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 Lichterfelde Süd — Teil 3

ALL
    Stand:  28.4.2013   (48. Ed.)  –  File: PLS/ALL/ALL_Mitteilungen_03.html



ALL-Umweltpreiso Diese Seite ist Teil des Bürger-Portals zur Stadt(ver)planung in Lichterfelde-Süd. Giesensdorf – wie Lichterfelde-Süd früher hieß – ist seit jeher das Stiefkind der (Bezirks-) Politiker. Manche von ihnen wissen noch nicht mal, wo „Giesensdorf“ überhaupt liegt — und entscheiden dennoch über gravierende Bauleitplanungen in dieser Gegend. Man schob und schiebt dort gerne etwas hin, was man in den feineren Wohnquartieren des Bezirks nicht so gerne sieht. [Ständig benachteiligt!]

ALL-Logo Hier sind einige Mitteilungen des „Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde Süd“ (ALL) dokumentiert, das für die Texte verantwortlich zeichnet. Das Aktionsbündnis hat sich ab Herbst 2010 zur Abwehr der in Lichterfelde-Süd geplanten Großstil-Naturzerstörung gebildet und ist seit 2012 Träger des „Berliner Umweltpreises“. Eine Selbstdarstellung des Aktionsbündnisses ist im 1. Teil dokumentiert. Sämtliche Links wurden redaktionell hinzugefügt. Hier sind dokumentiert und manches auch in [Ed:...] oder [...] kommentiert:

I n h a l t :      


Aussage gegen Aussage

Infos zum Planungs-Dissens zwischen Bezirk und Senat.

Aus: Mitteilungen „
Aktionsbündnis Landschaftspark“, 14. Januar 2013. V.i.S.d.P.: Helmut Schmidt, 12207 Berlin. Die Grafik wurde hier durch eine aussagekräftigere Variante ersetzt. [Original in PDF]


Vor zwei Jahren haben wir uns zum ersten Mal getroffen, um über die Zukunft der Parks Range als Landschaftspark Lichterfelde Süd zu beraten und unsere eigenen Vorstellungen für die Zukunft der Parks Range und seiner Umgebung öffentlich zu machen.

Unser Bezirksbürgermeister, Herr Kopp, hat sich diesen Vorstellungen geöffnet und in einem Interview mit den Stadtrand-Nachrichten am 9.1.2013 auf die Frage: „Was sind denn aus Ihrer Sicht die großen Herausforderungen, die 2013 auf den Bezirk zukommen?“ erklärt:

Kopp: Das ist die Entwicklung in Lichterfelde Süd. Da wird man sich verständigen müssen mit der Senatsverwaltung, wie viele Wohneinheiten dieser Standort verträgt. Der Bezirk sagt allenfalls 2.000 Wohneinheiten, die Senatsverwaltung spricht eher von 3.000 und mehr. Es ist also notwendig, sich in diesem Jahr darüber zu verständigen, welche Potenziale der Wohnstandort hat und dann den Flächennutzungsplan anzupassen. 2013 und 2014 müssen die Jahre sein, in denen die Planungsvoraussetzungen geschaffen werden, so dass 2015 der erste Spatenstich sein kann. Große Teile des Gebietes hat sich die Natur zurückgeholt und wir wollen, dass davon möglichst viel erhalten bleibt. Auch dazu wird ein Diskussionsprozess notwendig sein.

In der von uns zahlreich besuchten SPD-Veranstaltung am 14.8.2012 im Ev. Gemeindezentrum in der Celsiusstraße hat Herr Staatssekretär Gothe die klare Botschaft verkündet, dass es keine Planung im Gegensatz zum Bezirk und den Menschen in Lichterfelde Süd geben wird. Was von dieser Aussage zu halten ist, mag jeder selbst an Hand der folgenden Grafik (Auszug aus der Berliner Zeitung vom 12.1.2013) zur Landesplanung für Lichterfelde Süd entscheiden:

Senatsplanung Wohnungsbau bis 2025
^   Aktuelle Senatsplanung für den Wohnungsbau bis 2025. Dargestellt sind die wichtigsten Neubaugebiete. Auch Lichterfelde-Süd ist noch immer mit 3.000 Wohnungen dabei, obwohl das besonders wertvolle Natur zerstören würde.   (Repro/Grafik: 2013 – khd/SenStUm)

Die Landespolitik strebt also weiterhin und ganz aktuell eine Bebauung mit einer Bewohnerzahl in der Größenordnung der Thermometersiedlung an. Wir setzen dagegen auf eine verträgliche Sozialraumerweiterung unter Erhalt schützenswerter Natur innerhalb und außerhalb der ehemaligen Parks Range als Landschaftspark Lichterfelde Süd.



P R E S S E - M I T T E I L U N G

Bezirksgutachten bestätigt
Landschaftspark Lichterfelde Süd

LSG-Gutachten des Büros Fugmann & Janotta vom Bezirk veröffentlicht.

Von:
Aktionsbündnis Landschaftspark, 10. Februar 2013. V.i.S.d.P.: Prof. Dr.-Ing. Helmut Schmidt, 12207 Berlin. [Kontakt]

Das vom Bezirk Steglitz-Zehlendorf im Juni 2012 beauftragte Gutachten zum Naturschutz in Lichterfelde Süd liegt vor und bestätigt die seit drei Jahren vom Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde vorgeschlagene Nutzung der ehemaligen Parks Range (dem Übungsgelände der amerikanischen Armee) als Landschaftsschutzgebiet und der teilweisen Bebauung der umgebenden Flächen.

Zuletzt hatte die Groth-Gruppe dort 96 ha nach unseren Berechnungen für ca. 10 Euro je Quadratmeter erworben, von denen nun 16 ha als bebaubar bezeichnet werden. Dies bedeutet einen Wertzuwachs jeden Quadratmeters auf etwa 200 Euro bis 260 Euro, bzw. für die Baufläche insgesamt einen Wertzuwachs von bis zu 40 Millionen Euro.

Damit lassen sich Investitionen durch den Eigner finanzieren, die selbstverständlich nur in einem vertraglich geregelten Interessenausgleich von Bezirk und Eigner liegen dürften. Eine zweite Thermometersiedlung mit 3.500 Wohneinheiten und 6.000 neuen Bewohnern kann es dann nicht geben, auch wenn dieses Ziel der Groth-Gruppe von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung unterstützt werden würde.

Das Aktionsbündnis sieht hier zunächst die Notwendigkeit, eine sichere Zukunft für Gewerbebetriebe und ihre Beschäftigten auf dem möglichen Baugrund zu schaffen und eine verträgliche Sozialraumerweiterung unmittelbar neben der Thermometersiedlung zu gestalten. Dazu gehören soziales, genossenschaftlich organisiertes Wohnen ebenso wie familien- und altengerechtes, selbstorganisiertes, gemeinschaftliches und nachhaltiges Wohnen am Landschaftspark Lichterfelde Süd.

Dieser Park soll auf Dauer die halboffene Weidelandschaft sichern und den dort wohnenden und neu hinzuziehenden Bürgerinnen und Bürgern für Erholung und intensives Naturerlebnis zugänglich gemacht werden.

Echo: [Berliner Morgenpost] [Berliner Woche]



Aktuelle Fragen ans Bezirksamt

Fragen des Aktionsbündnisses in der Einwohnerfragestunde der BVV Steglitz-Zehlendorf.

Von:
Aktionsbündnis Landschaftspark, 15. Februar 2013 (Gerhard Niebergall).

Das Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde-Süd hat zur Einwohnerfragestunde in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 20. Februar 2013 die folgenden aktuellen Fragen ans Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf eingereicht:

Die Bezirksstadträtin Markl-Vieto (GRÜNE) antwortete:

(das folgt, falls es ein Protokoll gibt).

[Zeitungs-Artikel, der einige Antworten enthält]



Bezirksverordnete im Gespräch mit Gewerbetreibenden

Bericht vom Treffen am 15. Februar 2013.

Hinweis auf:
Polit-Laden Celsiusstraße 62, 22. Februar 2013 (Download).
[Zum Bericht]




Neue Fragen ans Bezirksamt

Fragen des Aktionsbündnisses in der Einwohnerfragestunde der BVV Steglitz-Zehlendorf.

Aus: FORUM Lichterfelde-Süd —
Beitrag LF_104, 18. März 2013, 13.36 Uhr MEZ.

Das Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde-Süd hat zur Einwohnerfragestunde im Umweltausschuss am 21. März 2013 die folgenden aktuellen Fragen ans Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf eingereicht:

  1. Trifft es zu, wie das Berliner Abendblatt in seiner Ausgabe für Steglitz-Zehlendorf vom 16. März 2013 auf Seite 1 unter dem Titel „Wohnen am Rande der Großstadtwildnis — Kompromiss: Bezirk und Investor sind sich über die Bebauung des Parks-Range-Areals einig“, dass in Lichterfelde-Süd nun doch eine 2. Thermometersiedlung „light“ mit 2.500 Wohnungen entstehen soll?

  2. Welche Teilflächen sollen danach von der Gesamtfläche von 111 ha zukünftig für die folgenden Nutzungen zur Verfügung stehen:
    • Wohnen,
    • Arbeiten,
    • Schutzgebiet Stadtwildnis,
    • Sport, Spiel und andere Formen intensiverer und spontaner Freizeitnutzung?

  3. Wie beurteilt das Bezirksamt Pläne des Grundstückseigentümers, die nicht für eine Bebauung vorgesehene Fläche auch als „Erlebnispark“ zu nutzen?
Die Bezirksstadträtin Markl-Vieto (GRÜNE) antwortete:

(das folgt, falls es ein Protokoll gibt).

[Artikel, der einige Antworten enthält]



D A S   A K T I O N S B Ü N D N I S   I N F O R M I E R T

Vorstadt oder
Landschaftspark Lichterfelde-Süd?

Das Aktionsbündnis informiert über das Gelände „Parks Range“

   
  Diesen Artikel
gibt’s auch in
  In PDF
Aus: Der Schlüssel – Nr. 159, April 2013, Seite 12+13 (Giesensdorf). [Zum Artikel]




E I N E   Z W I S C H E N B I L A N Z

Stadtverplanung auch in Lichterfelde-Süd
im Investorenstil?

Von Planungen an den Bürgern vorbei.

Aus: Mitteilungen „Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde Süd“ (
ALL), 27. März 2013, 14.25 Uhr MEZ. V.i.S.d.P.: Gerhard Niebergall, 12207 Berlin.

      LSG-Konzept vom Dez. 2012
^   Dieses wegweisende LSG-Konzept von Fugmann & Janotta ist schon wieder bedroht.   (Grafik: 10.2012 – F&J)
Der Spiegel-Autor Georg Diez schrieb in der Ausgabe des Nachrichten-Magazins vom 18. März 2013 unter „
Wowis Legoland“, Wowereits „urbanistisches Erbe ist eine Stadt im Investorenstil“. Nun scheint es, dass hier auch das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf nicht zurück stehen möchte. Das Berliner Abendblatt berichtete am 16. März 2013 von einem „Kompromiss“ zwischen Bezirksbürgermeister Norbert Kopp [CDU] und Grundstückseigentümer Klaus Groth, nach dem ab 2015 südlich der Réaumurstraße/Landweg mit 2.500 Wohnungen eine zweite Thermometersiedlung entstehen solle.

Schon am 17. Dezember 2012 hatte die Berliner Morgenpost unter „Großsiedlung soll auf Truppenübungsplatz entstehen“ mitgeteilt, dass Groth in Lichterfelde-Süd etwa 2.500 Wohnungen errichten wolle. Laut Berliner Zeitung vom 13. November 2012, „Angst vor neuen Hochhäusern“ würde sich Klaus Groth auch mit Baurecht für 1.500 neuen Wohnungen in Lichterfelde-Süd begnügen. Aus der Bezirks-CDU hörten wir bisher, man werde in Lichterfelde-Süd höchstens einen Neubau von 1.600 Wohnungen zulassen. Wo ist denn nun da der Kompromiss, wenn der Bezirksbürgermeister vor den Bebauungsphantasien des Herrn Groth kapituliert, nur weil sich der böse Senat noch mehr Wohnungen in Lichterfelde-Süd vorstellen kann.

Welche Konsequenzen zieht eigentlich das Bezirksamt aus dem Bürgerdialog, zu dem es am 19. April 2012 in die Mercatorschule eingeladen hatte [Zitat aus der Einladung des Bezirksamts: „Beginn des Bürgerdialogs“, dem im August 2012 und Januar 2013 weitere Bürgerdialoge folgen sollten, aber dann nach dem Wechsel zur Groth-Gruppe nicht mehr stattfanden...]. Die im April zahlreich erschienenen Anwohner wünschten seinerzeit fast einhellig, dass die naturwüchsige Landschaft mit ihrer kleinteiligen Gewerbestruktur am Rande erhalten und zu einem Naherholungsgebiet entwickelt werden solle. [Ergebnis des 1. Bürgerdialogs]

In der Einwohnerfragestunde des Bezirks-Umweltausschusses am 21. März 2013 dementierte Bezirksstadträtin Markl-Vieto [GRÜNE], dass eine Einigung zwischen Bezirksamt und Grundstückseigentümer Klaus Groth über den Umfang einer Bebauung in Lichterfelde-Süd vorliege. Angaben über ein Nutzungskonzept für die ca. 111 ha große Fläche südlich von Réaumurstraße/Landweg hielt sie für verfrüht. Sie deutete aber auch an, dass von den Empfehlungen der Studie von Fugmann & Janotta, die nur in begrenztem Umfange eine Bebauung vorsehen, Abstriche zu erwarten seien.

Einer Aussage über die Zukunft der dort noch ansässigen 21 Gewerbebetriebe mit ihren rd. 200 Mitarbeitern enthielt sich die Bezirksstadträtin. Für August diesen Jahres kündigte sie ein weiteres Workshop an, wobei offen blieb, in welchem Umfange die Bürgerinnen und Bürger dabei Einfluss nehmen können.

Fazit:
  Information + Diskussion
am Freitag – 26. April 2013

Ab 18 Uhr im
Kieztreff „Altes Waschhaus“,
Celsiusstraße 60, nahe beim
S-Bhf. Lichterfelde-Süd.
Dazu lädt ein:
Aktionsbündnis Landschaftspark
Lichterfelde Süd
 
Es besteht weiterhin Grund zur Sorge, dass die Bezirkspolitiker mit dem Immobilienentwickler und mutmaßlichen Investor Klaus Groth die stadträumliche Entwicklung von Lichterfelde-Süd hinter verschlossenen Türen festlegen [Ed:
Voilà – nur 2 Wochen später!] und sie dann nur noch zu einer „formalen“ Bürgerbeteiligung vorlegen.

In Lichterfelde-Süd ist die Politikverdrossenheit groß. Aus dem Bereich der Thermometersiedlung, die sich im Eigentum der privatisierten GSW befindet, gingen bei den letzten Wahlen zum Abgeordnetenhaus nur noch 38 v. H. der Wahlberechtigten zur Urne. Dennoch sollte die Bezirkspolitik nicht darauf vertrauen, dass eine Stadtverplanung in Lichterfelde-Süd „im Investorenstil“ nicht auf Widerstand stieße und Wahlen stehen ja auch wieder bevor.



Weitere Fragen an das Bezirksamt

Fragen des Aktionsbündnisses in der Einwohnerfragestunde der BVV Steglitz-Zehlendorf.

Aus: FORUM Lichterfelde-Süd —
Beitrag LF_107, 9. April 2013, 11.36 Uhr MESZ.

Das Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde-Süd hat zur Einwohnerfragestunde in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) am 24. April 2013 die folgenden aktuellen Fragen ans Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf eingereicht:

  1. Trifft die Meldung im Berliner Abendblatt vom 16. März 2013 („Wohnen am Rande der Großstadtwildnis — KOMPROMISS: Bezirk und Investor sind sich über die Bebauung des Parks-Range-Areals einig“) zu, nach der spätestens ab 2015 dort 2.500 Wohnungen gebaut werden sollen oder gelten weiterhin Zusicherungen aus der CDU-BVV-Fraktion, man werde allenfalls einem Neubau von 1.600 Wohnungen zustimmen und des Bezirksbürgermeisters, z. B. bei einem Treffen u. a. mit Betriebsinhabern aus Lichterfelde-Süd am 5. Juli 2012, dass bis zu einem ersten Spatenstich noch 4 bis 5 Jahre vergehen würden?

  2. Welche Leitlinien will das Bezirksamt einem „städtebaulichen Wettbewerb“ über die künftige Nutzung des Groth-Grundstückes in Lichterfelde-Süd vorgeben, um eine verträgliche Erweiterung des dortigen Sozialraumes unter besonderer Berücksichtigung des hohen Entwicklungsbedarfs der angrenzenden Thermometersiedlung zu gewährleisten?

  3. Sieht das Bezirksamt bei sich eine Verantwortung, den z. T. seit Jahrzehnten an der Réaumurstraße/Landweg in Lichterfelde Süd ansässigen 21 Gewerbebetrieben und ihren ca. 200 Mitarbeitern durch Offenlegung seiner Planunsziele für Lichterfelde-Süd Planungssicherheit zu geben oder überlässt das Bezirksamt es dem Grundstückseigentümer, nach dessen Gutdünken Fakten zu schaffen?

Da sich die 1. Frage durch die inzwischen publizierte Absichtserklärung (Letter of Intent) erledigt hat, wurde am 18. April 2013 die folgende Frage nachgereicht:

  1. Welche neuen Erkenntnisse führten zur gemeinsamen Absichtserklärung (Letter of Intent) von Groth-Gruppe und Bezirksamt, entgegen
    • bisherigen Bekundungen aus der CDU-Fraktion (keine zweite Thermometersiedlung, nicht mehr als 1.600 neue Wohneinheiten in Lichterfelde-Süd) und
    • den Aussagen der Fugmann & Janotta-Studie (nur 16 ha uneingeschränkt und weitere 11 ha unter Rückstellung naturschutzfachlicher Bedenken für eine Bebauung geeignet),
    2.200 bis 2.700 Wohnungen auf nunmehr 39 ha errichten zu wollen?

Der Steglitz-Zehlendorfer Stadtentwicklungs-Stadtrat Norbert Schmidt (CDU) antwortete am 24. April 2013 in der BVV sinngemäß:

  • Bei der Aufstellung des Bebauungsplanes für Lichterfelde-Süd werde man prüfen, ob Teilflächen als Gewerbe- bzw. Mischgebiet ausgewiesen werden können, um für die dort vorhandenen Betriebe und Arbeitsplätze eine Fortführungsperspektive zu eröffnen.

  • Leitlinie für den angekündigten städtebaulichen Wettbewerb werde es sein, dass Wohnungsbau in Lichterfelde-Süd zu einer positiven Entwicklung der Thermometersiedlung beitragen müsse.



Wie will die Politik mit Lichterfelde-Süd umgehen?

Denkanstöße zur öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt des Berliner Abgeordnetenhauses am 17. April 2013.


Aus: Mitteilungen „Aktionsbündnis Landschaftspark“, 11. April 2013. V.i.S.d.P.: Gerhard Niebergall, 12207 Berlin. Links und Grafik wurden hier redaktionell hinzugefügt.


Lichterfelde-Süd im Widerstreit von Interessen: Investoren streben nach legitimer Rendite und Bürger nach bezahlbarem Wohnraum, nach Arbeit und Freiraum für Naherholung im Hier und Jetzt. Bleiben da gesunde Umwelt, gesetzlich geschützte Natur und Landschaft und damit Lebensgrundlagen für kommende Generationen auf der Strecke? Wie moderiert die Politik diese Konflikte?

Die Vorgeschichte

Das Stadtgebiet in Lichterfelde-Süd südlich von Réaumurstraße/Landweg zwischen Bahntrasse und Osdorfer Straße bis zur Stadtgrenze, eine Fläche von rd. 1.110.000 m2, ist schon wiederholt Ort ambitionierter und dann doch gescheiterter Projekte gewesen:


Ein neuer Anlauf durch die Groth-Gruppe

      Planungsgebiet in Lichterfelde-Süd 2010
^   Das Planungsgebiet in Lichterfelde-Süd. [Vergrößerung]  [In PDF]  [Wertvolle Natur]  [Zur Site-map]   (Grafik: 2012 – khd-research)
Nun unternimmt der Immobilienentwickler Klaus Groth mit seinem Projekt „
Vorstadt Lichterfelde“ einen neuen Versuch. Von dem ursprünglich der Deutschen Bahn gehörenden Gesamtgrundstück erwarb er zu diesem Zweck Mitte 2012 von der CA Immo eine Teilfläche von rd. 962.000 m2, und zwar zu einem Preis von kaum mehr als 10 Euro/m2 — ein Kaufpreis, der keinesfalls auf einen Erwerb von Bauerwartungsland schließen lässt. (Warum Berlin offenbar auf die Ausübung seines Vorkaufsrechtes entsprechend § 24 Abs. 1 Ziff. 1 Baugesetzbuch verzichtete, ist nicht ersichtlich). Die Flächendifferenz bis zur Gesamtfläche von 1.110.000 m2 befindet sich derzeit (wieder) im Eigentum der Deutschen Bahn und ist Teil eines Waldes, der auch weit in das Groth-Grundstück hinein reicht.

Der Senat und auch das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf begleiten dieses Projekt offenkundig mit Wohlwollen. Ein bekannter Entwurf des „Stadtentwicklungsplanes Wohnen“ sieht in Lichterfelde-Süd ab 2015 einen jährlichen Bau von 300 neuen Wohnungen vor, sodass hier bis 2030 insgesamt 3.300 Wohnungen neu errichtet werden sollen.

Nach einem ganz offensichtlich von der Groth-Gruppe entworfenen und von Bezirksstadtrat Schmidt mitunterzeichneten „Letter of Intent“ vom 3./5. April 2013 besteht die Absicht, auf einer 39 ha großen Teilfläche des Groth-Grundstücks Wohnungsbauquartiere mit 2.200 bis 2.700 Wohnungen und Gemeinbedarfsflächen zu entwickeln. Die danach baufrei bleibenden 57 ha des Groth-Grundstückes sollen zu einer naturnahen Parklandschaft entwickelt werden.

Der Ist-Zustand auf dem Groth-Grundstück

Entlang von Réaumurstraße/Landweg siedeln auf weitflächig durchgrünten Arealen z. T. seit Jahrzehnten 21 kleinere Betriebe mit ca. 200 Beschäftigten auf Basis immer wieder verlängerter kurzfristiger Mietverträge. Die Groth-Gruppe soll bereits damit begonnen haben, einzelne Betriebe durch Nichtverlängern der Mietverträge von ihren Standorten zu vertreiben. Die Bezirkspolitik geniert sich wohl inzwischen teilweise dieser Sachlage, lässt aber anscheinend den Grundstückseigentümer gewähren.

Südlich davon, auf der ehemaligen „Parks Range“, einem früheren militärischen Übungsgelände der Amerikaner, beweiden die Pferde der Reitgemeinschaft Holderhof umschichtig ganzjährig große Flächen und verhinderten somit eine sich ausbreitende Verbuschung und Verwaldung des Grundstückes. Stattdessen ist eine in Fachkreisen hochgelobte und sehr artenreiche „Lichterfelder Weidelandschaft“ (Stadtwildnis) entstanden. Der Fachbeirat für Naturschutz und Landschaftspflege bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung empfahl deshalb schon 2010, diese Fläche als Landschaftsschutzgebiet zu sichern.

Die vom Bezirksamt beauftragte „Naturschutz- und Landschaftsentwicklungsstudie — Schutzgebietskonzept Lichterfelde-Süd“ von Fugmann & Janotta vom Dezember 2012 empfiehlt von der Gesamtfläche von 111 ha einen zentralen Bereich von 80 ha als Landschaftsschutzgebiet zu sichern. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung weigert sich aber mit Verweis auf Personalnot, den Erlass einer Rechtsverordnung zur Sicherung eines Landschaftsschutzgebietes (§§ 18, 20 Berliner Naturschutzgesetz) zu prüfen.

Randbereiche des Groth-Grundstückes von 16 ha wären nach Fugmann & Janotta unbedenklich und weitere von 11 ha bedingt, unter Rückstellung naturschutzfachlicher Bedenken, für eine Bebauung geeignet.

Weitere 4 ha des Groth-Grundstückes sollen nach Fugmann & Janotta für Formen intensiverer Freizeitnutzungen reserviert werden.

Wie der bereits genannte „Letter of Intent“ nun zeigt, diente die Fugmann & Janotta-Studie nur dazu, eine Verhandlungsposition gegenüber dem Senat und der Groth-Gruppe aufzubauen.

Soweit das Grundstück derzeit nicht gewerblich genutzt wird, versperrt noch immer ein seinerzeit vom Bundesamt für Besatzungslasten finanzierter Zaun mit Schildern „Betreten verboten — Der Eigentümer“ entgegen dem Berliner Naturschutzgesetz (§§ 35, 36) Erholung suchenden Bürgern den Zutritt zu dem Grundstück.

Die Rechtslage

Planungsrechtlich gilt in Lichterfelde-Süd noch immer der in früheren West-Berliner Mauerzeiten erlassene Baunutzungsplan aus dem Jahre 1960, der das Grundstück als Baulandreserve ausweist. Weil aber Fluchtlinienpläne seinerzeit nicht erlassen wurden, hat diese Rechtsgrundlage in Lichterfelde-Süd nie die rechtliche Wirkung eines Bebauungsplanes erlangt. Auch in den späteren Jahrzehnten ist es für diesen Bereich nie zum Erlass eines Bebauungsplanes gekommen.

[Ed: Zu beachten ist aber, dass das derzeitige Planungsgebiet in Lichterfelde-Süd auf Berliner Gebiet umgeben ist von Bereichen mit rechtskräftig festgesetzten Bebauungsplänen (u. a. sind das XII-101a, XII-101b, XII-101c, XII-134a, XII-134b) bzw. einer Planfeststellung (Anhalter Bahn SÜD vom 31.5.2001), was bei der Bauleitplanung für das Areal südlich der Thermometer- Siedlung ganz besonders zu berücksichtigen sein wird].

Ein im November 1983 begonnenes Landschaftsplanverfahren XII-L2 ist nach der Wende nicht fortgeführt, aber nie ausdrücklich aufgehoben worden und ruht insoweit nur. Die erste Fassung des Berliner Landschaftsprogramms zeigte in den Umrissen der früheren Parks Range einen „Park Lichterfelde“, eine spätere Fassung auf kleinerer Fläche einen „Landschaftspark Lichterfelde-Süd“.

Die aktuelle Fassung des FNP für Lichterfelde-Süd bildet noch das gescheiterte Projekt eines neuen Stadtteil für zuziehende Bonner Bürokraten ab und ist damit sachlich überholt.

Weil das Gebiet bekanntlich im hohen Maße naturschutzfachlich befangen ist, müssten das Landschaftsprogramm und der FNP zweifelsfrei geändert werden.

Insgesamt gab es einen Rechtsanspruch eines Investors auf Ausweis von Bauland in Lichterfelde-Süd bisher nicht. Warum das Bezirksamt noch im Vorfeld eines städtebaulichen Wettbewerbs und der Aufstellung eines Bebauungsplanes durch den „Letter of Intent“ jetzt den Juristen der Groth-Gruppe Ansatzpunkte für solche Ansprüche verschafft, wird zu klären sein.


Das Umfeld

Westlich der Bahntrasse befindet sich ein gemischtes Wohngebiet im wesentlichen aus Reihenhaus-Eigenheim- Siedlungen, mehrgeschossigen Mietshäusern sowie die Wohnanlage der Märkischen Scholle.

Nach Norden begrenzen die Thermometersiedlung sowie, dahinter liegend, die Woltmannsiedlung das Planungsgebiet. Vor allem die Thermometersiedlung gilt als Stadtteil mit besonderem Entwicklungsbedarf. Mehr als 80 v. H. der Kinder und Jugendlichen dieses Wohnbereichs sollen ihren Lebensunterhalt aus öffentlichen Kassen beziehen. Wiederholt sind in letzter Zeit Kinderbetreuungseinrichtungen von Vandalismus betroffen gewesen. Entlang von Réaumurstraße/Landweg sind bei den letzten Wahlen nur noch 38 v. H. der Wahlberechtigten zur Urne gegangen. Um den Kontakt der dort wohnenden Menschen zur Politik zu verbessern, haben die in der Bezirks-BVV vertretenen Parteien gemeinsam, befristet für zunächst ein halbes Jahr, in der Thermometersiedlung einen „Politladen“ eingerichtet.

Östlich der Osdorfer Straße befinden sich südlich des Lichterfelder Ringes bis zur Stadtgrenze durch Festsetzungen in einem Bebauungsplan gesicherte Dauerkleingärten. Eigentümer der Fläche ist das Land Berlin.

Das Gebiet südlich der Stadtgrenze, ehemalige Rieselfelder, ist als Landschaftsschutzgebiet festgesetzt und wird landwirtschaftlich genutzt, im Frühjahr zur Verklappung von Gülle und sodann zum großflächigen Anbau von Mais und Raps. Eigentümer auch dieser Flächen ist das Land Berlin. Mangels ausreichender Durchwegungen und von Parkmöglichkeiten ist dieses Gebiet für die Naherholung nicht geeignet.

Wieviel und welchen zusätzlichen Wohnungsbau verträgt Lichterfelde-Süd?

Der Voreigentümer, die CA Immo, wollte ein Neubauvorhaben mit einem „kräftigen, eigenständigen Image als Gartenstadt und Wohnen am Landschaftspark“ zur Thermometersiedlung hin abgrenzen. Klaus Groth ist zuletzt mit Vorhaben am Mauerpark, auf der Kleingartenkolonie Oeynhausen und an der Heidestraße mit eher höherpreisigem Bauen mit Blick auch auf nationale und internationale Kapitalanleger hervorgetreten. Seinen früheren größeren Projekten für mittlere Einkommensbezieher — wie in Karow-Nord und dem Kirchsteigfeld in Potsdam-Drewitz — werden Vermietungsprobleme nachgesagt.

Eine von der Thermometersielung als Stadtteil mit besonderem Entwicklungsbedarf ausgehende Stadterweiterung nach Süden wäre eine gesellschaftspolitische Herausforderung. Ein Zubau weiterer Wohnungen wäre wohl nur dann sozialverträglich, wenn von diesem Vorhaben positive Impulse auf die Entwicklung der Thermometersiedlung ausgehen. Folgende Aspekte sollten dabei bedacht werden:

Bei der Planung eines neuen Baugebiets in Lichterfelde-Süd sollten außerdem die folgenden Problematiken unbedingt beachtet werden:

Schlussfolgerungen

Wertet man alle Rahmenbedingungen, erscheint in Lichterfelde-Süd eine Ausweis von neuem Bauland in einer Gesamtfläche von etwa 20 ha (200.000 m2) durchaus vorstellbar, aber auch ausreichend bemessen. Auf dieser Fläche könnten ca. 500 Einfamilienhäuser errichtet werden oder, bei entsprechend verdichteter mehrgeschossiger Bebauung, wohl auch bis zu 2.500 Wohnungen. Warum und welche — gutachtlich unterlegt — naturschutzfachlich nicht für eine Bebauung geeigneten Flächen das Bezirksamt nun zusätzlich für eine Bebauung öffnen will, wird es noch erklären müssen.

Durch Ausweis als Bauland würde sich der Wert der von der Groth-Gruppe erworbenen Fläche von einem Einstandspreis von vermutlich kaum über 10 Euro/m2 auf ca. 250 Euro/m2 erhöhen. Dies entspräche für 39 ha einer Wertsteigerung auf 97,5 Mio. Euro. Der Kaufpreis für den Erwerb der gesamten Grundstückes durch die Groth-Gruppe dürfte vergleichsweise kaum über 10 Mio. Euro gelegen haben. Die Fähigkeit der Groth-Gruppe, diese Wertsteigerung auch zu kapitalisieren, steht sicherlich außer Zweifel.

Die Trägerschaft der Finanzierung der anstehenden Kosten der Infrastruktur bleibt in dem „Letter of Intent“ offen. Soweit die Groth-Gruppe sich hier beteiligt, darf man davon ausgehen, dass sie diese Kosten über den Verkauf bzw. die Vermietung von ihr errichteter Wohnungen refinanziert.

Das Baugesetzbuch sieht unter „Städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen“ (§§ 165 ff.) durchaus Möglichkeiten vor, Planungsgewinne wie sie das Bezirksamt nun der Groth-Gruppe andient, abzuschöpfen. Eine kostenfreie Abtretung einer Fläche für Naherholungszwecke könnte ebenso Ziel solcher Absichten sein, wie eine entsprechende Einlage schützenswerter Natur- und Landschaftsflächen in eine zu diesem Zweck errichtete gemeinnützige Stiftung.

Auch am Stadtrand wird man sich zusätzlichem Wohnungsbau nicht verschließen können. Es fehlt jedoch bisher ein wohnungsbaupolitisches Gesamtkonzept auch mit Blick auf die Region Berlin-Brandenburg. Eine Devise: „Wir müssen bauen, das es kracht“, ist noch keine verantwortungsvolle Politik.

Zusagen der Groth-Gruppe im „Letter of Intent“, Kosten des Planungs- und Beteiligungsverfahrens zu übernehmen und das Bezirksamt bei diesem Verfahren zu unterstützen, sind ein deutliches Indiz dafür, dass die Bezirksamt gewillt scheint, die weitere Planung weitgehend der an dem Ergebnis dieser Planung wirtschaftlich besonders interessierten Groth-Gruppe zu übertragen. Vor allem diesen Aspekt wird man bei der anstehenden gesetzlich vorgeschriebenen Beteiligung der Öffentlichkeit und einer anschließenden rechtlichen Wertung besonders im Blick haben müssen.



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