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 Lichterfelde Süd — Teil 2

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    Stand:  28.2.2013   (57. Ed.)  –  File: PLS/ALL/ALL_Mitteilungen_02.html



ALL-Umweltpreiso Diese Seite ist Teil des Bürger-Portals zur Stadt(ver)planung in Lichterfelde-Süd. Giesensdorf – wie Lichterfelde-Süd früher hieß – ist seit jeher das Stiefkind der (Bezirks-) Politiker. Manche von ihnen wissen noch nicht mal, wo „Giesensdorf“ überhaupt liegt — und entscheiden dennoch über gravierende Bauleitplanungen in dieser Gegend. Man schob und schiebt dort gerne etwas hin, was man in den feineren Wohnquartieren des Bezirks nicht so gerne sieht. [Ständig benachteiligt!]

ALL-Logo Hier sind einige Mitteilungen des „Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde Süd“ (ALL) dokumentiert, das für die Texte verantwortlich zeichnet. Das Aktionsbündnis hat sich ab Herbst 2010 zur Abwehr der in Lichterfelde-Süd geplanten Großstil-Naturzerstörung gebildet und ist seit 2012 Träger des „Berliner Umweltpreises“. Eine Selbstdarstellung des Aktionsbündnisses ist im 1. Teil dokumentiert. Sämtliche Links wurden redaktionell hinzugefügt. Hier sind dokumentiert und manches auch in [Ed:...] oder [...] kommentiert:

I n h a l t :      


Anfrage zum Denkmalschutz

Steinpyramide mit Fahnenmast neben dem Appellplatz der ehemaligen Parks Range in Lichterfelde-Süd.

Aus: Schreiben des „
Aktionsbündnis Landschaftspark“ ans Landesdenkmalamt, Klosterstraße 47, 10179 Berlin, 20. Oktober 2011.

Das etwa 115 ha große Stadtgebiet in Lichterfelde südlich Réaumurstr./Landweg zwischen Bahntrasse und Osdorfer Str., auf den ersten Blick wenig ansehnliches Kleingewerbe im Vordergrund sowie extensiv genutzte Pferdeweiden, Vorwald- und Waldflächen dahinter, war bereits wiederholt Objekt großer Planungen. Im Rahmen der Speerschen Planung für eine Welthauptstadt Germania sollten dort eine „Reichslokomotivenschmiede“ entstehen und alle Eisenbahnversuchsanlagen des Reiches konzentriert werden.

Luftbildaufnahmen des Alliierten Bomberkommandos zeigen, dass entsprechende Bauarbeiten nicht über ein Anfangsstadium hinaus kamen. Zur gleichen Zeit bestanden sowohl am Landweg als auch rund um den S-Bahnhof Lichterfelde Süd größere Kriegsgefangenenlager. Bauliche Relikte aus dieser Zeit sind nicht offensichtlich. Die Deutsche Reichsbahn hatte dieses Gebiet bis 1939 u. a. von den Erben des aus Teltow-Seehof wohl bekannten Kaufmanns Max Sabersky erworben.

Nach 1945 nahmen die Amerikaner den größten Teil dieses Gebietes ab 1953 bis 1994 als militärisches Übungsgelände in Besitz. Auf der Parks Range, benannt nach dem ersten amerikanischen Stadtkommandanten in Berlin, übte die US-Berlin-Brigande u. a. mit Einsatz von Hubschraubern und Panzern den Häuserkampf. Die Häuserkampfareale, Moba-City und Doughboy City, in alten Berliner Stadtplänen auch „Geisterstadt“ genannt, wurden 1994 bis auf die Grundflächen abgetragen, Wegenetz und Kanalisation sind aber weiterhin vorhanden.

Nahe der Stadtgrenze an der Osdorfer Str. ist zudem noch der frühere Appellplatz der Parks Range sichtbar. An deren Rand steht auf einer Steinpyramide ein Fahnenmast. An der Westseite der Pyramide führt eine Treppe zum Fahnenmast hinauf. Die Ostseite trug die Inschrift „Parks Range“. Die entsprechenden Buchstaben, mutmaßlich aus Metall, sind abgeschlagen, ihre Schattenrisse zum Teil aber noch sichtbar. Die Pyramide war auf drei Seiten von einer Kette umgeben, die auf vier Steinsockeln ruhte. Sockel und Kette sind, wenn auch nicht im Ursprungszustand, noch vorhanden. Ein Bild dieser Anlage, die sich in einem desolaten Zustand befindet, füge ich in der Anlage bei.

Auf der Parks Range übten während ihrer Betriebsdauer mutmaßlich mehrere Zehntausend amerikanischer Soldaten die Verteidigung der West-Halbstadt. Wenigstens die beschriebene Pyramide einschließlich Fahnenmast sollten es Wert sein, als zeithistorisch bedeutsames Bauwerk unter Denkmalschutz gestellt zu werden.

Das Eigentum an dem gesamten Gebiet südlich Réaumurstraße/Landweg ist 2007 von der Deutschen Bahn als Rechtsnachfolgerin der Reichsbahn auf die CA Immo AG, Wien bzw. deren Tochter CA Immo Deutschland GmbH übergegangen. Diese ist damit auch Eigentümerin der Pyramide einschließlich Fahnenmast und sollte gebeten werden, dieses Bauwerk denkmalgerecht wiederherzustellen und zu erhalten.



Weidelandschaft und die Waldflächen in Lichterfelde Süd
als Landschaftsschutzgebiet sichern


Schreiben des Aktionsbündnisses vom 21. Oktober 2011 an die zukünftige Bezirksstadträtin Markl-Vieto, das unbeantwortet blieb.

[Zum Text]



P R E S S E - M I T T E I L U N G

Golfplatz adé!
Landschaftspark o.k.?

CA Immo im Stadtplanungsausschuss der BVV.

Von:
Aktionsbündnis Landschaftspark, 16. März 2012. V.i.S.d.P.: Helmut Schmidt, 12207 Berlin. [Original]

Die CA Immo, Eigentümer der Parks Range und angrenzender Grundstücke mit einer Gesamtfläche von 980.000 Quadratmetern plant keinen Golfplatz mehr. Diesen hat Herr Thomsen, Geschäftsführer der Eigentümergesellschaft CA Immo, der früheren Vivico Real Estate, jedenfalls vor dem Stadtplanungsausschuss der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Steglitz-Zehlendorf am 13.3.2012 nicht als Planungsziel erwähnt, im Gegenteil: Der Eigentümer ist daran interessiert, in einem ergebnisoffenen Planungsprozess mit Senat, Bezirk und Bewohnern eine Anpassung des geltenden Flächennutzungsplans zu gestalten.

Standortdialoge, Workshops und weitere Gutachten sollen zu einem Ergebnis bis zum Juni 2014 führen. Im Stadtplanungsausschuss war das Interesse an der vorhandenen Natur groß, alle Ausschussmitglieder sollen die Gutachten zu Fauna und Flora erhalten, die Fraktion der Grünen forderte zusätzlich, „die Kartierung zu aktualisieren“. Dem können wir uns nur anschließen, denn am Ende des Planungsprozesses ist das jüngste Gutachten ziemlich alt.

Als Bestätigung unserer Aktivitäten des letzten Jahres sehen wir die Aussage von Herrn Geschäftsführer Thomsen, sie planten eine Bebauung von einem Drittel [32 ha] bis zur Hälfte [48 ha] der Gesamtfläche [96 ha], beginnend durchaus am S-Bahnhof Lichterfelde-Süd. Eine Fläche, die ziemlich genau dem Landschaftspark Lichterfelde Süd entspricht, könnte demnach unbebaut bleiben, — dies ist offensichtlich nun auch als eine Chance erkannt, die Attraktivität des Standorts für geeignete Investoren zu erhöhen. Dieses Ziel wird das Aktionsbündnis weiterhin unterstützen. Schließlich ist auch die europaweit einmalige städtische Weidelandschaft ein Juwel, das immer mehr Interesse weckt.

Echo: [Berliner Woche]



Gut gefragt — kaum geantwortet

Fragen des Aktionsbündnisses in der Einwohnerfragestunde der BVV Steglitz-Zehlendorf.

Aus: FORUM Lichterfelde-Süd —
Beitrag LF_019, 3. Juni 2012, 16.02 Uhr MESZ.

Das Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde-Süd hatte zur Einwohnerfragestunde im Stadtplanungsausschuss am 17. April 2012 die folgenden aktuellen Fragen ans Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf eingereicht:

Nun liegt das Protokoll der Sitzung mit den Anworten von Baustadtrat Norbert Schmidt (CDU) vor:
„BzStR Schmidt beantwortet entsprechende Fragen von Herrn N. zur Bebauung des Parks Range Geländes in Lichterfelde Süd wie folgt: Insgesamt seien die Fragen zu früh gestellt, da sie erst in der kommenden Zeit beantwortet werden können. So finde am 19.04.2012 ein allererster Standortdialog mit Bürgern statt, bei dem Fragen gestellt und Wünsche geäußert werden können. Hierzu hätten 6.000 Haushalte entsprechende Einladungsschreiben erhalten [Ed: also in Celsiusstraße 56 und Fahrenheitstraße 3 ist davon nichts angekommen]. Weitere Interessenten seien willkommen. Insgesamt werde die Bürgerbeteiligung wie vom Gesetz vorgesehen stattfinden.

BzStR Schmidt bittet Herrn N., seine Frage zu Bohrungen auf dem Gelände in der Veranstaltung am 19.04.2012 direkt an die CA IMMO zu richten, da er aufgrund der kurzfristigen Einreichung der Fragen dazu keine Auskunft geben könne. Der von der CA IMMO genannte „Masterplan“ sei zwar kein typisches Planungsinstrument der vorbereitenden Bauleitplanung; in einen solchen könnten jedoch die Ergebnisse von städtebaulichen Überlegungen oder Wettbewerben einfließen, und er könne die Grundlage für weitere Planungen (B-Plan, FNP) bilden. Von einem solchen Masterplan für das Gebiet sei man allerdings noch sehr weit entfernt.

Herr N. zeigt sich verwundert, da der Stadtrat bei früherer Gelegenheit erklärt habe, der Bebauungsplan solle zwischen dem Juli 2013 und Juli 2015 aufgestellt werden.

Der Vorsitzende gibt kund, dass Herr des Planungsverfahrens weder die CA-Immo noch das Bezirksamt sind, sondern die Bezirksverordnetenversammlung; diese werde sich nicht unter Druck setzen lassen.“


P R E S S E - M I T T E I L U N G

200 Arbeitsplätze gefährdet

Durchgrüntes kleinteiliges Gewerbe soll erhalten bleiben.

Von:
Aktionsbündnis Landschaftspark, 7. Juli 2012. V.i.S.d.P.: Gerhard Niebergall, 12207 Berlin.

Am Rande des früheren Militär-Übungsgebietes der Amerikaner in Lichterfelde Süd, der "Parks Range" siedelt seit Jahrzehnten entlang Réaumurstraße/Landweg ein kleinteiliges, durchgrüntes Gewerbegebiet. Tischler, Dachdecker, Kfz-Werkstätten, Winterdienste und andere, derzeit 21 Unternehmen mit etwa 200 Mitarbeitern, trotzen hier wie das bekannte gallische Dorf wechselnden Zeiten. Um 1980 wollte die Politik gleich neben der Thermometer-Siedlung ein großes Industriegebiet in den märkischen Sand setzen. Nach der Wende, die Amerikaner hatten die "Parks Range" verlassen, sollte hier erst ein autofreier Stadtteil und dann Wohnraum für zuziehende Bonner Bürokraten geschaffen werden. Das kleine Gewerbegebiet und die sich auf der "Parks Range" vital entwickelnde Natur überlebten diese Pläne unbeschadet.

  Information + Diskussion
am Freitag – 10. Aug. 2012

Ab 18 Uhr im
Kieztreff „Altes Waschhaus“,
Celsiusstraße 60, nahe beim
S-Bhf. Lichterfelde-Süd.
Dazu lädt ein:
Aktionsbündnis Landschaftspark
Lichterfelde Süd
 
Inzwischen übernahm die CA Immo AG im Rahmen der später gescheiterten Pläne zur Privatisierung der Deutschen Bahn rund 2.000 nicht betriebsnotwendige Eisenbahn-Immobilien, darunter auch das ca. 1 Million m2 große Grundstück in Lichterfelde Süd. Der neue Eigentümer
wirbt nun bei der Politik um Baurecht für seine Immobilie. Zugleich scheint er bestrebt, seine Gewerbemieter zu vergraulen. Langfristige und neue Mietverträge werden nicht mehr abgeschlossen. Die Gewerbemieter müssen überwiegend mit Kündigungsfristen von nur noch 3 Monaten zu überleben versuchen.

Wegen ihrer existenzbedrohlichen Situation hatten die Gewerbetreibenden aus Lichterfelde Süd den Bezirksbürgermeister von Steglitz-Zehlendorf, Herrn Norbert Kopp (CDU), zu einem Gespräch eingeladen. Dieser erklärte, wenn es nach ihm persönlich ginge, könne es in Lichterfelde Süd auch in den nächsten 20 Jahren so bleiben wie es derzeit sei, der Senat dränge aber auf eine Bebauung in Lichterfelde Süd. Eine Baureife erwarte er jedoch in frühestens 4 bis 5 Jahren. Eine deshalb an ihn gerichtete Bitte, er möge auf die CA Immo einwirken, solange keine Kündigungen auszusprechen, hielt er nicht für realisierbar. Stattdessen sagte er zu, sich dafür zu verwenden, dass ein Vertreter der Gewerbetreibenden künftig an den planungsvorbereitenden Workshops zwischen CA Immo und Verwaltung teilnehmen dürfe. Berlin-Partner, die IHK und die Handwerkskammer erklärten sich bereit, den Betrieben beratend zur Seite zu stehen.

Diese Zusagen ließen die Gewerbetreibenden unzufrieden zurück. Dennoch wollen sie weiter für den Erhalt der Betriebe und der Arbeitsplätze in Lichterfelde Süd kämpfen. Sie können sich dabei auf Rückhalt in der ortsansässigen Bevölkerung stützen. Eine von der CA Immo und dem Bezirksamt initiierte gut besuchte Bürgerversammlung am 19. April d. J. in der Mercator-Grundschule hatte eindeutig den Wunsch der Bürgerinnen und Bürger erkennen lassen, dass hier die Natur und das kleinteilige Gewerbe erhalten bleiben sollen.

Echo: [Berliner Woche]



Zum 2. Workshop von CA-Immo und Verwaltungen

Eine kritische Analyse des Workshop-Protokolls aus Bürgersicht.

Aus: Mitteilungen „Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde Süd“ (ALL), 31. Juli 2012, 17.37 Uhr MESZ. V.i.S.d.P.: Gerhard Niebergall, 12207 Berlin. Der Workshop fand am 6. Juli 2012 in den Räumen der CA-Immo statt.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die Lichterfelde Süd offenbar nur vom Schreibtisch her kennt, und geschäftstüchtige "Investoren" wollen das Stadtgebiet südlich Réaumurstraße/Landweg in 15 Jahresraten mit bis zu 3.000 Wohneineiten bebauen (TOP 2, Abs. 1, letzter Satz), so kann man das o. a. Protokoll lesen, das hier online nachlesbar ist. Das sich hier andeutende Entwicklungskonzept enthält einige Denkfehler und Ungereimtheiten, auf die ich nachstehend einzugehen versuche:

1. Auch wegen des geplanten Entwicklungstempos (max. 200 WE p. a.) wird es nur schwer gelingen, sich von der Thermometer-Siedlung, mit der man nichts zu tun haben möchte, mit einem eigenen Image abzugrenzen. Eine Bebauung der Fläche, in welchem Umfange auch immer, muss aber die Nachbarschaft der Thermometer- und Woltmann-Siedlungen als Realität akzeptieren und sich in ein Konzept zu deren Wohnumfeldverbesserung und Sozialstruktur- Stabiliksierujng einfügen (TOP 2, Abs. 1/TOP 3, Abs. 2 und 3).

2. Dass ausgehend vom Flughafen in Schönefeld das Planungsgebiet bei Westwind durch Abflüge von der Nordbahn nach Norden und Osten im erheblichem Umfange durch Fluglärm betroffen sein wird, wollte man anscheinend bisher nicht sehen und soll nun erst jetzt untersucht werden (TOP 2, letzter Absatz).

3. Die reale Existenz von 21 Gewerbebetrieben mit ca. 200 Mitarbeitern auf dem Planungsgebiet wird negiert. Es wird kein Gedanke daran verschwendet, mit welchen Maßnahmen diese Betriebe notfalls auch anderen Orts fortgeführt werden könnten. Zumindest die Politik muss sich diesem Problem stellen (TOP 3, Abs. 1).

4. Erholung suchenden Südlichterfelder, denen die Politik seit Jahrzehnten ein Naherholungsgebiet verspricht, sollen auf das Umland in Brandenburg verwiesen werden. Die ehemaligen Rieselfelder jenseits der Stadtgrenze befindet sich aber seit Jahrzehnten im Eigentum des Landes Berlin. Wäre es nicht naheliegend, dass der ewig klamme Finanzsenator auf die Idee kommen könnte, bei absehbar fortschreitender Bebauung der letzten Freifläche in Lichterfelde Süd auch jenseits der Stadtgrenze Baurecht anzustreben und so seine Kasse zu füllen (TOP 3, Abs 2).

5. Das Planungsgebiet soll überwiegend mit Ein- und Zweifamilienhäusern bebaut werden: Menschen, die solche Häuser als Eigentümer bewohnen wollen, müssen erst einmal bereit sein, sich längerfristig zu verschulden. Für den damit angesprochenen Personenkreis ist Lichterfelde Süd aufgrund der in den Punkten 1 und 2 angesprochenen Sachlagen mutmaßlich nicht ein unbedingt wertgeschätztes Wohnumfeld (TOP 3, letzter Absatz).

6. Ob Lärmschutzwälle Lärmimmisionen "absorbieren" (aufsaugen) können, mag dahin gestellt bleiben. Neben der Höhe solcher Wälle werden ihr Neigungswinkel und ihre Begrünung ausschlaggebende Faktoren sein, um Schallreflektionen in gegenüberliegende bewohnte Gebiete zu vermeiden. Neben den im Protokoll angesprochenen Kleingärtnern an der Osdorfer Straße sind auch die Bewohner im Umfeld des Westfalenrings potentielle Betroffene (TOP 4).

7. Die Bewertung einer Anbindung des automobilen Individualverkehrs an das umgebende öffentliche Straßennetz erscheint zumindest oberflächlich. Der Einmündungsbereich der Osdorfer Straße in den Ostpreußendamm ist bereits heute in Zeiten des Berufsverkehrs überlastet. Die Réaumurstraße ist heute eine verkehrsberuhigte Anliegerstraße, die auf Höhe des dort gelegenen Kindergartens auf eine Fahrspur eingeengt ist. Der Landweg ist bisher nicht als Autostraße ausgebaut.

Anwohner aus dem Woltmannweg beklagen, dass ihre Wohnstraße schon heute dazu benutzt wird, um den Engpass Einmündung Osdorfer Straße/Ostpreußendamm Richtung Lichterfelde Ost zu umfahren. Mit fortschreitender Bebauung in Lichterfelde Süd ist ein zunehmender Ausweichverkehr auch über Lichterfelder Ring/Schütte-Lanz-Str./Heinersdorfer Str./Oberhofer Weg unausweichlich. Dem Kitastandort Réaumurstr. droht auf Dauer eine unhaltbare Lärm- und Abgasbelastung (TOP 5).

8. Der Wert der Natur in Lichterfelde Süd wird offenbar mit Vorsatz kleingeredet. Die von Becker u. a. [im Auftrag der CA-Immo (Investor)] im Jahr 2010 vorgelegte "Bestandsanalyse – naturschutzfachliche- landschaftsplanerische Untersuchung" erscheint ausgesprochen lückenhaft. Die Flora des Planungsgebietes kommt in dieser Untersuchung kaum vor. Zu hören ist auch, dass Personen, die für diese Untersuchung zugearbeitet haben sollen, nicht alles dokumentieren durften, was sie im Planungsgebiet vorfanden (TOP 7).

9. Auch ein jetzt für 2013 vorgesehener "städtebaulicher Wettbewerb" wird kaum umhinkommen, die Erwartungen der "Investoren" zu berücksichtigen. Eine unabhängige naturschutzfachliche und landschaftsplanerische Bewertung des Planungsgebietes kann nur von einem Landschaftsplanverfahren erwartet werden, wie es bisher leider nur die Piratenfraktion in der BVV-Steglitz-Zehlendorf beantragen. Gleicher Auffassung wie die Piraten waren übrigens schon einmal das Bezirksamt Steglitz und alle damals in der BVV vertretenen Parteien [AL/GRÜNE, CDU, FDP, SPD], als noch ohne die (damals noch von den Amerikanern genutzte) Parks Range um 1980 ein Bebauungsplan für das Planungsgebiet diskutiert wurde (TOP Ausblick, weiteres Vorgehen).

Es werden somit noch "dicke Bretter zu bohren" sein, bis in der halboffenen Lichterfelder Weidelandschaft und in den angrenzenden Waldflächen die gewachsene Natur vor der Gier von "Investoren" geschützt und für eine sanfte Naherholung gesichert ist.

[Weitere Workshop-Erkenntnisse]



Warum ist für Lichterfelde-Süd ein
Landschaftsplan erforderlich?

Argumente für eine ordentliche Planung durch das Bezirksamt.

Aus: Mitteilungen „Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde Süd“ (
ALL), 16. August 2012, 12.39 Uhr MESZ.

"Landschaftspläne sind insbesondere" (u. a.) "für Bereiche aufzustellen, die nachhaltigen Landschaftsveränderungen ausgesetzt sind, der Erholung dienen oder dafür vorgesehen sind ... oder von wesentlichen Belangen der Grünordnung berührt sind" (§ 8 Abs. 1 Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege von Berlin (NatSchGBln vom 3. November 2008).

Die Lichterfelder Weide- und Waldlandschaft südlich Réaumurstraße/Landweg zeichnet sich selbst außerhalb der ökologisch besonders wertvollen ehemaligen Parks Range in weiten Bereichen durch eine hohe Artenvielfalt sowie durch Vorkommen seltener und bedrohter Arten aus. Sie erfüllt zudem alle wesentlichen Voraussetzungen für Menschen, die in der Natur Erholung suchen (§ 35 NatSchGBln). Die vom Grundstückseigentümer/ Investor angestrebte Bebauung von etwa zwei Dritteln des Grundstücks führte zweifelsfrei großflächig zu nachhaltigen Landschaftsveränderungen.

Weiterhin wäre die potentielle Naherholungsfunktion dieses Areals erheblich eingeschränkt. Zudem würden Belange der Grünordnung im ganz erheblichen Umfange berührt. Schon 1983 hielt das Bezirksamt Steglitz nur für den Bereich der in Rede stehenden Immobilie außerhalb der Parks Range, über die seinerzeit noch die amerikanische Schutzmacht verfügte, als Voraussetzung für die Aufstellung eines Bebauungsplanes die Aufstellung eines Landschaftsplanes für erforderlich. Die schriftliche Begründung in der Vorlage des Bezirksamtes über die Aufstellung des Landschaftsplanes XII-2 "Lichterfelde Süd" an die BVV vom 29. November 1983 kann noch heute als beispielhaft angesehen werden.

Warum ist neben der Aufstellung eines Bebauungsplans für Lichterfelde Süd ein Landschaftsplan erforderlich?

Ziel eines Bebauungsplanes ist es vorrangig, Regeln für Art und Maß einer baulichen Nutzung festzulegen (vgl. § 9
Baugesetzbuch). Erwägungen zum Schutz von Natur und Landschaft sind im Bebauungsplanverfahren eher von nachrangiger Bedeutung. Das NatSchGBln sieht aber im Schutz von Natur und Landschaft (§ 1, 2) hohe Rechtsgüter, die nicht ohne Not im Rahmen eines Bebauungsplanes geschäftsmäßig abgehandelt werden dürfen.

Unter anderem bei zu befürchtenden nachhaltigen Landschaftsveränderungen schreibt § 8 NatSchGBln die Aufstellung eines Landschaftsplanes zwingend vor. § 10 Abs. 3 dieses Gesetzes verlangt deshalb zum Schutz von Natur und Landschaft eine eigenständige frühzeitige öffentliche Anhörung (Bürgerbeteiligung) und nur hier (§ 10 Abs. 5) eine Einholung von Stellungnahmen von Vereinen vor, deren Ziel vorwiegend die Förderung des Naturschutzes und der Landschaftspflege ist (§ 39, 39a NatSchGBln).

Warum ist für Lichterfelde Süd neben der Initiative für ein Landschaftsschutzgebiet die Aufstellung eines Landschaftsplanes erforderlich?

      Weidelandschaft in Lichterfelde-Süd 2011
^   Noch ist die halboffene Weidelandschaft in Lichterfelde-Süd intakt, und noch gibt’s hier die rar gewordenen Wiesen- Vögel.   (Foto: 4.4.2011 – Holderhof)
Durch Festsetzung eines Landschaftsschutzgebietes wird eine damit bestimmte Fläche unter besonderen Schutz gestellt (§ 20 NatSchGBln). Der Umfang eines insoweit geschützten Gebietes ist zur Zeit nicht absehbar. Der von der BVV am 20. Juni 2012 beschlossene
Prüfauftrag "ggf. ... schützen zu können" lässt eigentlich alles offen.

Im Gegensatz zum Landschaftsplan, der vom Bezirksamt festgesetzt wird (§ 10 Abs. 9 NatSchGBln), bedarf es zur Festsetzung eines Landschaftsschutzgebietes einer Rechtsverordnung, die von der zuständigen Senatsverwaltung zu erlassen ist (§ 18 NatSchGBln). Weil diese Behörde aber bestrebt sein dürfte, in Lichterfelde Süd im erheblichen Umfange Wohnungsbau zuzulassen — derzeit bis zu 3.000 Wohneinheiten — ist ein rechtzeitiger Erlass einer solchen Rechtsverordnung wahrscheinlich fraglich.

Im Verfahren zur Festsetzung eines Landschaftsschutzgebietes ist zudem eine Bürgerbeteiligung und eine Einholung von Stellungnahmen von Naturschutzverbänden nicht vorgesehen.

Soweit ein Landschaftsschutzgebiet festgesetzt werden sollte, wird dieses mutmaßlich kaum mehr als den ökologisch besonders wertvollen Teil des hier angesprochenen Grundstückes unter Schutz stellen. Außerhalb eines Landschaftsschutzgebietes würden damit große Flächen verbleiben, die nachhaltigen Landschaftsveränderungen ausgesetzt sein könnten. Im Rahmen eines Landschaftsplanverfahrens ist nicht nur zu prüfen, welche Wirkungen solche Eingriffe auf die betroffene Landschaft entfalten, vielmehr und vor allem sind auch die Folgerungen zu untersuchen, die sich dadurch für das gesamte Umfeld und seine Bewohner ergeben (Verkehrsströme, Naherholung, Mikroklima, Entwicklung sozialer Milieus usw.).

Warum ist ein städtebaulicher (landschaftsplanerischer) Realisierungswettbewerb keine Alternative?

   
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Auch wenn das Bezirksamt in die Bestimmung des Untersuchungsauftrages und die Auswahl der Wettbewerbsgewinner eingebunden sein sollte, unterliegt dieses Verfahren im besonderen Maße dem Einfluss des Investors. Die sich beteiligenden Architekten und Landschaftsplaner werden besonders daran interessiert sein, an einer wirtschaftlichen Nutzung des Grundstückes in Form von Aufträgen des Investors teilzuhaben.

Deshalb können sie nicht ganz frei sein, von den Erwartungen, die der Investor an den Wettbewerb knüpft. Da zudem an der Erhaltung vorgefundener Landschaft weniger zu verdienen sein wird als an deren Veränderung sind die Ergebnisse eines Realisierungswettbewerbs absehbar. Ein solcher Wettbewerb, der auch keine verbindliche Bürgerbeteiligung und keine Anhörung von Naturschutzverbänden vorsieht, kann somit ein Landschaftsplanverfahren nicht ersetzen.

[
Was ist ein Landschaftsplan?]



Defizit an öffentlichem Grün in Lichterfelde-Süd /
Landschaftsplan Lichterfelde-Süd


Schreiben des Aktionsbündnisses vom 26. August 2012 an die zuständige Bezirksstadträtin Markl-Vieto.


Sehr geehrte Frau Markl-Vieto,

gerne kommen wir auf ein kurzes Gespräch zwischen Ihnen und Herrn Niebergall während des Aktionsbündnis-Forums am 10. August 2012 im Stadtteilzentrum (Kieztreff) zurück und übersenden Ihnen die Vorlagen des Bezirksamtes Steglitz an die BVV von 1983 und 1988 zum Landschaftsplanverfahren XII – L2 „Lichterfelde Süd“, das im übrigen unseres Wissens nie eingestellt wurde. Dieser Landschaftsplan betrifft das Stadtgebiet südlich Réaumurstraße/Landweg zwischen Bahntrasse und Osdorfer Straße bis zur Stadtgrenze, die seinerzeitige Parks Range ausgenommen.

Seite 2 der Vorlage vom 29. November 1983 können Sie unter a) entnehmen, dass ein Ziel dieses Landschaftsplans darin besteht, ein Defizit an öffentlichen Grünflächen und Kinderspielplätzen im damaligen Bezirk Steglitz und vor allem hinsichtlich der Thermometer-Siedlung zu verringern. Ein unter anderem deshalb geplanter Erwerb einer Fläche von 36.888 m2 ist vermutlich aufgrund veränderter finanzieller Schwerpunktsetzungen nach der Wiedervereinigung beider Stadthälften nicht vollzogen worden.

Neben einer Unterschutzstellung der Lichterfelder Weiden- und Waldlandschaft etwa in Form eines Landschaftsschutzgebietes besteht nach wie vor ein begründeter Anspruch der Südlichterfelder auf ausreichende Naherholungsflächen. Der Schutz der Natur in Lichterfelde Süd wird nur mit und nicht gegen die dortigen Anwohner möglich sein.

Diese Menschen auf das Umland in Brandenburg zu verweisen, wie es die CA Immo in ihrem Protokoll über das Workshop vom 6. Juli 2012 unternimmt, ist nicht nur kaltherzig und stünde der Politik nicht gut an, es ist auch eine falsche Alternative: Sobald Berlin den Stadtrand bis zur Grenze zubaut, werden auch die Landkreise Teltow-Fläming und Potsdam-Mittelmark ihre Chance nutzen und wie in Teltow-Seehof eine unmittelbar an Berlin anschließende Bebauung beginnen, sehr zur Freude des Finanzsenators, denn die angrenzenden Flächen, ehemalige Rieselfelder, sind fiskalisch Berliner Eigentum.

Die Rechtslage, Landschaftspläne betreffend, hat sich im übrigen seit 1983 nicht grundlegend geändert. Einschließlich jetzt auch der ehemaligen Parks Range, über die 1983 noch die amerikanische Schutzmacht verfügte, stellt — wie auch Sie betonen — das in Rede stehende Areal in Lichterfelde Süd sowohl naturschutzfachlich als auch landschaftlich ein Gebiet von so hoher Wertigkeit dar wie es in Berlin anderen Orts nicht mehr zu finden ist. Eine nun angestrebte nicht unerhebliche bauliche Nutzung dieses Grundstücks führte unvermeidlich unter anderem zu nachhaltigen Landschaftsveränderungen. Deshalb ist mehr noch als 1983 die Aufstellung eines Landschaftsplanes unverzichtbar. Wenn nicht für dieses Grundstück, für welche Fläche in Berlin käme dann noch ein Landschaftsplanverfahren in Frage?

Deshalb appellieren wir an Sie als der für die Landschaftsplanung zuständigen Stadträtin, ohne weiteres Zögern für Lichterfelde Süd ein Landschaftsplanverfahren zu initiieren bzw. das Landschaftsplanverfahren XII – L2 auf erweiterter Grundlage wieder aufzunehmen. Auf die anliegende Stellungnahme weisen wir hin: „Warum ist für Lichterfelde Süd ein Landschaftsplan erforderlich?

Ausfertigungen dieses Schreibens an Sie erlauben wir uns auch Herrn Bezirksbürgermeister Kopp und allen in der BVV vertretenen Fraktionen zu übersenden.

Ihrer Stellungnahme sehen wir mit großem Interesse entgegen. Ein Verzicht auf einen Landschaftsplan für Lichterfelde Süd sollte kaum einer rechtlichen Prüfung standhalten können.

Mit freundlichen Grüßen
Gerhard Niebergall, Helmut Schmidt im
Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde Süd.



S T A A T   K A N N   D A S   N I C H T

Gespräch mit Klaus Groth


Vertreter des Aktionsbündnisses trafen am 20. September 2012 den Investor Klaus Groth im Büro der Groth Development GmbH & Co. KG, Kurfürstendamm 50.


Teilnehmer:
– Klaus Groth, geschäftsführender Gesellschafter der Groth-Gruppe
– Gerd Unger, Dipl.-Ing., Architekt, Geschäftsführer (Groth-Gruppe)
– Helmut Schmidt, Prof. Dr.-Ing. (Aktionsbündnis)
– Gerhard Niebergall (Aktionsbündnis)
Dauer:
20.9.2012, 10.00 bis ca. 11 Uhr

Verlauf:
Das Gespräch entwickelte sich u. a. über einen Gedankenaustausch über verschiedene Bauprojekte. Herr Groth kam sehr schnell auf sein relativ großes Vorhaben in Potsdam-Drewitz, Kirchsteigfeld zu sprechen, das er offenbar als Referenzprojekt für Lichterfelde-Süd ansieht. Zur Philosophie von Herrn Groth gehört nach seiner Darstellung eine Rundumbetreuung seiner Projekte, weil der Staat dies nicht in der Qualität leisten könne, die er für seine Projekte voraussetzte.

In diesem Rahmen lässt er auch die Geschichte eines Baugebiets aufarbeiten, so bei seinem Vorhaben am Hauptbahnhof durch einen "Stadtarchivar Göbel" (?) Dieser solle, wenn wir ihn richtig verstanden, sich auch um Lichterfelde-Süd kümmern. Im Rahmen des Projektes Kirchsteigfeld habe die mit dem Projekt von ihm beauftragte Trägergesellschaft, auch um Jugendliche aus einer nahe gelegenen Plattenbausiedlung zu befrieden, einen inzwischen gut funktionierenden Sportverein aufgezogen und auch eine dort tätige Kirchengemeinde habe dank seiner Unterstützung großen Zulauf in einer dort neu erbauten Kirche.

Sich selbst beschreibt Herr Groth als mittelständischen Unternehmer. Er sei seit Jahrzehnten CDU-Mitglied, ohne parteipolitisch tätig zu sein. Über uns, das Aktionsbündnis, sei er durch einen großen Stapel Unterlegen gut informiert.

Die Größe seines Grundstücks in Lichterfelde Süd gab Herr Groth mit 96,2 ha an. Er gestand zu, dass insbesondere nach dem Weggang der Amerikaner, sich in der ehemaligen Parks Range großflächig schützenswerte Natur entwickelt habe, um die sich eine von ihm initiierte Trägergesellschaft kümmern werde. Der Staat bzw. das Bezirksamt seien grundsätzlich nicht in der Lage, eine solche Aufgabe zu erfüllen. Deshalb übernähmen bei allen seinen Projekten, die Trägergesellschaften die Pflege des Umfeldes, auch wenn dieses öffentlich gewidmet worden sei. Im Zusammenhang mit einer Bebauung rutschten Herr Groth "35 ha" heraus, wobei er sich nicht festlegen ließ, ob damit das zu bebauende oder das baufrei zu bleibende Gebiet gemeint sei.

Kritik an den bekannt gewordenen Planungen der CA Immo konterte Herr Groth jeweils damit, dass deren Pläne nicht seine seien, ohne hinsichtlich seiner Absichten konkret zu werden. Er führte aber aus, dass er zur Zeit ein "Drehbuch" erarbeiten lasse, für das schon ca. 70 Punkte zusammengetragen worden seien.

Für die baufrei bleibende Fläche plant Herr Groth nach seiner Auskunft keinen "Designerpark". Die baufrei bleibende Grünfläche werde seine Trägergesellschaft in die Pflege nehmen "oder glauben Sie (so Groth), dass der Bezirk dies kann?" Von dem von vielen Seiten aus naturschutzfachlicher Sicht hoch gelobten Beweidungsprojekt wollte der ansonsten gut informierte Herr Groth bisher noch nichts gehört haben. Er berichtete aber in diesem Zusammenhang, dass er in den Dithmarschen schon 22 Pferde besitze. Wir erklärten zu diesem Punkt, dass die Fortführung des Beweidungsprojekts für uns nicht verzichtbar sei. Herr Groth räumte ein, dass er sein Grundstück in Lichterfelde Süd bisher nicht persönlich kenne, erklärte sich aber bereit, dieses demnächst einmal, auch zusammen mit uns, zu besuchen.

Hinsichtlich einer Bebauung führten wir aus, dass wir für eine Randbebauung entlang Réaumurstraße/Landweg und auf Gewerbebrachen nahe der Bahntrasse durchaus aufgeschlossen seien, setzten uns aber auch dafür ein, dass die zum Teil etwas zerstreut auf dem Grundstück siedelnden 21 Gewerbebetriebe mit ca. 200 Beschäftigen, etwa konzentriert auf einer Teilfläche, eine Fortführungsmöglichkeit finden müssten. Die Mitarbeiter dieser Betriebe wohnten ganz überwiegend im unmittelbaren Umfeld und seien insoweit wichtige Multiplikatoren für das Ansehen seines Projektes in der ortsansässigen Bevölkerung. Um ein entspanntes Klima für sein angekündigtes Gespräch mit den Gewerbetreibenden zu schaffen, empfahlen wir Herr Groth, eine schon von der CA Immo ausgesprochene Kündigung eines Betriebes zumindest vorerst zurückzunehmen.

Herrn Groth unterrichteten wir über eine kürzlich in der Thermometersiedlung stattgefundene öffentliche Versammlung mit ca. 70 bis 80 Teilnehmern. Herr Staatssekretär Ephraim Gothe habe dort zum aktuellen Sachstand der "Stadtentwicklungsplanung Wohnen" seines Hauses Stellung genommen und dabei großes Interesse an Wohnungsbau in Lichterfelde-Süd bekundet, aber auch bekräftigt, hier nichts gegen den Bezirk zu entscheiden, weil dies ja auch nicht funktionieren könne. Herr Groth erklärte dazu, in einem zeitnahen Gespräch bei SenStadt sei ihm ein ganz anderer Eindruck vermittelt worden. Es werde dort mit Nachdruck an einer Planung für eine Bebauung in Lichterfelde Süd gearbeitet, die man, wenn notwendig, auch gegen den Bezirk umsetzen wolle.

Der Kaufpreis für den Erwerb des Grundstücks in Lichterfelde-Süd ist nach Angaben von Herrn Groth geflossen. Die Eintragung der für sein Vorhaben auf dieser Immobilie gegründeten Projektgesellschaft im Grundbuch erwartet er für Anfang Oktober. Die Negativbescheinigung, mit der die öffentliche Hand auf das ihr zustehende Vorkaufsrecht verzichtet hat, liege vor. Herr Groth wusste in diesem Zusammenhang, dass das Bezirksamt vor der "Wende" Teilflächen seines jetzigen Gründstücks in Lichterfelde-Süd für Zwecke der Naherholung erwerben wollte.

Auf eventuelle "kulturelle Konflikte" zwischen den Bewohnern der benachbarten Thermometer- und Woltmann-Siedlungen, insbesondere einer nicht kleinen Zahl dort ansässiger weitgehend perspektivloser Jugendlicher und den "Neubürgern" in dem von ihm geplanten neuen Wohnquartier machten wir aufmerksam. Herr Groth verwies in diesem Zusammenhang auf seine schon dargestellte Problemlösungskompetenz bei seinem Projekt Kirchsteigfeld in Potsdam-Drehwitz. Für solche Fälle, so Herr Groth, gäbe es in seinem Team auch einen Stadtsoziologen, weil er sich auch hier nicht auf den Staat verlassen wolle.

Das schon genannte "Drehbuch", mit dem wohl der Rahmen des vorgesehenen "städtebaulichen Wettbewerbs" abgesteckt werden soll, beabsichtigt Herr Groth Anfang kommenden Jahres in einen Workshop mit der Verwaltung einzubringen. Mit der Bebauung will er 2015 beginnen.

Fazit:

In Lichterfelde-Süd möchte Herr Groth anscheinend einen neuen Stadtteil etwa in der Dimension der Großsiedlung Kirchsteigfeld in Potsdam-Drewitz realisieren. Ihm stehen nach seiner Auskunft die erforderlichen Fachleute für alle denkbaren Implikationen eines solchen Vorhabens zur Verfügung. Vor allem sieht er Rückendeckung bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung für sich, um sein Projekt gegebenenfalls auch im Konflikt mit dem Bezirk durchzusetzen. Seine uns vermittelte Unkenntnis des Beweidungsprojektes darf man wohl so interpretieren, dass er für dieses kein dauerhaftes Verbleiben auf seinem Grundstück sieht.



P R E S S E - M I T T E I L U N G

Berliner Umweltpreis 2012

Der Berliner Umweltpreis 2012 des BUND e.V. Berlin für „Umwelt-Engagement“ geht an das Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde Süd und die Reitgemeinschaft Holderhof.

Von: Aktionsbündnis Landschaftspark, 6. November 2012. V.i.S.d.P.: Gerhard Niebergall + Helmut Schmidt, 12207 Berlin. [Kontakt]

Wer ist das Aktionsbündnis?

  Herzlichen Glückwunsch!
Das Aktionsbündnis Landschaftspark Lichterfelde-Süd erhält zusammen mit dem Holderhof den
Berliner Umweltpreis 2012
in der Kategorie „Umwelt-Engagement“.
Die Verleihung des Preises erfolgte am
8. November 2012.


[Begründung] [Presse-Mitteilung der BI]

 
Im Herbst 2010 fanden sich vier Anwohner von Lichterfelde Süd zusammen, um ein Aktionsbündnis Lichterfelde Süd ins Leben zu rufen. Sie wollten damit auch an die Arbeit der früher in Lichterfelde Süd sehr aktiven Umweltschutzinitiative Lichterfelde Süd (ULS) anknüpfen. Heute kann das Aktionsbündnis auf über 200 Mitstreiter und Unterstützer zählen, die vielfach bereits langjährig z. B. in Umwelt- und Naturschutzorganisationen, in Umwelt- und Bürgerinitiativen oder in politischen Parteien ehrenamtlich aktiv sind. (Zusätzliche Informationen über das Aktionsbündnis finden Sie auch im Internet unter:
http://pruefstein-lichterfelde-sued.de/ ).

Warum wurde das Aktionsbündnis gegründet?

Im Herbst 2010 stellte die
CA Immo im Stadtplanungsausschuss der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf ein Konzept vor, das südlich der Thermometersiedlung jenseits Réaumurstraße/Landweg, zwischen Bahntrasse, Osdorfer Straße und Stadtgrenze gelegene rund 1.100.000 m2 großes Grundstück mit Wohngebäuden zuzubauen. Die südliche Hälfte dieses Areals sollte durch einen 18-Loch-Golfplatz zwischengenutzt werden.

Sowohl die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung als auch die Bezirksparteien der CDU, SPD und der BündnisGrünen schienen von diesem Vorhaben sehr angetan. Man sprach von der „Pampa“ in Lichterfelde Süd, einem Grundstück, an dessen Nordrand verstreut einige nicht immer ansehnliche Gewerbebetriebe siedeln und das ansonsten durch einen Stacheldrahtzaun abgeriegelt wird, an dem Schilder mit der Aufschrift hängen: „Betreten verboten! Der Eigentümer.“

      Planungsgebiet in Lichterfelde-Süd 2010
^   Das Planungsgebiet in Lichterfelde-Süd. [Vergrößerung]  [In PDF]  [Wertvolle Natur]  [Zur Site-map]   (Grafik: 9.7.2010 – khd-research)
Hinter diesem Zaun befand sich nach dem II. Weltkrieg bis 1994 das von der amerikanischen Schutzmacht unterhaltene Militärübungsgelände „
Parks Range“. Vor allem dort hatte sich, unterstützt durch das langjährige Beweidungsmanagement der Reitgemeinschaft Holderhof, eine sehr artenreiche Weide- und Waldlandschaft entwickelt. Deshalb hatte der Fachbeirat für Naturschutz und Landschaftspflege bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung bereits empfohlen, diese Fläche als Landschaftsschutzgebiet zu sichern. Der Empfehlung erschien der Aktentod gewiss. Dies war die Ausgangslage für das Aktionsbündnis.

Wer ist der Grundstückseigentümer?

Bis 2006 gehörte das gesamte Areal der Deutschen Bahn, die es mit anderen nicht betriebsnotwendigen Immobilien im Zuge ihrer seinerzeit beabsichtigten Privatisierung an den österreichischen Immobilienkonzern CA Immobilien Anlagen AG verkaufte. Eine ganz mit Wald bedeckte Teilfläche von etwa 125.000 m2 in der Südspitze fiel 2010 wieder an die Deutsche Bahn zurück. Den größeren Rest von ca. 963.000 m2 veräußerte die CA Immo kürzlich an die
Groth-Gruppe, und zwar nach Aktionsbündnis-Rechnung zu einem Preis von kaum mehr als 10 Euro/m2. Eine verbindliche Bauleitplanung und selbst ein Beschluss zur Aufstellung eines Bebauungsplanes liegen für das Grundstück bisher nicht vor. Dieser Sachlage trägt der zwischen der CA Immo und der Groth-Gruppe vereinbarte Kaufpreis offensichtlich Rechnung.

Was konnte das Aktionsbündnis bisher erreichen?

Weil Berlin bereits von Golfplätzen geradezu umzingelt wird, war die Golfplatzidee bald passé. Die Argumente pro Golfplatz, „ein Golfplatz mit S-Bahnanschluss ist doch sehr ökologisch“ und „Berliner Golfer tragen nicht weiter ihr Geld nach Brandenburg“ hielten dem Unwillen der vom Aktionsbündnis informierten Anwohner nicht lange stand.

Erörterungen mit den Bezirksparteien führten dazu, dass diese sich für den
Beschluss des Fachbeirats für Naturschutz und Landschaftspflege aus dem Jahr 2010 öffneten. Nach einigem hin und her sprach sich die Bezirksverordnetenversammlung einvernehmlich dafür aus, Grundlagen für ein Landschaftsschutzgebiet in Lichterfelde Süd zu schaffen.

Alle in der Bezirksverordnetenversammlung vertretenen Parteien sprechen sich inzwischen gegen eine massive Bebauung in Lichterfelde Süd aus. Die hausintern bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung noch nicht abgestimmte Stadtentwicklungsplanung Wohnen zeigt hingegen für das in Rede stehende Gebiet noch immer eine flächendeckende Bebauung vor allem mit Einfamilienhäusern. Staatssekretär Gothe versicherte aber in einer öffentlichen Versammlung im August diesen Jahres in Lichterfelde Süd vor rund 80 Besuchern, dass seine Verwaltung keine Planung gegen den Bezirk und die Anwohner betreiben wolle. Unter anderem wohl auch, weil Zweifel an der Belastbarkeit dieser Zusage aufkamen, beauftragte die Bezirksverordnetenversammlung das Bezirksamt einstimmig — wie aus dem Aktionsbündnis vorgeschlagen — die Einleitung eines Landschaftsplanverfahrens zu prüfen.

Bei den politischen Parteien und bei der Groth-Gruppe wirbt das Aktionsbündnis nachdrücklich dafür, dass das Beweidungsmanagement der Reitgemeinschaft Holderhof an seinem bisherigen Standort fortgeführt werden kann. Derzeit trägt die Reitgemeinschaft nicht nur den Aufwand des Beweidungsmanagements und der damit verbundenen Landschaftspflege sondern leistet auch noch monatliche Mietzahlungen an den Eigentümer.

Die planungsrechtlich nur geduldeten und mit kurzfristig kündbaren Mietverträgen versehenen 21 Gewerbetriebe entlang Réaumurstraße/ Landweg mit ihren etwa 200 Mitabeitern hatte die Politik vergessen. Zumindest beim Bezirksamt konnte das Aktionsbündnis auch mit Unterstützung der Kammern ihnen Gehör verschaffen. Mehrere Betriebsinhaber arbeiten inzwischen eigenständig an einem Konzept der räumlichen Konzentration, das Planungssicherheit für die Zukunft im bisherigen Umfeld schaffen soll.

Das Aktionsbündnis befürwortet im begrenzten Umfange Wohnungsbau auf den durch die Gewerbekonzentration entlang Réaumurstraße/Landweg frei werdenden Flächen, der sich allerdings sozialverträglich an die anschließenden Wohnquartiere anfügen muss. Deshalb arbeitet das Aktionsbündnis zurzeit an einem entsprechenden Konzept, das der Politikberatung dienen soll.

Nicht zuletzt setzt sich das Aktionsbündnis dafür ein, dass unmittelbar angrenzend an die Thermometersiedlung ein schon seit Jahrzehnten versprochener Grünzug geschaffen wird, der auch zur Intensivnutzung für Freizeit, Sport und Spiel zur Verfügung steht.

Diese Ziele verfolgt das Aktionsbündnis:

  • wertvolle Natur und Landschaft in Lichterfelde Süd erhalten und schützen,
  • den Südlichterfeldern endlich ein lange schon versprochenes Naherholungsgebiet eröffnen,
  • die gewerblich genutzten Flächen neu ordnen und Arbeitsplätze sichern,
  • das Wohnumfeld von Thermometer- und Woltmann-Siedlung lebenswerter gestalten,
  • Wohnungsbau als Randbebauung sozialverträglich realisieren.

Wie soll es weitergehen?

Über offene Baustellen kann das Aktionsbündnis nicht klagen. Vom halben Berliner Umweltpreis des BUND e.V. erhofft es sich Rückenwind für die Realisierung seiner Ziele.

[
Zur Geschichte von Lichterfelde-Süd]   [Wertvolle Natur in Lichterfelde-Süd]

Echo: [Tagesspiegel] [Berliner Zeitung] [Berliner Woche] [Berliner Morgenpost]
[Teltower Stadt-Blatt]



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