier besser überdauern konnten als anderswo. Nach dem Mauerfall konnte sich die ursprüngliche Vegetation wieder breitmachen. Wichtig sei vor allem, dass es sich eben um ein durchgängiges Band handle, auf dem sich Tiere und Pflanzen ungehindert bewegen könnten, sagt von Büren-Rieder.

Danach befragt, welche besonderen Arten es am Mauerstreifen gibt, nennen Naturschützer vor allem die Wechselkröte. Das Tier hat sein Rückzugsgebiet auf dem ehemaligen Truppenübungsgelände Parks Range, das heute der österreichischen CA Immo gehört. Das rund 115 Hektar große Gelände ist abgesperrt, den einzigen – nicht ganz legalen – Eingang überwacht ein Sicherheitsbediensteter mit Argusaugen. Betreten verboten. Zumindest bis auf weiteres.

Das Gelände der Parks Range ist, ebenso wie es der Mauerstreifen während des Kalten Kriegs war, seit mehreren Jahren dem Wildwuchs überlassen. Lilafarbene, weiße und gelbe Blüten blitzen durch das Gras. Am unteren Teil der Parks Range, entlang des ehemaligen Todesstreifens, hat sich ein dichtes Wäldchen aus Birken, Weiden, Eichen und Ahornbäumen gebildet. Selbst Schwarzpappeln, die laut Roter Liste gefährdeter Arten in Deutschland als besonders bedroht eingestuft sind, stehen hier noch.

Entlang der Bahnlinie haben sich zahlreiche Blumen und Kräuter ausgebreitet: der blaue Natternkopf, die lila Flockenblume, die weiße wilde Möhre. "Junge Leute fragen mich oft, ob sie die Blumen überhaupt pflücken dürfen", erzählt die Biologin und lacht. "Ja, selbstverständlich dürfen sie." Natur ist eben kein Museum.

Ein paar hundert Meter weiter, am Teltowkanal, hat sich die Vegetation gewandelt. Anstatt Trockenrasen dominieren hier hohe Erlen und Weiden. Die ehemaligen Grenzanlagen sind zugewachsen. An den ehemaligen Todesstreifen erinnert kaum mehr als ein altes Stahlkonstrukt, das einst dazu diente, die Grenzanlagen zu sichern. Hinter den Bäumen breitet sich das Schilf bis Teltow aus. Hier laichen Erdkröten und Moorfrösche. Mit viel Geduld lassen sich auch ein paar seltene Vögel erspähen, darunter auch Pirole und Eisvögel, die ebenfalls als bedroht gelten.

Da sich vor allem auf Teltower Seite das Wohngebiet immer weiter ausbreitet, will das Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde Süd zumindest den ehemaligen Truppenübungsplatz Parks Range in seiner jetzigen Form erhalten.

Derzeit ist die Zukunft des Geländes aber noch völlig offen. Berichten zufolge will die CA Immo einen Teil der Fläche als Wohnbaufläche nutzen und auf dem größeren Teil einen Golfplatz als Zwischennutzung anlegen. Das Unternehmen selbst weist dies allerdings als Gerücht zurück [Ed: was totaler Dummquatsch ist, hat es doch Pläne für einen Golfplatz zeichnen lassen — voilà!]. Nach der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus sollen die Gespräche über die weitere Nutzung konkreter werden. Am 14. August wird das Gelände für einen Tag geöffnet. Das Aktionsbündnis bietet Führungen, eine Radtour und eine Vollmondwanderung an.



S T A D T W I L D N I S   I N   L I C H T E R F E L D E

Kleine Prärie am Rande der Stadt

In Lichterfelde ist aus einem US-Truppenübungsplatz ein wertvolles Biotop entstanden. Naturschützer kämpfen für den Erhalt als Landschaftspark, der Investor hätte lieber einen Golfplatz.

Aus: taz, Berlin, 15. August 2011, Seite xx (Berlin).

Wusch. Da, wo eben nur ein Meer aus lila, gelben und rostroten Blüten war, hat Christoph Saure eine Wildbiene gefangen. Geschickt angelt der Biologe sie aus dem Kescher. Eine recht häufige Art, Saure lässt sie wieder frei. In seine Brusttasche hat es dagegen ein seltenes Exemplar der Zahntrost-Sägehornbiene geschafft. "Für meine Tiere" – damit meint Saure die Bienen und stechenden Wespen – "ist das ein Paradies hier."

Unweit vom S-Bahnhof Lichterfelde- Süd direkt am Mauerradweg haben Natur und Naturliebhaber eine der seltenen Brachenlandschaften Berlins geschaffen. Seit ein paar Jahren gehört sie einer privaten Immobiliengruppe, die nicht von Wildbienen, sondern von einem Golfplatz träumt. Am Wochenende stand das Gelände ausnahmsweise Besuchern offen. Ein Aktionsbündnis warb zum Mauerbaujubiläum für die Nutzung des einstigen Grenzgebietes als Landschaftspark.

Militärische Geisterstadt

Als die amerikanischen Truppen sich 1994 aus Berlin verabschiedeten, hinterließen sie im Süden der Stadt ein 80 Hektar großes Gelände. Einst probten sie hier den Ernstfall – in Gebäuden, sogar in einer nachgebauten U-Bahn-Station. Die wenigen Überreste dieser militärischen Geisterstadt wurden abgerissen, als ballernde Jugendliche sie für sich einnahmen.

Zurück blieb eine Brache, die sich die Natur zurückholte. Wiesen voller Kräuter und Blüten, dazwischen kleine Baumgruppen und Sträucher. In wenigen Jahren wäre ein Vorwald daraus entstanden: Dichtes Unterholz, das einer späteren Bebauung im Wege gestanden hätte. Das wollte auch der Investor nicht, und so kam Anne Loba mit ihren Pferden zum Zug. Gegen Mietzahlung lässt sie hier seit zehn Jahren rund 40 Reitpferde im Einklang mit der Natur grasen. Pferde, die draußen geboren werden und sterben, die keinen Stall, sondern nur Baumgruppen als Unterstand kennen.

"Nur mit dieser Beweidung konnte sich die Brache hier halten", sagt Biologe Saure. Die Brache, die eigentlich nicht mehr als ein Zwischenstand in Siedlungsgebieten ist. Ein Stadium zwischen alter und neuer Bebauung. "Nach dem Mauerfall gab es viele solcher Brachen in Berlin", erzählt Saure, der 1989 seine Forschungsarbeit über Bienen und Wespen in der Hauptstadt begann.

In Ostberlin fand er wahre Schätze: Inseln inmitten der Stadt, die von wilden Pflanzen, Insekten und Kriechtieren bevölkert waren. Zwei Drittel dieser Brachen seien inzwischen ehrgeizigen Bauvorhaben zum Opfer gefallen. "Als Ausgleich entsteht dann solches Designergrün wie der Park am Kanzleramt, der mit Natur gar nichts zu tun hat", schimpft Saure und wünscht sich einen "Brachenmanager" für die Stadt.

Auf dem Gelände in Lichterfelde hat der Biologe für ein Gutachten im Jahr 2000 unglaublichen Artenreichtum dokumentiert: 230 aller 800 stechenden Bienen- und Wespenarten Deutschlands gingen ihm ins Netz. Bis heute sei das Gutachten kaum bekannt, denn der Wert als Stadtbiotop stehe auch hier ehrgeizigen Investorenplänen im Weg.

Sieben Kilometer Wege

"Wir haben zwei Berliner Zoos und einen Botanischen Garten mit exotischen Tieren und Pflanzen", sagt Anne Loba. "Aber wo können die Kinder die einheimische Natur erleben?" Sieben Kilometer asphaltierte Wege gebe es auf dem Areal. "Für einen Stadtwildnis-Park ist hier alles da", sagt Loba. Doch die Frau mit den Pferden ist pessimistisch: "Naturschutz ist nun mal kein Investorenziel."



S T A D T W I L D N I S   I N   L I C H T E R F E L D E

Lichterfelde-Süd wird kein Golfplatz

Auf dem einstigen Truppenübungsplatz beginnt der Investor mit der Planung. Aktionsbündnis fürchtet Kahlschlag im Idyll.

Aus:
taz, Berlin, 12. Oktober 2011, Seite xx (Berlin).

Ein Stück wilde Natur am Rande Berlins: Seit Jahren liegt in Lichterfelde-Süd ein ehemaliges Truppenübungsgelände brach. Für die Öffentlichkeit verboten, hat sich ein von Naturschützern hoch geschätztes Biotop entwickelt. Doch nun schlägt ein Aktionsbündnis Alarm: Der Eigentümer, ein privates Immobilienunternehmen, habe mit der Bauvorbereitung begonnen und plane einen Golfplatz.

Einst probten amerikanische Soldaten auf dem Gelände unweit des S-Bahnhofs Lichterfelde-Süd den Kalter-Krieg-Ernstfall. Nach deren Abzug wurden die Überreste der Militärstadt abgerissen, und aus dem Boden, über den einst Panzer rollten, wachsen nun Kräuter und Gräser. Wildpferde pflegen die Brache, seltene Insekten haben sich angesiedelt. Dieses Reservat will das Aktionsbündnis unbedingt erhalten und für die Öffentlichkeit als Landschaftspark zugänglich machen.

Der Eigentümer, die CA Immo mit Stammsitz in Österreich, hat freilich andere Pläne. Sie seien Spezialisten für Mischnutzungen durch Wohnungen, Kunst, Büros und Park, sagt der Unternehmenssprecher Wilhelm Brandt. Dies habe man am Ende ja auch für das Gleisdreieck erreicht, das ebenfalls der CA Immo gehört. Nach Jahren erbitterten Gerangels zwischen Eigentümer, Politik und Bürgerinitiative sind dort 16 Hektar recht annehmbarer Park entstanden.

Die Causa Lichterfelde-Süd ist allerdings einige Nummern größer. 80 Hektar umfasst das Gelände. "So ein großes Gebiet gab es in Berlin noch nie zu entwickeln", sagt Referent Marcus Hollmann aus dem zuständigen Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf. "Das, was da jetzt ist, kann auf keinen Fall einfach planiert werden." Die naturschutzrechtlichen Hürden in dem entstandenen Reservat seien hoch.

Beim Aktionsbündnis zeigt man sich angesichts einer wahrscheinlichen rot-schwarzen Regierung dennoch besorgt über die Zukunft des Geländes [Ed-2012: siehe „Lehrstück Mauerpark“]. CA Immo habe vor einigen Wochen Bohrungen mit schwerem Gerät zur Sondierung der Bodenbeschaffenheit durchgeführt, so Gerhard Niebergall vom Aktionsbündnis. Dies müsse als Bauvorbereitung gewertet werden.

"So weit sind wir noch lange nicht", beschwichtigt dagegen Unternehmenssprecher Brandt. Es gebe noch nicht einmal konkrete Ideen für die künftige Nutzung. Die Gespräche mit der Politik hätten gerade erst begonnen. Und auch die Bedürfnisse der Bürger wolle man berücksichtigen.

Die vom Aktionsbündnis für dieses Wochenende geplanten öffentlichen Führungen über das Gelände hat CA Immo allerdings verboten. Das Sicherheitsrisiko auf dem ehemaligen Militärgelände sei zu hoch, so Brandt. Dabei hatte es erst zum Mauerjubiläum im August vom Eigentümer erlaubte geführte Begehungen gegeben, bei denen das Aktionsbündnis für einen Landschaftspark warb.

So schnell wird in Sachen Lichterfelde-Süd sicher nichts entschieden. Beim Gleisdreieck etwa hatten die Beteiligten 15 Jahre um eine Lösung gerungen. Eines mühte sich Brandt aber schon vorab zu versichern: Ein neuer Golfplatz sei in Lichterfelde-Süd nicht vorgesehen.



Wird Truppenübungsplatz zum Park?

Das Gelände in Lichterfelde-Süd steht auf der Agenda der Stadtentwicklungs-Projekte.

Aus:
Berliner Abendblatt, Nr. 49/2011, 10. Dezember 2011, Seite 1 (Steglitz-Zehlendorf).

LICHTERFELDE (voh). Rein kommt man nicht – das ehemalige Truppenübungs- Gelände der Amerikaner ist komplett umzäunt. Das Areal an der südlichen Stadtgrenze, mit einer Fläche, die mit 80 Hektar etwa halb so groß wie das Tempelhofer Feld ist, ist trotzdem gut besucht. Vor allem Spaziergänger mit Hunden nutzen die mehrere Kilometer lange Strecke rund herum, immer. am Zaun entlang, an der S-Bahnlinie, der südlichen Stadtgrenze und zurück zur Thermometer-Siedlung. Innerhalb des Zauns grasen Pferde.

Um die seit dem Abzug der Amerikaner renaturierte Fläche sorgt sich das Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde- Süd. Das Bündnis hat sich mit der Geschichte, der Nutzung der Fläche auseinander gesetzt und schlägt dort einen Landschaftspark für den Lichterfelder Süden vor. Das dort entstandene Biotop wird von Naturschützern hoch geschätzt.

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Lichterfelde-Süd

 
Eigentümer des Geländes ist die CA Immo mit Sitz in Österreich. Sprecher Wilhelm Brandt vergleicht das Gelände mit dem Gleisdreieck, das ebenfalls der CA Immo gehört. Deshalb solle auch in Lichterfelde-Süd eine Mischnutzung aus Wohnungen, Büros, Kunst und Park entstehen. Bodensondierungen mit schwerem Gerät wurden bereits gemacht. Gerhard Niebergall vom Aktionsbündnis für einen Landschaftspark sieht das als bauvorbereitende Maßnahme. Gerüchten, auf dem Gelände solle ein Golfplatz entstehen, widerspricht CA Immo-Sprecher Brandt. Die SPD im Bezirk möchte, dass das Gebiet im Flächennutzungs- und Bebauungsplan überwiegend als Naturschutz- und Naherholungsgebiet ausgewiesen wird.

Zulässig soll dabei nur eine Randbebauung in Form von Einzel- und Reihenhäusern sein. Außerdem soll das Gelände für Fußgänger zugänglich werden. Die Landschaftspark-Befürworter und die SPD stützen sich dabei auf eine Bevölkerungs- Entwicklungs-Prognose, nach der die Einwohnerzahl Berlins bis 2030 stagniert. [mehr]



Grenzen des Planungsgebiets in Lichterfelde-Süd

Planungsgebiet in Lichterfelde-Süd
^   In diese Luftaufnahme vom SenStadtUm von Lichterfelde-Süd sind eingezeichnet die Eigentumsgrenze (schwarze Linie) sowie der Verlauf des Zauns (rote Linie), der den ehemaligen US-Truppenübungsplatz „Parks Range“ derzeit umgibt (Stand: 2010). Aufgrund der Erkenntnisse vom Juni 2012 wird es notwenig sein, das Landschaftsschutzgebiet (LSG) nach Norden und Westen zu erweitern.   (Grafik: 2011 – ALL)


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