Einige Gedanken zur
aktualisierten Groth-Planung
Wie bereits anderenorts berichtet, gibt es seit dem 10. März 2015 ein weiterentwickeltes
Städtbauliches Konzept für Lichterfelde-Süd.
Von:
Aktionsbündnis Landschaftspark,
7. April 2015 21.56 Uhr MESZ durch G. Niebergall (ALL).
Alle Links sowie [...]-Anmerkungen wurden hier redaktionell hinzugefügt.
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Im Ergebnis wird nun die Vorgabe durch das "letter of intent", nach der das Baugebiet bis zu 39
Hektar (390.000 Quadratmeter) betragen soll, wohl eingehalten. Fraglich ist aber, wo die
Flächen für die siedlungsnahe Naherholung des geplanten neuen Stadtteils (Hybrid-City),
die bisher in der "Grünen Mitte" verortet waren, sich nun in den im wesentlichen
unveränderten "Grünen Fingern" im Baugebiet befinden sollen. Zudem ist die sogenannte
"Promende", die das künftige Baugebiet zur "Grünen Mitte" hin abschließen soll,
entweder sehr verschlankt oder nun zur "Grünen Mitte" hin verschoben worden.
Der Zahlenvergleich ergibt, dass auf nun planerisch verkleinerter Baufläche gleichwohl mehr
Wohnungen entstehen sollen, weil die Zahl der Reihenhäuser und Doppelhaushälften steigen
soll. Diese Eigenheime sollen auf Grundstücken errichtet werden, die im Mittel 140
Quadratmeter umfassen werden.
Die durch das verkleinerte Baugebiet und die wachsende Zahl der Eigenheime notwendigen
Flächeneinsparungen werden zu Lasten der Grün- und Freiflächen und der sozialen
Infrastruktur vorgenommen. Die Flächenvorsorge für den Bau von Kitas wird um mehr als die
Hälfte reduziert, im Zeitalter des Rechtsanspruchs auf Kitaplätze mindestens
fragwürdig. Der zunächst geplante Sportplatz für Vereinsnutzung ist ganz
gestrichen.
Die Flächenvorsorge für eine geplante Grundschule wird deutlich vermindert. Ein
Flächenbedarf für ein Nachbarschafts- und Begegnungszentrum, für kulturelle und
bildende Veranstaltungen oder etwa eine Sporthalle für alle ist nicht eingeplant.
Selbstverständlich fehlt auch eine Flächenvorsorge für bisher fehlende Naherholungs-
und Sportflächen für die umliegenden Wohngebiete. Das Beispiel bei der seinerzeitigen
städtebaulichen Sanierung der Woltmann-Siedlung findet keine Nachahmer. Immerhin ist
seinerzeit die Schumann-Sporthalle mit angrenzenden Ballsportflächen [Ed: mit intensiver
Bürgerbeteiligung im Sanierungsbeirat!] geplant und geschaffen worden.
Die Zahl der Geschosswohnungen wird nun etwas reduziert. Nur noch am Stadtplatz, der künftigen
"urbanen Mitte von Lichterfelde-Süd" soll es noch einen 12-Geschosser geben. An der Osdorfer
Straße werden nun die Bauhöhen auf weitgehend dreigeschossige Bauweise
zurückgenommen. Ist das dem Respekt vor den benachbarten Kleingärtnern geschuldet, deren
Widerstandskraft man noch immer in der Kolonie Oeynhausen in Wilmersdorf erlebt? Entlang der
Bahntrasse entstehen nun zum teilweisen Ausgleich auf zuvor eingeplanten Sportflächen weitere
Sechsgeschosser.
Die aktualisierten Zahlen der Groth-Gruppe werden wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit in die zu
erwartende Vorlage des Bezirksamtes zur Aufstellung eines Bebauungsplans an die BVV
einfließen. Nach dem offenbaren Willen der bezirklichen Zählgemeinschaft aus CDU und
GRÜNEN soll der Geltungsbereich des zu erwartenden Bebauungsplans sich auf das Baugebiet
beschränken, die "Grüne Mitte" somit nicht einbeziehen.
Das hat zunächst einmal den scheinbaren Vorteil, dass der Umweltbericht nach § 2 Abs. 4
Baugesetzbuch wohl die "Grüne Mitte" nicht mitbetrachten muss. Eine solche Denkweise
dürfte aber in wesentlichen Teilen eine Illusion sein, weil z. B. die Habitate der nach der
Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union besonders streng geschützen
Lebensarten Moorfrosch, Wechselkröte, Zauneidechse und Großer Feuerfalter sich zu einem
erheblichen Teil noch im künftigen Baugebiet befinden.
Mit Interesse wird es u. a. deshalb zu verfolgen sein, wie der BUND und der NABU sich zu
derzeitigen Versuchen verhalten, Lebensräume solcher Arten im Wege vorgezogener
Ausgleichsmaßnahmen aus dem Baugebiet in die "Grüne Mitte" zu verlagern.